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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

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Nacherinnerung des Herausgebers.
Gute des Herzogs von Northumberland befindet. Diese Abhandlung ist auch ins
Deutsche übersezt unter dem Titel: Geschichte des Thees und Koffees, aus dem En-
glichen, der Herrn John Coackley Lettson und John Ellis, übersezt, und mit
Zusätzen vermehrt. Leipzig
1776. 12. Der deutsche geschikte Uebersetzer hat auch noch
eine in dem Rozierischen Journal de Physique bekant gemachte Abbildung des Hrn.
Fougeroux beigefügt, und aus der Abhandlung dieses Schriftstellers und Andrer den eng-
lischen Text berichtigt, und diese vermehrte Lettsonsche Abhandlung ist jezt unstreitig die
beste, die wir über den Thee haben.

Beide Schriftsteller, Linne' und Lettson haben sehr viele ihrer Bemerkungen
aus Kämpfern genommen, manche aber aus neuern Schriftstellern oder eignen Beobach-
tungen hinzugesezt. Jndes wird es dem Leser hier unstreitig darauf ankommen, das, was
Kämpfer selbst beobachtet hat, und die Figur, die er selbst im Vaterlande des Thees gezeich-
net, hier zu finden. Lettsons Verdacht (S. Gesch des Thees und Koffees S. 20.)
"daß vielleicht die ganze Zeichnung unsers Verfassers nach einem unvolkommnen aufgetrok-
neten Exemplar, oder nach einer, durch die listigen und geschikten Sineser verstelten Pflanze
gemacht sey;" -- dieser Verdacht hat schlechterdings gar keinen Beweis für sich, und
ist vielmehr höchst unwahrscheinlich, wenn man sich erinnert, mit welch ausnehmender
Sorgfalt Kämpfer sich und seine Leser zu unterrichten, und wie genau er alle, auch die
kleinsten Umstände, unter denen er eine Sache gesehn, anzugeben pflegt.

Jch überlasse es also dem Leser, die Figuren und botanischen Beschreibungen bei
Linne' und Lettson selbst nachzusehn, und begnüge mich nur anzumerken, daß man seit
Kämpfers Zeit in der Verpflanzung des Thees nach unsern europäischen Ländern etwas weiter
gegangen, und die Möglichkeit einer künftigen algemeinen Kultur dieser für das Handelsver-
hältnis zwischen Europa und Asien so wichtigen Staude fast völlig bewiesen habe.

Der unsterbliche Linne hatte schon aus der Lage des nördlichen Sina und Japans
und dem bekannten Satze, daß die nordöstlichen Länder unter gleicher Breite weit kälter
sind, als die nordwestlichen, gefolgert, der Theebaum müssen in unsern europäischen Ländern
eben so gut fortkommen, als in seinem bis izt einzigen Vaterlande *). Zwanzig Jahre
durch wandte er alle mögliche Mühe an, diese Folgerung durch die Erfahrung zu bewähren,
und den Theestrauch nach Europa und besonders nach Schweden zu bekommen. Seine er-
sten Versuche ihn durch Saamen zu ziehen mislangen, weil der Saamen entweder schon
aus Sina ranzig gebracht, oder doch auf der weiten Reise verderbt wurde. Er ersuchte dar-
rauf den ältern Gmelin, ihm durch die russischen Karwanen Theesamen kommen zu las-
sen; allein dieses war nicht thunlich, weil alle Handlungen der russischen Kaufleute aufs ge-

naueste
*) S. Amo[unleserliches Material - 4 Zeichen fehlen]. Academ. VII, p. 239.

