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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

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Funfzehntes Kap. Rükreise von Jedo bis Nagasacki.
Thürmern versehenen Schlosse*) in sich begreift: denn durch die jenseitige Vorstadt von
240 Häusern mit einer großen (aus 97 oberen Gefachen**)) und 326 Unterbogen ge-
baueten Brücke: hiernächst durch die Dörfer Jootsiia, Koo, Goju und andere mehr
erreichten wir Abends um fünf Uhr unser Nachtlager in der Stadt Ackasacka.

Den 4 Mai, Sonntags, brachen wir des Nachts um halb zwei Uhr schon wie-
der auf, weil es unser unruhige Ksodage (nämlich der Oberdolmetscher) so haben wolte,
und zogen bei hellem Mondschein um 21/2 Uhr durch Ackasacka fort. Wir berührten heute
viele Oerter, als das Dorf Nagasawa, das lange Dorf Fosoodsi, woselbst ein berühm-
ter Tempel und die vorgegebene hohe Schule des Kaisers Tenko ist: ferner die Dörfer
Kambasaki und Seoda, das lange Dorf oder die erste Vorstadt Ofira, und darauf
die Stadt Okasaki, die mit dem wohl gethürmten Kastel am Berge auf einem Hügel, je-
doch so liegt, daß das Kastel von der Stadt mit Mauren und Graben unterschieden ist;
und die nebst der gedachten ersten Vorstadt, woselbst das linker Hand bis nach der See zu
laufende Gebürge mit einer Ebene abwechselt, ziemlich große Häuser und eine Brücke von
23 Bogen, die andere Vorstadt hingegen eine dergleichen von 158 Bogen oder eine Länge
von 208 Matten hat. Von Okasaki machten wir in dem Verfolg unsers Weges durch die
Dörfer Utoo, Osaki+), Ofamma, Ussita, in Tsiriju, auch einem Dorfe, Mittag;
und von da ritten wir durch die Dörfer Jmagava, Ano, Arimatsj, den Flecken Na-
rumi,
das Dorf Kassadira, wo man uns die See Musasj Sjiro zeigte, bis zu der
Vorstadt und die Stadt oder Flecken Mija in eine sehr gute und mit einem schönen Lustgar-
ten versehene Herberge. Gleich am Eingange der Stadt stehet ein Tempel, der von einem
darinnen sitzenden ungeheuren hölzernen Götzenbilde, Seo Sego Umba genant, beinahe
ganz ausgefült wird, es hat selbiges seine linke Hand auf dem linken Knie, die rechte aber
vor sich erhaben auf dem rechten Knie liegen. Außer einem andern Tempel, Namens
Asta, ist noch ein sehr alter Tempel mit dem nemlichen Götzen merkwürdig, weil er von
einem gewissen geschikten Baumeister Fidanno tako ohne eine einzige Säule oder Querbal-
ken sehr künstlich verfertigt worden.

Den 5 Mai war es gelinde Luft und schönes Wetter, als wir uns des Morgens
um halb sechs Uhr hinter unserer Herberge in eine Barke sezten, außen um die Jnseln fuh-
ren und schon um halb zehn Uhr, also in vier Stunden, an dem Ufer des Kastels Naga-
sima,
das keinen Thurm hat, in einer Herberge ausstiegen; nachdem wir hieselbst mit
einer Mahlzeit sehr wohl bedient worden, reiseten wir um 11 Uhr wieder ab, passirten die

Dörfer
*) [Spaltenumbruch] Schenchzer hat im Gegentheil ein großes
Schlos mit hohen Thürmern.
**) [Spaltenumbruch] Fehlt bei Schenchzer, der aber dagegen
die Brücke Josidamatz nent.
+) Des Dorses Osaki gedenkt Scheuchzer nicht
Z z 2

Funfzehntes Kap. Ruͤkreiſe von Jedo bis Nagaſacki.
Thuͤrmern verſehenen Schloſſe*) in ſich begreift: denn durch die jenſeitige Vorſtadt von
240 Haͤuſern mit einer großen (aus 97 oberen Gefachen**)) und 326 Unterbogen ge-
baueten Bruͤcke: hiernaͤchſt durch die Doͤrfer Jootſiia, Koo, Goju und andere mehr
erreichten wir Abends um fuͤnf Uhr unſer Nachtlager in der Stadt Ackaſacka.

