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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

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Funfzehntes Kap. Rükreise von Jedo bis Nagasacki.
Tentomatz und Nagawa, bei dunkeler Nacht um sieben Uhr mit Fackeln in den Fle-
cken Utsjino.

Den 19 Mai sind wir des Morgens um fünf Uhr mit Fackeln aus Utsjino 21/2 Meilen
über das Gebürge in Cangos fortgetragen worden, und passirten.

1) den Flecken Jammaije, wo wir unter einem halbstündigen Aufenthalt die
Tragkörbe mit Pferden verwechselten.
2) Maatz Kassua, wo wir neue Pferde erhielten. Es gehet von hier der Weg
nach dem auf 10 Meilen entlegenen großen Tempel Fikosan: wir sahen auf demselben
eben zwei große geschorne mit Säbeln umgürtete Kerls, die ihr Schlafgepäcke auf dem
Rücken trugen, hinreisen; man hielt sie für Jammabospfaffen; einer von der nämlichen
Beschaffenheit folgte ihnen zu Pferde bald nach.
3) Die Stadt Kurume, welche beinahe aus 2000 Häusern bestehet. Vor der-
selben fand sich ein Führer bei uns ein, der uns bis ans Thor brachte. Hier traten von
der zunächst in der Straße in Ordnung stehenden Wache vier Man mit ihren Gewehren
vor und zwei hinter unsern Train; weit vor uns begos man die Straßen mit Wasser, auf
demselben aber war sonst kein Mensch zu sehen und zu hören, indem jeder in seinem Hinter-
hause kniend und in der größesten Stille uns von fern betrachtete. Am Ufer des Schlos-
grabens passirten wir den Plakatplaz vorbei, wo eben ein neues Plakat samt 20 Schuyt
Silbers angeheftet waren, die derjenige zur Belohnung haben solte, welcher den Thäter
eines getödteten Hundes angeben würde, denn so etwas ziehet manchmal Strafen nach sich.
Das Dorf Osymmatz. Von hier gehet ein gleicher Weg zu dem Schwefelberge
Unsen, unter welchem Obamma, ein warmes Bad, am Ufer nach Nagasacki zu, drei
Meilen weit entfernt liegt. Die Japaner glauben, daß Gonnin, der Götze dieses Ber-
ges, es nicht gern hätte, daß etwas von dem Schwefel weggenommen werde, daher sol-
ches auch verboten worden. Es ist dieser Schwefel theils grün, theils gelb. Die eine
Seite des Berges ist ausgebrant und weiß, obgleich kein Vulkan, wohl aber 30 alte meist
ausgedunstete warme Bäder daherum zu sehen sind. Diesen Bädern geben die Pfaffen
verschiedene Namen von Höllen; da z. E. wo ein runder Schein in Form eines Mangeku-
chens entstehet, wird es die Kuchenmacherhölle genent; wo das Wasser wie trüber Sacki
aussiehet, heißet es die Sackibrennerhölle: wo es raset und tobet, als wenn sich Leute schlü-
gen, die Schlägerhölle; an einem andern Orte, die Hölle der ungehorsamen Kinder u. s. w.
Alles, was von Silber ist, wird den Pfaffen, und überhaupt allen, die hieher kommen, ganz
schwarz. Bei hohem Wasser wird Obamma von der See bespült und bedekt.
5) Jokomisomatz, ein Dorf.
6) Jakame, auch ein Dorf, in welchem zwei Gränzpfähle waren, alwo die von
dem Prinzen von Kurume uns mitgegebenen Begleiter von uns Abschied nahmen.
7) Das

Funfzehntes Kap. Ruͤkreiſe von Jedo bis Nagaſacki.
Tentomatz und Nagawa, bei dunkeler Nacht um ſieben Uhr mit Fackeln in den Fle-
cken Utſjino.

Den 19 Mai ſind wir des Morgens um fuͤnf Uhr mit Fackeln aus Utſjino 2½ Meilen
uͤber das Gebuͤrge in Cangos fortgetragen worden, und paſſirten.

