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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

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Kämpfers Geschichte von Japan. Fünftes Buch.
bereits erwähnten Sturm am 8 April eine große Feuersbrunst entstanden war, dabei sich
denn noch dieser traurige Umstand ereignet, daß, da überhaupt jederman vom Felde nach
den Seinigen geeilet, diejenigen Eltern, die ihre Kinder nicht mehr vorgefunden, sondern
in den annoch brennenden Häusern ohne Rettung gesehen, sich zu ihnen freiwillig in die
Flammen gestürzt, und also auch ums Leben gekommen wären. Des Abends um vier Uhr
erreichten wir unser Nachtquartier in der Stadt Kanaja.

Den 2 Mai früh Morgens um vier Uhr sezten wir unsere Reise mit Cangos fort
bis zu dem Dorfe Sinden; nahe dabei am Wege fanden wir einen runden Stein, der ohngefähr
so gros als der Umfang eines Reisehutes und Jonakano Matzno Jsj genant wird, weil
er aus Holz zum Steine geworden; er ist sehr hart und von seinem Orte unbeweglich. Bald
hierauf kamen wir zu der am Berge gelegenen Stadt Nitssaka; nicht weit davon ist eine
Fatzman Mia und ein gewisses schmales zwischen den Wegen, Bergen und Hügeln liegen-
des Feld, das den Namen Jomega Ta, d. i. das Reisfeld der schönen Tochter, führt,
weil einsmals eine Tochter, der ihre Mutter hieselbst einer Straße lang und breit in einem
Tage herumzuhacken befohlen, aus Gehorsam bei der Arbeit an dem Flecken tod geblieben,
wo man auch zum Gedächtnis einen Stein aufgerichtet findet. Jn eben dieser Gegend
zur linken Hand des Gebürges siehet man Alabasterbrüche. Jn Midzke hielten wir Mit-
tag. Des Abends um fünf Uhr kamen wir in Cangos zu der Stadt Famma matz. Wir
ließen hier einen unserer Norimonsträger von zwei Bedienten mit der Uutsbarri schlagen,
von welcher Operation man in meinen Amoenitat. exot. Observ. XI. Fascic. III. wei-
ter nachlesen kan*).

Den 3 Mai brachten wir von des Morgens um 5 bis um 71/2 Uhr nach Meisaka
zu; hier nahmen wir eine Barke und waren in drei viertel Stunden zu Array, wo wir
uns etwas verweilten, weil die Pferde wieder bepakt wurden, das uns in der Herberge auf
einen Jtzebo oder 21/2 Dukaten kam, wofür nur unser Bugjo und die Dolmetscher, wir aber
nichts genossen. Von Array gieng es nach Saringa bamba; man verkaufte hier
Reiskuchen, die man fälschlich für Kasjuwa Mots ausgab, indem diese Art Bäume in
dieser Gegend gar nicht anzutreffen**). Von Saringa bamba zogen wir bei vielen Pur-
pur- und Fleischfarbig blühenden Tsubakibäumen vorbei, und hielten in Futagava Mittag.
Durch das Dorf Mijume notseija, durch die disseitige Vorstadt von Josida, die 160,
und durch die Stadt Josida selbst, die etwa 600 Häuser samt einem kleinem mit niedrigen

Thür-
*) [Spaltenumbruch] Diese Stelle findet sich nur in der Handschr.
des Oheims. Die angeführte Abhandl. aus den
Am. exot. liefre ich im Anhange übersezt.
**) Scheuchzer gedenkt des Orts Saringa[Spaltenumbruch]
bamba und der daselbst verkauften Kuchen gar
nicht, sondern bei ihm geht die Reise von Array
bei den Tsubakibäumen vorbei gleich nach Futa-
gava.

Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch.
bereits erwaͤhnten Sturm am 8 April eine große Feuersbrunſt entſtanden war, dabei ſich
denn noch dieſer traurige Umſtand ereignet, daß, da uͤberhaupt jederman vom Felde nach
den Seinigen geeilet, diejenigen Eltern, die ihre Kinder nicht mehr vorgefunden, ſondern
in den annoch brennenden Haͤuſern ohne Rettung geſehen, ſich zu ihnen freiwillig in die
Flammen geſtuͤrzt, und alſo auch ums Leben gekommen waͤren. Des Abends um vier Uhr
erreichten wir unſer Nachtquartier in der Stadt Kanaja.

Den 2 Mai fruͤh Morgens um vier Uhr ſezten wir unſere Reiſe mit Cangos fort
bis zu dem Dorfe Sinden; nahe dabei am Wege fanden wir einen runden Stein, der ohngefaͤhr
ſo gros als der Umfang eines Reiſehutes und Jonakano Matzno Jſj genant wird, weil
er aus Holz zum Steine geworden; er iſt ſehr hart und von ſeinem Orte unbeweglich. Bald
hierauf kamen wir zu der am Berge gelegenen Stadt Nitsſaka; nicht weit davon iſt eine
Fatzman Mia und ein gewiſſes ſchmales zwiſchen den Wegen, Bergen und Huͤgeln liegen-
des Feld, das den Namen Jomega Ta, d. i. das Reisfeld der ſchoͤnen Tochter, fuͤhrt,
weil einsmals eine Tochter, der ihre Mutter hieſelbſt einer Straße lang und breit in einem
Tage herumzuhacken befohlen, aus Gehorſam bei der Arbeit an dem Flecken tod geblieben,
wo man auch zum Gedaͤchtnis einen Stein aufgerichtet findet. Jn eben dieſer Gegend
zur linken Hand des Gebuͤrges ſiehet man Alabaſterbruͤche. Jn Midzke hielten wir Mit-
tag. Des Abends um fuͤnf Uhr kamen wir in Cangos zu der Stadt Famma matz. Wir
ließen hier einen unſerer Norimonstraͤger von zwei Bedienten mit der Uutsbarri ſchlagen,
von welcher Operation man in meinen Amoenitat. exot. Obſerv. XI. Faſcic. III. wei-
ter nachleſen kan*).

Den 3 Mai brachten wir von des Morgens um 5 bis um 7½ Uhr nach Meiſaka
zu; hier nahmen wir eine Barke und waren in drei viertel Stunden zu Array, wo wir
uns etwas verweilten, weil die Pferde wieder bepakt wurden, das uns in der Herberge auf
einen Jtzebo oder 2½ Dukaten kam, wofuͤr nur unſer Bugjo und die Dolmetſcher, wir aber
nichts genoſſen. Von Array gieng es nach Saringa bamba; man verkaufte hier
Reiskuchen, die man faͤlſchlich fuͤr Kaſjuwa Mots ausgab, indem dieſe Art Baͤume in
dieſer Gegend gar nicht anzutreffen**). Von Saringa bamba zogen wir bei vielen Pur-
pur- und Fleiſchfarbig bluͤhenden Tſubakibaͤumen vorbei, und hielten in Futagava Mittag.
Durch das Dorf Mijume notſeija, durch die diſſeitige Vorſtadt von Joſida, die 160,
und durch die Stadt Joſida ſelbſt, die etwa 600 Haͤuſer ſamt einem kleinem mit niedrigen