Nacherinnerung des Herausgebers.
Gute des Herzogs von Northumberland befindet. Dieſe Abhandlung iſt auch ins
Deutſche uͤberſezt unter dem Titel: Geſchichte des Thees und Koffees, aus dem En-
glichen, der Herrn John Coackley Lettſon und John Ellis, uͤberſezt, und mit
Zuſaͤtzen vermehrt. Leipzig
1776. 12. Der deutſche geſchikte Ueberſetzer hat auch noch
eine in dem Rozieriſchen Journal de Phyſique bekant gemachte Abbildung des Hrn.
Fougeroux beigefuͤgt, und aus der Abhandlung dieſes Schriftſtellers und Andrer den eng-
liſchen Text berichtigt, und dieſe vermehrte Lettſonſche Abhandlung iſt jezt unſtreitig die
beſte, die wir uͤber den Thee haben.

Beide Schriftſteller, Linne’ und Lettſon haben ſehr viele ihrer Bemerkungen
aus Kaͤmpfern genommen, manche aber aus neuern Schriftſtellern oder eignen Beobach-
tungen hinzugeſezt. Jndes wird es dem Leſer hier unſtreitig darauf ankommen, das, was
Kaͤmpfer ſelbſt beobachtet hat, und die Figur, die er ſelbſt im Vaterlande des Thees gezeich-
net, hier zu finden. Lettſons Verdacht (S. Geſch des Thees und Koffees S. 20.)
„daß vielleicht die ganze Zeichnung unſers Verfaſſers nach einem unvolkommnen aufgetrok-
neten Exemplar, oder nach einer, durch die liſtigen und geſchikten Sineſer verſtelten Pflanze
gemacht ſey;‟ — dieſer Verdacht hat ſchlechterdings gar keinen Beweis fuͤr ſich, und
iſt vielmehr hoͤchſt unwahrſcheinlich, wenn man ſich erinnert, mit welch ausnehmender
Sorgfalt Kaͤmpfer ſich und ſeine Leſer zu unterrichten, und wie genau er alle, auch die
kleinſten Umſtaͤnde, unter denen er eine Sache geſehn, anzugeben pflegt.

Jch uͤberlaſſe es alſo dem Leſer, die Figuren und botaniſchen Beſchreibungen bei
Linne’ und Lettſon ſelbſt nachzuſehn, und begnuͤge mich nur anzumerken, daß man ſeit
Kaͤmpfers Zeit in der Verpflanzung des Thees nach unſern europaͤiſchen Laͤndern etwas weiter
gegangen, und die Moͤglichkeit einer kuͤnftigen algemeinen Kultur dieſer fuͤr das Handelsver-
haͤltnis zwiſchen Europa und Aſien ſo wichtigen Staude faſt voͤllig bewieſen habe.

Der unſterbliche Linné hatte ſchon aus der Lage des noͤrdlichen Sina und Japans
und dem bekannten Satze, daß die nordoͤſtlichen Laͤnder unter gleicher Breite weit kaͤlter
ſind, als die nordweſtlichen, gefolgert, der Theebaum muͤſſen in unſern europaͤiſchen Laͤndern
eben ſo gut fortkommen, als in ſeinem bis izt einzigen Vaterlande *). Zwanzig Jahre
durch wandte er alle moͤgliche Muͤhe an, dieſe Folgerung durch die Erfahrung zu bewaͤhren,
und den Theeſtrauch nach Europa und beſonders nach Schweden zu bekommen. Seine er-
ſten Verſuche ihn durch Saamen zu ziehen mislangen, weil der Saamen entweder ſchon
aus Sina ranzig gebracht, oder doch auf der weiten Reiſe verderbt wurde. Er erſuchte dar-
rauf den aͤltern Gmelin, ihm durch die ruſſiſchen Karwanen Theeſamen kommen zu laſ-
ſen; allein dieſes war nicht thunlich, weil alle Handlungen der ruſſiſchen Kaufleute aufs ge-

