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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

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Funfzehntes Kap. Rükreise von Jedo bis Nagasacki.
chen Richtplatze, vom Leben zum Tode gebracht; einen Japaner, der mit zur Wache war
bestelt gewesen, und der sich selbst den Bauch aufgeschnitten, nebst noch einem andern
Selbstmörder legte man eingesalzen aufs Rad; zwei wurden enthauptet, und acht Perso-
nen, die nichts bekennen wolten, gebunden in ein Fahrzeug gebracht, und nach Gotho
ins Elend verbant.

Am 29 Julius kamen sieben Barken von dem Landesherrn von Satzuma mit
zwei Patanern an, welche auf die Jnsel Riuku waren verschlagen, und von da nach
Satzuma gebracht worden; sie waren sitsame Leute, und es schien der eine besonders ein
Man von Wissenschaft zu seyn. Der Gouverneur lies sie zu sich rufen, um sich ihres
Landes und ihrer Sprache zu erkundigen; sie gaben durch Zeichen zu verstehen, daß einer von
ihnen 30, der andere 25 Jahr alt sey, und die Lage der ihrem Lande zunächst seyenden
Jnseln deuteten sie mit Steinen an, denen sie die Namen Tambaku, Babasan u. s. w.
beilegten; sie saßen vor dem Pallaste des Gouverneurs plat auf der Erde, und hatten auf
jeder Seite einen auf einer Matte zum Unterschied erhabenen sitzenden Man zur Wache bei
sich; sie waren auf Polnische Manier geschoren, und in ihren Ohren sahe man zwei oder
drei Löcher zum Zierrath; die linke Hand brauchten sie stat der rechten; ihr Kompliment
machten sie wie die Oestlichen Völker mit zusammengeschlagenen und bis zur Stirn erhabe-
nen Händen, oder auch vermittelst einer Verbeugung mit der Stirn bis auf die zur Erde
niedergeschlagenen Hände. Die Japaner halten diese beiden Leute inzwischen in gefängli-
cher Verwahrung*).

Jm Augustmonat langten unsere vier Schiffe nach einander auf einen Tag an;
die beiden leztern kamen über Siam.

Den 1 Oktober machte unsere Compagnie, nachdem sie ihre zweite Camban oder
Verkaufzeit vollendet, die gewöhnlichen Geschenke an die Gouverneurs.

Jn diesen Tagen führte man 50 Sinesen, welche seit geraumer Zeit in einem
Gefängnis beisammen gehalten worden, an eine Jonke, um aus dem Lande vertrieben zu
werden; drei ihrer Mitschuldigen, sagte man, wären enthauptet, einer gekreuzigt, und
die übrigen verwiesen worden, einer aber, ein Unterdolmetscher, habe sich selbst den Bauch

auf-
*) [Spaltenumbruch] Scheuchzer vermehrt hier den Text noch
mit folgendem Zusatz: "Der Transport dieser
beiden gefangenen Pataner kam dem Landesherrn
von Satzuma nicht weniger als auf 10 Kisten
Silbers zu stehen, weil einige der dabei ge-[Spaltenumbruch]
brauchten Schiffe mit 80, und die kleinsten mit
40 Ruderknechten besielt waren, ohne die Kosten
zu rechnen, welche die vornehmen Herren verur-
sachten, die aus Respekt für den Kaiser und den
Landesfürsten zugleich mitkamen.
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Funfzehntes Kap. Ruͤkreiſe von Jedo bis Nagaſacki.
chen Richtplatze, vom Leben zum Tode gebracht; einen Japaner, der mit zur Wache war
beſtelt geweſen, und der ſich ſelbſt den Bauch aufgeſchnitten, nebſt noch einem andern
Selbſtmoͤrder legte man eingeſalzen aufs Rad; zwei wurden enthauptet, und acht Perſo-
nen, die nichts bekennen wolten, gebunden in ein Fahrzeug gebracht, und nach Gotho
ins Elend verbant.

Am 29 Julius kamen ſieben Barken von dem Landesherrn von Satzuma mit
zwei Patanern an, welche auf die Jnſel Riuku waren verſchlagen, und von da nach
Satzuma gebracht worden; ſie waren ſitſame Leute, und es ſchien der eine beſonders ein
Man von Wiſſenſchaft zu ſeyn. Der Gouverneur lies ſie zu ſich rufen, um ſich ihres
Landes und ihrer Sprache zu erkundigen; ſie gaben durch Zeichen zu verſtehen, daß einer von
ihnen 30, der andere 25 Jahr alt ſey, und die Lage der ihrem Lande zunaͤchſt ſeyenden
Jnſeln deuteten ſie mit Steinen an, denen ſie die Namen Tambaku, Babaſan u. ſ. w.
beilegten; ſie ſaßen vor dem Pallaſte des Gouverneurs plat auf der Erde, und hatten auf
jeder Seite einen auf einer Matte zum Unterſchied erhabenen ſitzenden Man zur Wache bei
ſich; ſie waren auf Polniſche Manier geſchoren, und in ihren Ohren ſahe man zwei oder
drei Loͤcher zum Zierrath; die linke Hand brauchten ſie ſtat der rechten; ihr Kompliment
machten ſie wie die Oeſtlichen Voͤlker mit zuſammengeſchlagenen und bis zur Stirn erhabe-
nen Haͤnden, oder auch vermittelſt einer Verbeugung mit der Stirn bis auf die zur Erde
niedergeſchlagenen Haͤnde. Die Japaner halten dieſe beiden Leute inzwiſchen in gefaͤngli-
cher Verwahrung*).