Den 4 Mai, Sonntags, brachen wir des Nachts um halb zwei Uhr ſchon wie-
der auf, weil es unſer unruhige Kſodage (naͤmlich der Oberdolmetſcher) ſo haben wolte,
und zogen bei hellem Mondſchein um 2½ Uhr durch Ackaſacka fort. Wir beruͤhrten heute
viele Oerter, als das Dorf Nagaſawa, das lange Dorf Foſoodſi, woſelbſt ein beruͤhm-
ter Tempel und die vorgegebene hohe Schule des Kaiſers Tenko iſt: ferner die Doͤrfer
Kambaſaki und Seoda, das lange Dorf oder die erſte Vorſtadt Ofira, und darauf
die Stadt Okaſaki, die mit dem wohl gethuͤrmten Kaſtel am Berge auf einem Huͤgel, je-
doch ſo liegt, daß das Kaſtel von der Stadt mit Mauren und Graben unterſchieden iſt;
und die nebſt der gedachten erſten Vorſtadt, woſelbſt das linker Hand bis nach der See zu
laufende Gebuͤrge mit einer Ebene abwechſelt, ziemlich große Haͤuſer und eine Bruͤcke von
23 Bogen, die andere Vorſtadt hingegen eine dergleichen von 158 Bogen oder eine Laͤnge
von 208 Matten hat. Von Okaſaki machten wir in dem Verfolg unſers Weges durch die
Doͤrfer Utoo, Oſaki†), Ofamma, Uſſita, in Tſiriju, auch einem Dorfe, Mittag;
und von da ritten wir durch die Doͤrfer Jmagava, Ano, Arimatſj, den Flecken Na-
rumi,
das Dorf Kaſſadira, wo man uns die See Muſaſj Sjiro zeigte, bis zu der
Vorſtadt und die Stadt oder Flecken Mija in eine ſehr gute und mit einem ſchoͤnen Luſtgar-
ten verſehene Herberge. Gleich am Eingange der Stadt ſtehet ein Tempel, der von einem
darinnen ſitzenden ungeheuren hoͤlzernen Goͤtzenbilde, Seo Sego Umba genant, beinahe
ganz ausgefuͤlt wird, es hat ſelbiges ſeine linke Hand auf dem linken Knie, die rechte aber
vor ſich erhaben auf dem rechten Knie liegen. Außer einem andern Tempel, Namens
Aſta, iſt noch ein ſehr alter Tempel mit dem nemlichen Goͤtzen merkwuͤrdig, weil er von
einem gewiſſen geſchikten Baumeiſter Fidanno tako ohne eine einzige Saͤule oder Querbal-
ken ſehr kuͤnſtlich verfertigt worden.

Den 5 Mai war es gelinde Luft und ſchoͤnes Wetter, als wir uns des Morgens
um halb ſechs Uhr hinter unſerer Herberge in eine Barke ſezten, außen um die Jnſeln fuh-
ren und ſchon um halb zehn Uhr, alſo in vier Stunden, an dem Ufer des Kaſtels Naga-
ſima,
das keinen Thurm hat, in einer Herberge ausſtiegen; nachdem wir hieſelbſt mit
einer Mahlzeit ſehr wohl bedient worden, reiſeten wir um 11 Uhr wieder ab, paſſirten die

