Kale, Jacob: Eine Christliche Leichpredigt/ Am tage der Begrebniß/ des weylandt Hochwirdigen/ Durchleuchtigen/ Hochgebornen Fürsten und Herrn/ Herrn Heinrichen Julij/ Postulierten Bischoff zu Halberstadt/ und Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg/ [et]c. : Welcher in der Königlichen alten Heuptstadt Prage Anno 1613. am 20. Julij ... entschlaffen. Goslar, 1613.ren hette / die mit dem Holtz geferbet weren / alß er in Indien nie gesehen / Darauff forschete der Vnchrist vnd Indianer weiter vnd fragte: Ob denn solche reiche handels Leute nicht stürben / sonderen ewig lebeten? Vnd alß er bericht empfing / ja sie müsten freylich auch sterben / wie andere / Das grosse Gut aber samleten sie jhren Kinderen vnd Erben / Da saget er mit verwunderung darauff: Hilff Gott / wir Indianer haben vnsere Kinder ja so lieb alß andere / (wie sie dann jhre Kinder hertzlich lieben sollen) Aber auff einen solchen Vorrath gedencken wir nicht / sonderen wir haltens dafür / Eadem terra quae nos aluit, illos etiam alet, eben der Erdbodem / der vns ernehret hat / wirds den vnseren auch an Nahrunge nicht mangelen lassen. Das mag mir doch / liebe Christen / von einem wilden Heydnischen Menschen eine vernünfftige Rede / vnd fast eine Christliche Straffpredigt sein / wider den Geitz vnd die leidige Bauchsorge. O wolt Gott wir Christen weren also gesinnet vnd sagten: Eadem terra, idemque Deus, eben die Erde vnnd eben der getrewe Gott / der vns ernehret hat / der wird auch die vnseren ernehren. Zum anderen / so gibt dargegen vns der liebe Gott an diesem Stande auch dieses widerumb zu ponderiren, was wir dieses Standes Personen / als Keysere / Könige / Fürsten / Herren / Grafen / vnd sonderlich deren / die da from vnnd recht gnedige Herren sind / zugeniessen haben / Alle vnsere zeitliche Wolfart haben wir nechst Gott von jhnen / darumb sie rechte Patres Patriae, Vätere des Vaterlandes mit fug genennet werden Augustus./ welches Namens sich dann der Römische Keyser Augustus höchlich erfrewet / vnd dem Valerio Maßala / der jhn im Rath also genennet / für Frewden mit thränen geantwortet / ren hette / die mit dem Holtz geferbet weren / alß er in Indien nie gesehen / Darauff forschete der Vnchrist vnd Indianer weiter vnd fragte: Ob denn solche reiche handels Leute nicht stürben / sonderen ewig lebeten? Vnd alß er bericht empfing / ja sie müsten freylich auch sterben / wie andere / Das grosse Gut aber samleten sie jhren Kinderen vnd Erben / Da saget er mit verwunderung darauff: Hilff Gott / wir Indianer haben vnsere Kinder ja so lieb alß andere / (wie sie dann jhre Kinder hertzlich lieben sollen) Aber auff einen solchen Vorrath gedencken wir nicht / sonderen wir haltens dafür / Eadem terra quae nos aluit, illos etiam alet, eben der Erdbodem / der vns ernehret hat / wirds den vnseren auch an Nahrunge nicht mangelen lassen. Das mag mir doch / liebe Christen / von einem wilden Heydnischen Menschen eine vernünfftige Rede / vnd fast eine Christliche Straffpredigt sein / wider den Geitz vnd die leidige Bauchsorge. O wolt Gott wir Christen weren also gesinnet vnd sagten: Eadem terra, idemque Deus, eben die Erde vnnd eben der getrewe Gott / der vns ernehret hat / der wird auch die vnseren ernehren. Zum anderen / so gibt dargegen vns der liebe Gott an diesem Stande auch dieses widerumb zu ponderiren, was wir dieses Standes Personen / als Keysere / Könige / Fürsten / Herren / Grafen / vnd sonderlich deren / die da from vnnd recht gnedige Herren sind / zugeniessen haben / Alle vnsere zeitliche Wolfart haben wir nechst Gott von jhnen / darumb sie rechte Patres Patriae, Vätere des Vaterlandes mit fug genennet werden Augustus./ welches Namens sich dann der Römische Keyser Augustus höchlich erfrewet / vnd dem Valerio Maßala / der jhn im Rath also genennet / für Frewden mit thränen geantwortet / <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0050"/> ren hette / die mit dem Holtz geferbet weren / alß er in Indien nie gesehen / Darauff forschete der Vnchrist vnd Indianer weiter vnd fragte: Ob denn solche reiche handels Leute nicht stürben / sonderen ewig lebeten? Vnd alß er bericht empfing / ja sie müsten freylich auch sterben / wie andere / Das grosse Gut aber samleten sie jhren Kinderen vnd Erben / Da saget er mit verwunderung darauff: Hilff Gott / wir Indianer haben vnsere Kinder ja so lieb alß andere / (wie sie dann jhre Kinder hertzlich lieben sollen) Aber auff einen solchen Vorrath gedencken wir nicht / sonderen wir haltens dafür / <hi rendition="#i">Eadem terra quae nos aluit, illos etiam alet,</hi> eben der Erdbodem / der vns ernehret hat / wirds den vnseren auch an Nahrunge nicht mangelen lassen. Das mag mir doch / liebe Christen / von einem wilden Heydnischen Menschen eine vernünfftige Rede / vnd fast eine Christliche Straffpredigt sein / wider den Geitz vnd die leidige Bauchsorge. 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Zum anderen / so gibt dargegen vns der liebe Gott an diesem Stande auch dieses widerumb zu ponderiren, was wir dieses Standes Personen / als Keysere / Könige / Fürsten / Herren / Grafen / vnd sonderlich deren / die da from vnnd recht gnedige Herren sind / zugeniessen haben / Alle vnsere zeitliche Wolfart haben wir nechst Gott von jhnen / darumb sie rechte Patres Patriae, Vätere des Vaterlandes mit fug genennet werden / welches Namens sich dann der Römische Keyser Augustus höchlich erfrewet / vnd dem Valerio Maßala / der jhn im Rath also genennet / für Frewden mit thränen geantwortet /
Augustus.
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