Thuͤr-
*) [Spaltenumbruch] Dieſe Stelle findet ſich nur in der Handſchr.
des Oheims. Die angefuͤhrte Abhandl. aus den
Am. exot. liefre ich im Anhange uͤberſezt.
**) Scheuchzer gedenkt des Orts Saringa[Spaltenumbruch]
bamba und der daſelbſt verkauften Kuchen gar
nicht, ſondern bei ihm geht die Reiſe von Array
bei den Tſubakibaͤumen vorbei gleich nach Futa-
gava.
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[362/0408] Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch. bereits erwaͤhnten Sturm am 8 April eine große Feuersbrunſt entſtanden war, dabei ſich denn noch dieſer traurige Umſtand ereignet, daß, da uͤberhaupt jederman vom Felde nach den Seinigen geeilet, diejenigen Eltern, die ihre Kinder nicht mehr vorgefunden, ſondern in den annoch brennenden Haͤuſern ohne Rettung geſehen, ſich zu ihnen freiwillig in die Flammen geſtuͤrzt, und alſo auch ums Leben gekommen waͤren. Des Abends um vier Uhr erreichten wir unſer Nachtquartier in der Stadt Kanaja. Den 2 Mai fruͤh Morgens um vier Uhr ſezten wir unſere Reiſe mit Cangos fort bis zu dem Dorfe Sinden; nahe dabei am Wege fanden wir einen runden Stein, der ohngefaͤhr ſo gros als der Umfang eines Reiſehutes und Jonakano Matzno Jſj genant wird, weil er aus Holz zum Steine geworden; er iſt ſehr hart und von ſeinem Orte unbeweglich. Bald hierauf kamen wir zu der am Berge gelegenen Stadt Nitsſaka; nicht weit davon iſt eine Fatzman Mia und ein gewiſſes ſchmales zwiſchen den Wegen, Bergen und Huͤgeln liegen- des Feld, das den Namen Jomega Ta, d. i. das Reisfeld der ſchoͤnen Tochter, fuͤhrt, weil einsmals eine Tochter, der ihre Mutter hieſelbſt einer Straße lang und breit in einem Tage herumzuhacken befohlen, aus Gehorſam bei der Arbeit an dem Flecken tod geblieben, wo man auch zum Gedaͤchtnis einen Stein aufgerichtet findet. Jn eben dieſer Gegend zur linken Hand des Gebuͤrges ſiehet man Alabaſterbruͤche. Jn Midzke hielten wir Mit- tag. Des Abends um fuͤnf Uhr kamen wir in Cangos zu der Stadt Famma matz. Wir ließen hier einen unſerer Norimonstraͤger von zwei Bedienten mit der Uutsbarri ſchlagen, von welcher Operation man in meinen Amoenitat. exot. Obſerv. XI. Faſcic. III. wei- ter nachleſen kan *). Den 3 Mai brachten wir von des Morgens um 5 bis um 7½ Uhr nach Meiſaka zu; hier nahmen wir eine Barke und waren in drei viertel Stunden zu Array, wo wir uns etwas verweilten, weil die Pferde wieder bepakt wurden, das uns in der Herberge auf einen Jtzebo oder 2½ Dukaten kam, wofuͤr nur unſer Bugjo und die Dolmetſcher, wir aber nichts genoſſen. Von Array gieng es nach Saringa bamba; man verkaufte hier Reiskuchen, die man faͤlſchlich fuͤr Kaſjuwa Mots ausgab, indem dieſe Art Baͤume in dieſer Gegend gar nicht anzutreffen **). Von Saringa bamba zogen wir bei vielen Pur- pur- und Fleiſchfarbig bluͤhenden Tſubakibaͤumen vorbei, und hielten in Futagava Mittag. Durch das Dorf Mijume notſeija, durch die diſſeitige Vorſtadt von Joſida, die 160, und durch die Stadt Joſida ſelbſt, die etwa 600 Haͤuſer ſamt einem kleinem mit niedrigen Thuͤr- *) Dieſe Stelle findet ſich nur in der Handſchr. des Oheims. Die angefuͤhrte Abhandl. aus den Am. exot. liefre ich im Anhange uͤberſezt. **) Scheuchzer gedenkt des Orts Saringa bamba und der daſelbſt verkauften Kuchen gar nicht, ſondern bei ihm geht die Reiſe von Array bei den Tſubakibaͤumen vorbei gleich nach Futa- gava.

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/408>, abgerufen am 22.11.2024.