1) den Flecken Jammaije, wo wir unter einem halbſtuͤndigen Aufenthalt die
Tragkoͤrbe mit Pferden verwechſelten.
2) Maatz Kaſſua, wo wir neue Pferde erhielten. Es gehet von hier der Weg
nach dem auf 10 Meilen entlegenen großen Tempel Fikoſan: wir ſahen auf demſelben
eben zwei große geſchorne mit Saͤbeln umguͤrtete Kerls, die ihr Schlafgepaͤcke auf dem
Ruͤcken trugen, hinreiſen; man hielt ſie fuͤr Jammabospfaffen; einer von der naͤmlichen
Beſchaffenheit folgte ihnen zu Pferde bald nach.
3) Die Stadt Kurume, welche beinahe aus 2000 Haͤuſern beſtehet. Vor der-
ſelben fand ſich ein Fuͤhrer bei uns ein, der uns bis ans Thor brachte. Hier traten von
der zunaͤchſt in der Straße in Ordnung ſtehenden Wache vier Man mit ihren Gewehren
vor und zwei hinter unſern Train; weit vor uns begos man die Straßen mit Waſſer, auf
demſelben aber war ſonſt kein Menſch zu ſehen und zu hoͤren, indem jeder in ſeinem Hinter-
hauſe kniend und in der groͤßeſten Stille uns von fern betrachtete. Am Ufer des Schlos-
grabens paſſirten wir den Plakatplaz vorbei, wo eben ein neues Plakat ſamt 20 Schuyt
Silbers angeheftet waren, die derjenige zur Belohnung haben ſolte, welcher den Thaͤter
eines getoͤdteten Hundes angeben wuͤrde, denn ſo etwas ziehet manchmal Strafen nach ſich.
Das Dorf Oſymmatz. Von hier gehet ein gleicher Weg zu dem Schwefelberge
Unſen, unter welchem Obamma, ein warmes Bad, am Ufer nach Nagaſacki zu, drei
Meilen weit entfernt liegt. Die Japaner glauben, daß Gonnin, der Goͤtze dieſes Ber-
ges, es nicht gern haͤtte, daß etwas von dem Schwefel weggenommen werde, daher ſol-
ches auch verboten worden. Es iſt dieſer Schwefel theils gruͤn, theils gelb. Die eine
Seite des Berges iſt ausgebrant und weiß, obgleich kein Vulkan, wohl aber 30 alte meiſt
ausgedunſtete warme Baͤder daherum zu ſehen ſind. Dieſen Baͤdern geben die Pfaffen
verſchiedene Namen von Hoͤllen; da z. E. wo ein runder Schein in Form eines Mangeku-
chens entſtehet, wird es die Kuchenmacherhoͤlle genent; wo das Waſſer wie truͤber Sacki
ausſiehet, heißet es die Sackibrennerhoͤlle: wo es raſet und tobet, als wenn ſich Leute ſchluͤ-
gen, die Schlaͤgerhoͤlle; an einem andern Orte, die Hoͤlle der ungehorſamen Kinder u. ſ. w.
Alles, was von Silber iſt, wird den Pfaffen, und uͤberhaupt allen, die hieher kommen, ganz
ſchwarz. Bei hohem Waſſer wird Obamma von der See beſpuͤlt und bedekt.
5) Jokomiſomatz, ein Dorf.
6) Jakame, auch ein Dorf, in welchem zwei Graͤnzpfaͤhle waren, alwo die von
dem Prinzen von Kurume uns mitgegebenen Begleiter von uns Abſchied nahmen.
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[375/0425] Funfzehntes Kap. Ruͤkreiſe von Jedo bis Nagaſacki. Tentomatz und Nagawa, bei dunkeler Nacht um ſieben Uhr mit Fackeln in den Fle- cken Utſjino. Den 19 Mai ſind wir des Morgens um fuͤnf Uhr mit Fackeln aus Utſjino 2½ Meilen uͤber das Gebuͤrge in Cangos fortgetragen worden, und paſſirten. 1) den Flecken Jammaije, wo wir unter einem halbſtuͤndigen Aufenthalt die Tragkoͤrbe mit Pferden verwechſelten. 2) Maatz Kaſſua, wo wir neue Pferde erhielten. Es gehet von hier der Weg nach dem auf 10 Meilen entlegenen großen Tempel Fikoſan: wir ſahen auf demſelben eben zwei große geſchorne mit Saͤbeln umguͤrtete Kerls, die ihr Schlafgepaͤcke auf dem Ruͤcken trugen, hinreiſen; man hielt ſie fuͤr Jammabospfaffen; einer von der naͤmlichen Beſchaffenheit folgte ihnen zu Pferde bald nach. 3) Die Stadt Kurume, welche beinahe aus 2000 Haͤuſern beſtehet. Vor der- ſelben fand ſich ein Fuͤhrer bei uns ein, der uns bis ans Thor brachte. Hier traten von der zunaͤchſt in der Straße in Ordnung ſtehenden Wache vier Man mit ihren Gewehren vor und zwei hinter unſern Train; weit vor uns begos man die Straßen mit Waſſer, auf demſelben aber war ſonſt kein Menſch zu ſehen und zu hoͤren, indem jeder in ſeinem Hinter- hauſe kniend und in der groͤßeſten Stille uns von fern betrachtete. Am Ufer des Schlos- grabens paſſirten wir den Plakatplaz vorbei, wo eben ein neues Plakat ſamt 20 Schuyt Silbers angeheftet waren, die derjenige zur Belohnung haben ſolte, welcher den Thaͤter eines getoͤdteten Hundes angeben wuͤrde, denn ſo etwas ziehet manchmal Strafen nach ſich. Das Dorf Oſymmatz. Von hier gehet ein gleicher Weg zu dem Schwefelberge Unſen, unter welchem Obamma, ein warmes Bad, am Ufer nach Nagaſacki zu, drei Meilen weit entfernt liegt. Die Japaner glauben, daß Gonnin, der Goͤtze dieſes Ber- ges, es nicht gern haͤtte, daß etwas von dem Schwefel weggenommen werde, daher ſol- ches auch verboten worden. Es iſt dieſer Schwefel theils gruͤn, theils gelb. Die eine Seite des Berges iſt ausgebrant und weiß, obgleich kein Vulkan, wohl aber 30 alte meiſt ausgedunſtete warme Baͤder daherum zu ſehen ſind. Dieſen Baͤdern geben die Pfaffen verſchiedene Namen von Hoͤllen; da z. E. wo ein runder Schein in Form eines Mangeku- chens entſtehet, wird es die Kuchenmacherhoͤlle genent; wo das Waſſer wie truͤber Sacki ausſiehet, heißet es die Sackibrennerhoͤlle: wo es raſet und tobet, als wenn ſich Leute ſchluͤ- gen, die Schlaͤgerhoͤlle; an einem andern Orte, die Hoͤlle der ungehorſamen Kinder u. ſ. w. Alles, was von Silber iſt, wird den Pfaffen, und uͤberhaupt allen, die hieher kommen, ganz ſchwarz. Bei hohem Waſſer wird Obamma von der See beſpuͤlt und bedekt. 5) Jokomiſomatz, ein Dorf. 6) Jakame, auch ein Dorf, in welchem zwei Graͤnzpfaͤhle waren, alwo die von dem Prinzen von Kurume uns mitgegebenen Begleiter von uns Abſchied nahmen. 7) Das

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/425>, abgerufen am 22.11.2024.