Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.Kämpfers Geschichte von Japan. Fünftes Buch. sondern hielten etwas oder fasseten sich selbst unter einander an. Längst diesem Götzenchoreist ein Gitter gezogen, auch laufen zwischen der ersten und innern Bilderreihe einige Gänge hindurch. Außerhalb diesem Tempel hinten am Ende der erhabenen Allee längst dem Ge- bäude unterhielt sich das Volk mit Pfeilschießen; das Schiesziel war 170 Schritte lang, und sindet man es in den Japanischen Geschichtbüchern als etwas merkwürdiges aufgezeich- net, daß alhier mancher in einem Tage etliche tausend Pfeile verschossen habe. Nachdem wir nun alles dieses besehen hatten, sezten wir uns in die Cangos und Wir erreichten hiernächst Jammasacka, das nebst dem berühmten Tempel Ja- Den 11 Mai hielten wir einen Rasttag. Beide Gouverneurs bezeigten unserm Den 12 Mai wurden wir nach Symmios, und von da wieder zurük nach Ten- Symmios, ein Tempel, ist ein weiter Plaz, linker Hand an dem Wege nach und *) Scheuchzer sezt: zur Linken.
Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch. ſondern hielten etwas oder faſſeten ſich ſelbſt unter einander an. Laͤngſt dieſem Goͤtzenchoreiſt ein Gitter gezogen, auch laufen zwiſchen der erſten und innern Bilderreihe einige Gaͤnge hindurch. Außerhalb dieſem Tempel hinten am Ende der erhabenen Allee laͤngſt dem Ge- baͤude unterhielt ſich das Volk mit Pfeilſchießen; das Schiesziel war 170 Schritte lang, und ſindet man es in den Japaniſchen Geſchichtbuͤchern als etwas merkwuͤrdiges aufgezeich- net, daß alhier mancher in einem Tage etliche tauſend Pfeile verſchoſſen habe. Nachdem wir nun alles dieſes beſehen hatten, ſezten wir uns in die Cangos und Wir erreichten hiernaͤchſt Jammaſacka, das nebſt dem beruͤhmten Tempel Ja- Den 11 Mai hielten wir einen Raſttag. Beide Gouverneurs bezeigten unſerm Den 12 Mai wurden wir nach Symmios, und von da wieder zuruͤk nach Ten- Symmios, ein Tempel, iſt ein weiter Plaz, linker Hand an dem Wege nach und *) Scheuchzer ſezt: zur Linken.
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Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch.
ſondern hielten etwas oder faſſeten ſich ſelbſt unter einander an. Laͤngſt dieſem Goͤtzenchore
iſt ein Gitter gezogen, auch laufen zwiſchen der erſten und innern Bilderreihe einige Gaͤnge
hindurch. Außerhalb dieſem Tempel hinten am Ende der erhabenen Allee laͤngſt dem Ge-
baͤude unterhielt ſich das Volk mit Pfeilſchießen; das Schiesziel war 170 Schritte lang,
und ſindet man es in den Japaniſchen Geſchichtbuͤchern als etwas merkwuͤrdiges aufgezeich-
net, daß alhier mancher in einem Tage etliche tauſend Pfeile verſchoſſen habe.
Nachdem wir nun alles dieſes beſehen hatten, ſezten wir uns in die Cangos und
ließen uns zu unſern beiden Fahrzeugen durch Fuſimi gleich hin tragen, weil hieſelbſt die
Herbergen eben von ſuͤnf durchreiſenden Landesherrn beſezt waren, und wir alſo keinen Plaz
hatten, wie ſonſt alda eine Mahlzeit zu halten. Wir kamen hierauf nach Jodo, wo man
uns linker Hand den Ort des alten Kio oder Miaco Nara oder Nara no Miaco genant,
und wo ſich ebenfals Daibotstempel befanden, zeigte; es heißet dieſes jetzige Miaco Fie-
ſanno Miaco, davon Joſjiwara 11 Meilen S. Oſtwaͤrts gelegen.
Wir erreichten hiernaͤchſt Jammaſacka, das nebſt dem beruͤhmten Tempel Ja-
maſakka Sengin rechter Hand unten am Berge liegt, und linker Hand auf dem Berge
Jawatta den beruͤhmten Tempel Jawattano Fatzmann hat; und endlich von da in der
Daͤmmerung durch verſchiedene krumme Wege zur Nachmitternachtszeit die Herberge
in Oſacka.
Den 11 Mai hielten wir einen Raſttag. Beide Gouverneurs bezeigten unſerm
Capitain wegen der vorhin in der Aufreiſe gemachten Geſchenke ihre Erkentlichkeit mit etli-
chen Schuyt Silber.
Den 12 Mai wurden wir nach Symmios, und von da wieder zuruͤk nach Ten-
noſj getragen, alwo uns der Wirth ein Tractament bereitet hatte. Linker Hand gleich an
der Stadt Oſacka auf dem offenen Felde war ein bemauerter Plaz, und in deſſen Mitte
ein hohes großes Haus, mit einem großen mitten durchgefuͤhrten Schornſtein, gleich einem
Gieshauſe: alhier verbrante man die Todten, und wenn es in dem Gebaͤude ſelbſt etwa an
Raum fehlte, ſo geſchahe ſolches auch in dem offenen Platze.
Symmios, ein Tempel, iſt ein weiter Plaz, linker Hand an dem Wege nach
Sakai in einem Luſtwalde gelegen. Ein hoher ſteinerner Tori und ein breiter Weg fuͤhrt
zu einer hohen halb Cirkelrunden uͤber ein vorbeilaufendes Waſſer erbaueten Bruͤcke, fuͤr de-
ren Erhaltung man um deswegen Sorge traͤgt, weil viele daran befindliche alte Bruchſtuͤcke
auf die Geſchichte eine Beziehung haben, wiewol ſie der Runde halber beinahe gefaͤhrlich
zu uͤberſteigen iſt; ohnweit davon waren jedoch zwei andere platte Bruͤcken, die man be-
quemlicher paſſiren konte. Jn dem Plaz der Tempel ſelbſt ließen wir zur Rechten *) ein
und
*) Scheuchzer ſezt: zur Linken.
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