Jm Auguſtmonat langten unſere vier Schiffe nach einander auf einen Tag an;
die beiden leztern kamen uͤber Siam.

Den 1 Oktober machte unſere Compagnie, nachdem ſie ihre zweite Camban oder
Verkaufzeit vollendet, die gewoͤhnlichen Geſchenke an die Gouverneurs.

Jn dieſen Tagen fuͤhrte man 50 Sineſen, welche ſeit geraumer Zeit in einem
Gefaͤngnis beiſammen gehalten worden, an eine Jonke, um aus dem Lande vertrieben zu
werden; drei ihrer Mitſchuldigen, ſagte man, waͤren enthauptet, einer gekreuzigt, und
die uͤbrigen verwieſen worden, einer aber, ein Unterdolmetſcher, habe ſich ſelbſt den Bauch

auf-
*) [Spaltenumbruch] Scheuchzer vermehrt hier den Text noch
mit folgendem Zuſatz: „Der Tranſport dieſer
beiden gefangenen Pataner kam dem Landesherrn
von Satzuma nicht weniger als auf 10 Kiſten
Silbers zu ſtehen, weil einige der dabei ge-[Spaltenumbruch]
brauchten Schiffe mit 80, und die kleinſten mit
40 Ruderknechten beſielt waren, ohne die Koſten
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ſachten, die aus Reſpekt fuͤr den Kaiſer und den
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[381/0431] Funfzehntes Kap. Ruͤkreiſe von Jedo bis Nagaſacki. chen Richtplatze, vom Leben zum Tode gebracht; einen Japaner, der mit zur Wache war beſtelt geweſen, und der ſich ſelbſt den Bauch aufgeſchnitten, nebſt noch einem andern Selbſtmoͤrder legte man eingeſalzen aufs Rad; zwei wurden enthauptet, und acht Perſo- nen, die nichts bekennen wolten, gebunden in ein Fahrzeug gebracht, und nach Gotho ins Elend verbant. Am 29 Julius kamen ſieben Barken von dem Landesherrn von Satzuma mit zwei Patanern an, welche auf die Jnſel Riuku waren verſchlagen, und von da nach Satzuma gebracht worden; ſie waren ſitſame Leute, und es ſchien der eine beſonders ein Man von Wiſſenſchaft zu ſeyn. Der Gouverneur lies ſie zu ſich rufen, um ſich ihres Landes und ihrer Sprache zu erkundigen; ſie gaben durch Zeichen zu verſtehen, daß einer von ihnen 30, der andere 25 Jahr alt ſey, und die Lage der ihrem Lande zunaͤchſt ſeyenden Jnſeln deuteten ſie mit Steinen an, denen ſie die Namen Tambaku, Babaſan u. ſ. w. beilegten; ſie ſaßen vor dem Pallaſte des Gouverneurs plat auf der Erde, und hatten auf jeder Seite einen auf einer Matte zum Unterſchied erhabenen ſitzenden Man zur Wache bei ſich; ſie waren auf Polniſche Manier geſchoren, und in ihren Ohren ſahe man zwei oder drei Loͤcher zum Zierrath; die linke Hand brauchten ſie ſtat der rechten; ihr Kompliment machten ſie wie die Oeſtlichen Voͤlker mit zuſammengeſchlagenen und bis zur Stirn erhabe- nen Haͤnden, oder auch vermittelſt einer Verbeugung mit der Stirn bis auf die zur Erde niedergeſchlagenen Haͤnde. Die Japaner halten dieſe beiden Leute inzwiſchen in gefaͤngli- cher Verwahrung *). Jm Auguſtmonat langten unſere vier Schiffe nach einander auf einen Tag an; die beiden leztern kamen uͤber Siam. Den 1 Oktober machte unſere Compagnie, nachdem ſie ihre zweite Camban oder Verkaufzeit vollendet, die gewoͤhnlichen Geſchenke an die Gouverneurs. Jn dieſen Tagen fuͤhrte man 50 Sineſen, welche ſeit geraumer Zeit in einem Gefaͤngnis beiſammen gehalten worden, an eine Jonke, um aus dem Lande vertrieben zu werden; drei ihrer Mitſchuldigen, ſagte man, waͤren enthauptet, einer gekreuzigt, und die uͤbrigen verwieſen worden, einer aber, ein Unterdolmetſcher, habe ſich ſelbſt den Bauch auf- *) Scheuchzer vermehrt hier den Text noch mit folgendem Zuſatz: „Der Tranſport dieſer beiden gefangenen Pataner kam dem Landesherrn von Satzuma nicht weniger als auf 10 Kiſten Silbers zu ſtehen, weil einige der dabei ge- brauchten Schiffe mit 80, und die kleinſten mit 40 Ruderknechten beſielt waren, ohne die Koſten zu rechnen, welche die vornehmen Herren verur- ſachten, die aus Reſpekt fuͤr den Kaiſer und den Landesfuͤrſten zugleich mitkamen. B b b 3

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/431>, abgerufen am 22.11.2024.