mehr gegeben würde, sonst man künftighin unsere Leute, wenn man sie der That überwiesen, eben so behandeln müste.
Den 6 lichtete unser Jachtschif Boswyk die Anker, und gieng bis zum Papen- berge; so auch
den 7 die Jacht Wieck op See, und
den 9 des Mittags die Flotte Wahlenburg, worauf sich die Capitains und die übrigen von unsern nach Batavia zurükreisenden Leuten befanden.
Den 10 Frühmorgens erhielten wir, wie gewöhnlich, von den auf den Bergen in besondern Wachthäusern befindlichen Schildwachen die Nachricht, daß sich unsere sämtli- chen Schiffe bereits aus dem Gesichte verloren hätten. An eben dem Tage wurden wir vi- sitirt, man gukte jedoch nur zu den Kammern herein. Diesen Abend zwischen neun und zehn Uhr begab sich eine starke Erderschütterung, die Stöße dauerten so lange, daß man etwa 20 zählen konte, so heftig, daß mir in meiner Kammer ein Glas zerbrach, und ob es gleich damit so vorüber gieng, so kam selbige, bei stiller Luft, in der Nachmitternacht, doch nicht so stark, wieder, hernach drei und zulezt noch zwei mal, das man aber kaum spürte.
Den 23 um 11 Uhr verloren wir den Herrn Dieck durch den Tod. Er wurde den 24 des Mittags auf Jnassa, einem kleinen Berge, oder Jnassa no Jamma in Be- gleitung drei großer und zwei kleiner Pramen zur Erde bestattet.
Den 30 habe ich mit einer nach Batavia abgehenden Chinesischen Jonke an den Herrn Doctor Cleyer geschrieben.
Den 1 December musten von allerlei Stoffen zu den Gouverneurs gebracht werden, um für den Kaiser etwas zum Geschenke auszusuchen.
Vom 2 bis 5 wurden des verstorbenen Hrn. Diecks hinterlassene Sachen aufgezeichnet.
Den 7, als am Dienstage, kam der Gouverneur Tsino Cami, vorhin Gense- mon genant, zu Nagasacki an. Einige von Firanda, Omera, Amakusa, Sijnobara, Karatz und andern umliegenden kleinen benachbarten Daimio oder Landesherren auf Kiusju, abgeschikte Benjosen, waren bereits vor ihm da, um auf seine Ankunft zu warten, und ihn aus Respekt gegen den Kaiser zu bewilkommen. Wann es sich von ohngefähr etwa zu- trägt, daß der Landesherr das Bewilkommungskompliment selbst ablegt, so nimt dieser alsdenn dabei den geringsten und untersten Plaz, in Rüksicht auf den Kaiser, nach dessen Befinden er sich erkundigt, ein; so bald hingegen diese Cerimonie vorüber, behauptet er wiederum seinen gehörigen Rang.
Heute
S s 3
Dreizehntes Kap. Ruͤkreiſe von Jedo bis Nagaſacki.
mehr gegeben wuͤrde, ſonſt man kuͤnftighin unſere Leute, wenn man ſie der That uͤberwieſen, eben ſo behandeln muͤſte.
Den 6 lichtete unſer Jachtſchif Boſwyk die Anker, und gieng bis zum Papen- berge; ſo auch
den 7 die Jacht Wieck op See, und
den 9 des Mittags die Flotte Wahlenburg, worauf ſich die Capitains und die uͤbrigen von unſern nach Batavia zuruͤkreiſenden Leuten befanden.
Den 10 Fruͤhmorgens erhielten wir, wie gewoͤhnlich, von den auf den Bergen in beſondern Wachthaͤuſern befindlichen Schildwachen die Nachricht, daß ſich unſere ſaͤmtli- chen Schiffe bereits aus dem Geſichte verloren haͤtten. An eben dem Tage wurden wir vi- ſitirt, man gukte jedoch nur zu den Kammern herein. Dieſen Abend zwiſchen neun und zehn Uhr begab ſich eine ſtarke Erderſchuͤtterung, die Stoͤße dauerten ſo lange, daß man etwa 20 zaͤhlen konte, ſo heftig, daß mir in meiner Kammer ein Glas zerbrach, und ob es gleich damit ſo voruͤber gieng, ſo kam ſelbige, bei ſtiller Luft, in der Nachmitternacht, doch nicht ſo ſtark, wieder, hernach drei und zulezt noch zwei mal, das man aber kaum ſpuͤrte.
Den 23 um 11 Uhr verloren wir den Herrn Dieck durch den Tod. Er wurde den 24 des Mittags auf Jnaſſa, einem kleinen Berge, oder Jnaſſa no Jamma in Be- gleitung drei großer und zwei kleiner Pramen zur Erde beſtattet.