Doͤrfer
*) [Spaltenumbruch] Schenchzer hat im Gegentheil ein großes
Schlos mit hohen Thuͤrmern.
**) [Spaltenumbruch] Fehlt bei Schenchzer, der aber dagegen
die Bruͤcke Joſidamatz nent.
†) Des Dorſes Oſaki gedenkt Scheuchzer nicht
Z z 2
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[363/0409] Funfzehntes Kap. Ruͤkreiſe von Jedo bis Nagaſacki. Thuͤrmern verſehenen Schloſſe *) in ſich begreift: denn durch die jenſeitige Vorſtadt von 240 Haͤuſern mit einer großen (aus 97 oberen Gefachen **)) und 326 Unterbogen ge- baueten Bruͤcke: hiernaͤchſt durch die Doͤrfer Jootſiia, Koo, Goju und andere mehr erreichten wir Abends um fuͤnf Uhr unſer Nachtlager in der Stadt Ackaſacka. Den 4 Mai, Sonntags, brachen wir des Nachts um halb zwei Uhr ſchon wie- der auf, weil es unſer unruhige Kſodage (naͤmlich der Oberdolmetſcher) ſo haben wolte, und zogen bei hellem Mondſchein um 2½ Uhr durch Ackaſacka fort. Wir beruͤhrten heute viele Oerter, als das Dorf Nagaſawa, das lange Dorf Foſoodſi, woſelbſt ein beruͤhm- ter Tempel und die vorgegebene hohe Schule des Kaiſers Tenko iſt: ferner die Doͤrfer Kambaſaki und Seoda, das lange Dorf oder die erſte Vorſtadt Ofira, und darauf die Stadt Okaſaki, die mit dem wohl gethuͤrmten Kaſtel am Berge auf einem Huͤgel, je- doch ſo liegt, daß das Kaſtel von der Stadt mit Mauren und Graben unterſchieden iſt; und die nebſt der gedachten erſten Vorſtadt, woſelbſt das linker Hand bis nach der See zu laufende Gebuͤrge mit einer Ebene abwechſelt, ziemlich große Haͤuſer und eine Bruͤcke von 23 Bogen, die andere Vorſtadt hingegen eine dergleichen von 158 Bogen oder eine Laͤnge von 208 Matten hat. Von Okaſaki machten wir in dem Verfolg unſers Weges durch die Doͤrfer Utoo, Oſaki †), Ofamma, Uſſita, in Tſiriju, auch einem Dorfe, Mittag; und von da ritten wir durch die Doͤrfer Jmagava, Ano, Arimatſj, den Flecken Na- rumi, das Dorf Kaſſadira, wo man uns die See Muſaſj Sjiro zeigte, bis zu der Vorſtadt und die Stadt oder Flecken Mija in eine ſehr gute und mit einem ſchoͤnen Luſtgar- ten verſehene Herberge. Gleich am Eingange der Stadt ſtehet ein Tempel, der von einem darinnen ſitzenden ungeheuren hoͤlzernen Goͤtzenbilde, Seo Sego Umba genant, beinahe ganz ausgefuͤlt wird, es hat ſelbiges ſeine linke Hand auf dem linken Knie, die rechte aber vor ſich erhaben auf dem rechten Knie liegen. Außer einem andern Tempel, Namens Aſta, iſt noch ein ſehr alter Tempel mit dem nemlichen Goͤtzen merkwuͤrdig, weil er von einem gewiſſen geſchikten Baumeiſter Fidanno tako ohne eine einzige Saͤule oder Querbal- ken ſehr kuͤnſtlich verfertigt worden. Den 5 Mai war es gelinde Luft und ſchoͤnes Wetter, als wir uns des Morgens um halb ſechs Uhr hinter unſerer Herberge in eine Barke ſezten, außen um die Jnſeln fuh- ren und ſchon um halb zehn Uhr, alſo in vier Stunden, an dem Ufer des Kaſtels Naga- ſima, das keinen Thurm hat, in einer Herberge ausſtiegen; nachdem wir hieſelbſt mit einer Mahlzeit ſehr wohl bedient worden, reiſeten wir um 11 Uhr wieder ab, paſſirten die Doͤrfer *) Schenchzer hat im Gegentheil ein großes Schlos mit hohen Thuͤrmern. **) Fehlt bei Schenchzer, der aber dagegen die Bruͤcke Joſidamatz nent. †) Des Dorſes Oſaki gedenkt Scheuchzer nicht Z z 2

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/409>, abgerufen am 22.11.2024.