Kant, Immanuel: Critik der practischen Vernunft. Riga, 1788.I. Th. II. B. II. Hauptst. Von der Dialectik wachsen war, auszuschmücken, und mit einem Gefolgevon Bestätigungen aus der Naturbetrachtung, die nun allererst hervortraten, wol nicht das Ansehen desselben, (welches schon gegründet war) sondern vielmehr nur das Gepränge mit vermeynter theoretischer Vernunftein- sicht zu befördern. Aus diesen Erinnerungen wird der Leser der Crit. den,
I. Th. II. B. II. Hauptſt. Von der Dialectik wachſen war, auszuſchmuͤcken, und mit einem Gefolgevon Beſtaͤtigungen aus der Naturbetrachtung, die nun allererſt hervortraten, wol nicht das Anſehen deſſelben, (welches ſchon gegruͤndet war) ſondern vielmehr nur das Gepraͤnge mit vermeynter theoretiſcher Vernunftein- ſicht zu befoͤrdern. Aus dieſen Erinnerungen wird der Leſer der Crit. den,
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I. Th. II. B. II. Hauptſt. Von der Dialectik
wachſen war, auszuſchmuͤcken, und mit einem Gefolge
von Beſtaͤtigungen aus der Naturbetrachtung, die nun
allererſt hervortraten, wol nicht das Anſehen deſſelben,
(welches ſchon gegruͤndet war) ſondern vielmehr nur das
Gepraͤnge mit vermeynter theoretiſcher Vernunftein-
ſicht zu befoͤrdern.
Aus dieſen Erinnerungen wird der Leſer der Crit.
d. r. ſpec. Vernunft ſich vollkommen uͤberzeugen: wie
hoͤchſtnoͤthig, wie erſprießlich fuͤr Theologie und Moral,
jene muͤhſame Deduction der Categorien war. Denn
dadurch allein kann verhuͤtet werden, ſie, wenn man ſie
im reinen Verſtande ſetzt, mit Plato, fuͤr angebohren
zu halten, und darauf uͤberſchwengliche Anmaaßungen
mit Theorien des Ueberſinnlichen, wovon man kein En-
de abſieht, zu gruͤnden, dadurch aber die Theologie
zur Zauberlaterne von Hirngeſpenſtern zu machen; wenn
man ſie aber fuͤr erworben haͤlt, zu verhuͤten, daß man
nicht, mit Epicur, allen und jeden Gebrauch derſelben,
ſelbſt den in practiſcher Abſicht, blos auf Gegenſtaͤnde
und Beſtimmungsgruͤnde der Sinne einſchraͤnke. Nun
aber, nachdem die Critik in jener Deduction erſtlich be-
wies, daß ſie nicht empiriſchen Urſprungs ſeyn, ſondern
a priori im reinen Verſtande ihren Sitz und Quelle ha-
ben; zweytens auch, daß, da ſie auf Gegenſtaͤnde uͤber-
haupt, unabhaͤngig von ihrer Anſchauung, bezogen wer-
den,
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