Den 30 habe ich mit einer nach Batavia abgehenden Chineſiſchen Jonke an den Herrn Doctor Cleyer geſchrieben.
Den 1 December muſten von allerlei Stoffen zu den Gouverneurs gebracht werden, um fuͤr den Kaiſer etwas zum Geſchenke auszuſuchen.
Vom 2 bis 5 wurden des verſtorbenen Hrn. Diecks hinterlaſſene Sachen aufgezeichnet.
Den 7, als am Dienſtage, kam der Gouverneur Tſino Cami, vorhin Genſe- mon genant, zu Nagaſacki an. Einige von Firanda, Omera, Amakuſa, Sijnobara, Karatz und andern umliegenden kleinen benachbarten Daimio oder Landesherren auf Kiuſju, abgeſchikte Benjoſen, waren bereits vor ihm da, um auf ſeine Ankunft zu warten, und ihn aus Reſpekt gegen den Kaiſer zu bewilkommen. Wann es ſich von ohngefaͤhr etwa zu- traͤgt, daß der Landesherr das Bewilkommungskompliment ſelbſt ablegt, ſo nimt dieſer alsdenn dabei den geringſten und unterſten Plaz, in Ruͤkſicht auf den Kaiſer, nach deſſen Befinden er ſich erkundigt, ein; ſo bald hingegen dieſe Cerimonie voruͤber, behauptet er wiederum ſeinen gehoͤrigen Rang.
Heute
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[325/0371]
Dreizehntes Kap. Ruͤkreiſe von Jedo bis Nagaſacki.
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eben ſo behandeln muͤſte.
Den 6 lichtete unſer Jachtſchif Boſwyk die Anker, und gieng bis zum Papen-
berge; ſo auch
den 7 die Jacht Wieck op See, und
den 9 des Mittags die Flotte Wahlenburg, worauf ſich die Capitains und die
uͤbrigen von unſern nach Batavia zuruͤkreiſenden Leuten befanden.
Den 10 Fruͤhmorgens erhielten wir, wie gewoͤhnlich, von den auf den Bergen in
beſondern Wachthaͤuſern befindlichen Schildwachen die Nachricht, daß ſich unſere ſaͤmtli-
chen Schiffe bereits aus dem Geſichte verloren haͤtten. An eben dem Tage wurden wir vi-
ſitirt, man gukte jedoch nur zu den Kammern herein. Dieſen Abend zwiſchen neun und
zehn Uhr begab ſich eine ſtarke Erderſchuͤtterung, die Stoͤße dauerten ſo lange, daß man
etwa 20 zaͤhlen konte, ſo heftig, daß mir in meiner Kammer ein Glas zerbrach, und ob
es gleich damit ſo voruͤber gieng, ſo kam ſelbige, bei ſtiller Luft, in der Nachmitternacht,
doch nicht ſo ſtark, wieder, hernach drei und zulezt noch zwei mal, das man aber
kaum ſpuͤrte.
Den 23 um 11 Uhr verloren wir den Herrn Dieck durch den Tod. Er wurde
den 24 des Mittags auf Jnaſſa, einem kleinen Berge, oder Jnaſſa no Jamma in Be-
gleitung drei großer und zwei kleiner Pramen zur Erde beſtattet.
Den 30 habe ich mit einer nach Batavia abgehenden Chineſiſchen Jonke an den
Herrn Doctor Cleyer geſchrieben.
Den 1 December muſten von allerlei Stoffen zu den Gouverneurs gebracht werden,
um fuͤr den Kaiſer etwas zum Geſchenke auszuſuchen.
Vom 2 bis 5 wurden des verſtorbenen Hrn. Diecks hinterlaſſene Sachen aufgezeichnet.
Den 7, als am Dienſtage, kam der Gouverneur Tſino Cami, vorhin Genſe-
mon genant, zu Nagaſacki an. Einige von Firanda, Omera, Amakuſa, Sijnobara,
Karatz und andern umliegenden kleinen benachbarten Daimio oder Landesherren auf Kiuſju,
abgeſchikte Benjoſen, waren bereits vor ihm da, um auf ſeine Ankunft zu warten, und
ihn aus Reſpekt gegen den Kaiſer zu bewilkommen. Wann es ſich von ohngefaͤhr etwa zu-
traͤgt, daß der Landesherr das Bewilkommungskompliment ſelbſt ablegt, ſo nimt dieſer
alsdenn dabei den geringſten und unterſten Plaz, in Ruͤkſicht auf den Kaiſer, nach deſſen
Befinden er ſich erkundigt, ein; ſo bald hingegen dieſe Cerimonie voruͤber, behauptet er
wiederum ſeinen gehoͤrigen Rang.
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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/371>, abgerufen am 23.06.2024.
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