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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

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Fünft. Kap. Von der Portugiesen und Castilianer Ankunst.
Dieses Gefecht währte einen halben Tag, und kostete 3000 Japanern das Leben. Man
hat auch an dieser Stelle eine unglaubliche Menge von Waaren, und, wie gesagt wird, an
3000 Kisten Silber, aus dem Grunde des Meers wieder herausgeholt. Man hat mir
sogar erzählt, daß noch vor wenig Jahren hier Silber gefunden wäre. *)

Nachdem endlich das japanische Reich von den Portugiesen und Spaniern auf die
erzählte Art ganz gereinigt worden, ob sich gleich noch immer an verschiednen Orten einige
Patres verborgen hielten; hat man bald darauf am Japanischen Hof erfahren, daß die
Portugiesen am sinesischen Hof und den Regenten von Sina großen Eingang gefunden.
Man fand deshalb nöthig, sehr auf seiner Hut zu seyn, und es wurden auf allen hohen
Bergen Wachthäuser angelegt, und dieselbe mit beständigen Wachen versehen, welche noch
bis diese Stunde immer unterhalten werden. Jhre Pflicht ist, durch angestekte Feuer zu
melden, wenn sie über zehn Schiffe in der See beieinander sehn. Auf die Art kömt eine
solche Nachricht über die Gebirge allemal binnen 24 Stunden nach der kaiserlichen Residenz
Jedo, und daher kan man sich also allemal zur schleunigsten Gegenwehr bereiten, wenn
etwa feindliche Schiffe dies Land solten anfallen wollen. Es ist auch schon von jener Zeit
her eine so gute Einrichtung gemacht worden, daß jeder bei angestektem Bergfeuer weiß,
an welchem Orte und bei welcher Fahne er sich mit seinem Gewehr einzufinden habe?



Sechstes
*) [Spaltenumbruch] Es ist, dünkt mich, doch etwas unwahr-
scheinlich, daß eine so feindselige Begegnung beider
Nationen gegen einander schon im J. 1610 vorge-
fallen seyn solte, da, nach des Verf. eigner Erzäh-
lung, die Castilianischen Kaufleute noch bis 1637
ungestört in Japan blieben. Bei den Spaniern
wäre die Versenkung eines Japanischen Schiffes
eben so ungerecht, als unpolitisch gewesen, da ih-[Spaltenumbruch]
nen an Erhaltung der Japanischen Freundschaft
und Handlung soviel gelegen war; von den Japa-
nern aber wäre es unerklärlich, warum sie, stat
sich mit dem Verlust von 3000 Menschen an einem
einzigen Schif zu rächen, nicht lieber vorher dessen
Ladung verhinderten, und die ganze Nation in ih-
rem Lande vertilgten?
J 3

Fuͤnft. Kap. Von der Portugieſen und Caſtilianer Ankunſt.
Dieſes Gefecht waͤhrte einen halben Tag, und koſtete 3000 Japanern das Leben. Man
hat auch an dieſer Stelle eine unglaubliche Menge von Waaren, und, wie geſagt wird, an
3000 Kiſten Silber, aus dem Grunde des Meers wieder herausgeholt. Man hat mir
ſogar erzaͤhlt, daß noch vor wenig Jahren hier Silber gefunden waͤre. *)

Nachdem endlich das japaniſche Reich von den Portugieſen und Spaniern auf die
erzaͤhlte Art ganz gereinigt worden, ob ſich gleich noch immer an verſchiednen Orten einige
Patres verborgen hielten; hat man bald darauf am Japaniſchen Hof erfahren, daß die
Portugieſen am ſineſiſchen Hof und den Regenten von Sina großen Eingang gefunden.
Man fand deshalb noͤthig, ſehr auf ſeiner Hut zu ſeyn, und es wurden auf allen hohen
Bergen Wachthaͤuſer angelegt, und dieſelbe mit beſtaͤndigen Wachen verſehen, welche noch
bis dieſe Stunde immer unterhalten werden. Jhre Pflicht iſt, durch angeſtekte Feuer zu
melden, wenn ſie uͤber zehn Schiffe in der See beieinander ſehn. Auf die Art koͤmt eine
ſolche Nachricht uͤber die Gebirge allemal binnen 24 Stunden nach der kaiſerlichen Reſidenz
Jedo, und daher kan man ſich alſo allemal zur ſchleunigſten Gegenwehr bereiten, wenn
etwa feindliche Schiffe dies Land ſolten anfallen wollen. Es iſt auch ſchon von jener Zeit
her eine ſo gute Einrichtung gemacht worden, daß jeder bei angeſtektem Bergfeuer weiß,
an welchem Orte und bei welcher Fahne er ſich mit ſeinem Gewehr einzufinden habe?