naueſte
*) S. Amo[unleserliches Material – 4 Zeichen fehlen]. Academ. VII, p. 239.
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[462/0526] Nacherinnerung des Herausgebers. Gute des Herzogs von Northumberland befindet. Dieſe Abhandlung iſt auch ins Deutſche uͤberſezt unter dem Titel: Geſchichte des Thees und Koffees, aus dem En- glichen, der Herrn John Coackley Lettſon und John Ellis, uͤberſezt, und mit Zuſaͤtzen vermehrt. Leipzig 1776. 12. Der deutſche geſchikte Ueberſetzer hat auch noch eine in dem Rozieriſchen Journal de Phyſique bekant gemachte Abbildung des Hrn. Fougeroux beigefuͤgt, und aus der Abhandlung dieſes Schriftſtellers und Andrer den eng- liſchen Text berichtigt, und dieſe vermehrte Lettſonſche Abhandlung iſt jezt unſtreitig die beſte, die wir uͤber den Thee haben. Beide Schriftſteller, Linne’ und Lettſon haben ſehr viele ihrer Bemerkungen aus Kaͤmpfern genommen, manche aber aus neuern Schriftſtellern oder eignen Beobach- tungen hinzugeſezt. Jndes wird es dem Leſer hier unſtreitig darauf ankommen, das, was Kaͤmpfer ſelbſt beobachtet hat, und die Figur, die er ſelbſt im Vaterlande des Thees gezeich- net, hier zu finden. Lettſons Verdacht (S. Geſch des Thees und Koffees S. 20.) „daß vielleicht die ganze Zeichnung unſers Verfaſſers nach einem unvolkommnen aufgetrok- neten Exemplar, oder nach einer, durch die liſtigen und geſchikten Sineſer verſtelten Pflanze gemacht ſey;‟ — dieſer Verdacht hat ſchlechterdings gar keinen Beweis fuͤr ſich, und iſt vielmehr hoͤchſt unwahrſcheinlich, wenn man ſich erinnert, mit welch ausnehmender Sorgfalt Kaͤmpfer ſich und ſeine Leſer zu unterrichten, und wie genau er alle, auch die kleinſten Umſtaͤnde, unter denen er eine Sache geſehn, anzugeben pflegt. Jch uͤberlaſſe es alſo dem Leſer, die Figuren und botaniſchen Beſchreibungen bei Linne’ und Lettſon ſelbſt nachzuſehn, und begnuͤge mich nur anzumerken, daß man ſeit Kaͤmpfers Zeit in der Verpflanzung des Thees nach unſern europaͤiſchen Laͤndern etwas weiter gegangen, und die Moͤglichkeit einer kuͤnftigen algemeinen Kultur dieſer fuͤr das Handelsver- haͤltnis zwiſchen Europa und Aſien ſo wichtigen Staude faſt voͤllig bewieſen habe. Der unſterbliche Linné hatte ſchon aus der Lage des noͤrdlichen Sina und Japans und dem bekannten Satze, daß die nordoͤſtlichen Laͤnder unter gleicher Breite weit kaͤlter ſind, als die nordweſtlichen, gefolgert, der Theebaum muͤſſen in unſern europaͤiſchen Laͤndern eben ſo gut fortkommen, als in ſeinem bis izt einzigen Vaterlande *). Zwanzig Jahre durch wandte er alle moͤgliche Muͤhe an, dieſe Folgerung durch die Erfahrung zu bewaͤhren, und den Theeſtrauch nach Europa und beſonders nach Schweden zu bekommen. Seine er- ſten Verſuche ihn durch Saamen zu ziehen mislangen, weil der Saamen entweder ſchon aus Sina ranzig gebracht, oder doch auf der weiten Reiſe verderbt wurde. Er erſuchte dar- rauf den aͤltern Gmelin, ihm durch die ruſſiſchen Karwanen Theeſamen kommen zu laſ- ſen; allein dieſes war nicht thunlich, weil alle Handlungen der ruſſiſchen Kaufleute aufs ge- naueſte *) S. Amo____. Academ. VII, p. 239.

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/526>, abgerufen am 24.11.2024.