Sechſtes
*) [Spaltenumbruch] Es iſt, duͤnkt mich, doch etwas unwahr-
ſcheinlich, daß eine ſo feindſelige Begegnung beider
Nationen gegen einander ſchon im J. 1610 vorge-
fallen ſeyn ſolte, da, nach des Verf. eigner Erzaͤh-
lung, die Caſtilianiſchen Kaufleute noch bis 1637
ungeſtoͤrt in Japan blieben. Bei den Spaniern
waͤre die Verſenkung eines Japaniſchen Schiffes
eben ſo ungerecht, als unpolitiſch geweſen, da ih-[Spaltenumbruch]
nen an Erhaltung der Japaniſchen Freundſchaft
und Handlung ſoviel gelegen war; von den Japa-
nern aber waͤre es unerklaͤrlich, warum ſie, ſtat
ſich mit dem Verluſt von 3000 Menſchen an einem
einzigen Schif zu raͤchen, nicht lieber vorher deſſen
Ladung verhinderten, und die ganze Nation in ih-
rem Lande vertilgten?
J 3
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[69/0083] Fuͤnft. Kap. Von der Portugieſen und Caſtilianer Ankunſt. Dieſes Gefecht waͤhrte einen halben Tag, und koſtete 3000 Japanern das Leben. Man hat auch an dieſer Stelle eine unglaubliche Menge von Waaren, und, wie geſagt wird, an 3000 Kiſten Silber, aus dem Grunde des Meers wieder herausgeholt. Man hat mir ſogar erzaͤhlt, daß noch vor wenig Jahren hier Silber gefunden waͤre. *) Nachdem endlich das japaniſche Reich von den Portugieſen und Spaniern auf die erzaͤhlte Art ganz gereinigt worden, ob ſich gleich noch immer an verſchiednen Orten einige Patres verborgen hielten; hat man bald darauf am Japaniſchen Hof erfahren, daß die Portugieſen am ſineſiſchen Hof und den Regenten von Sina großen Eingang gefunden. Man fand deshalb noͤthig, ſehr auf ſeiner Hut zu ſeyn, und es wurden auf allen hohen Bergen Wachthaͤuſer angelegt, und dieſelbe mit beſtaͤndigen Wachen verſehen, welche noch bis dieſe Stunde immer unterhalten werden. Jhre Pflicht iſt, durch angeſtekte Feuer zu melden, wenn ſie uͤber zehn Schiffe in der See beieinander ſehn. Auf die Art koͤmt eine ſolche Nachricht uͤber die Gebirge allemal binnen 24 Stunden nach der kaiſerlichen Reſidenz Jedo, und daher kan man ſich alſo allemal zur ſchleunigſten Gegenwehr bereiten, wenn etwa feindliche Schiffe dies Land ſolten anfallen wollen. Es iſt auch ſchon von jener Zeit her eine ſo gute Einrichtung gemacht worden, daß jeder bei angeſtektem Bergfeuer weiß, an welchem Orte und bei welcher Fahne er ſich mit ſeinem Gewehr einzufinden habe? Sechſtes *) Es iſt, duͤnkt mich, doch etwas unwahr- ſcheinlich, daß eine ſo feindſelige Begegnung beider Nationen gegen einander ſchon im J. 1610 vorge- fallen ſeyn ſolte, da, nach des Verf. eigner Erzaͤh- lung, die Caſtilianiſchen Kaufleute noch bis 1637 ungeſtoͤrt in Japan blieben. Bei den Spaniern waͤre die Verſenkung eines Japaniſchen Schiffes eben ſo ungerecht, als unpolitiſch geweſen, da ih- nen an Erhaltung der Japaniſchen Freundſchaft und Handlung ſoviel gelegen war; von den Japa- nern aber waͤre es unerklaͤrlich, warum ſie, ſtat ſich mit dem Verluſt von 3000 Menſchen an einem einzigen Schif zu raͤchen, nicht lieber vorher deſſen Ladung verhinderten, und die ganze Nation in ih- rem Lande vertilgten? J 3

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/83>, abgerufen am 29.11.2024.