Elementarl. II. Th. I. Abth. II. Buch. I. Hauptst.
Erscheinung enthalten? Diese so natürliche und erhebliche Frage ist nun eigentlich die Ursache, welche eine transscen- dentale Doctrin der Urtheilskraft nothwendig macht, um nemlich die Möglichkeit zu zeigen: wie reine Verstan- desbegriffe auf Erscheinungen überhaupt angewandt wer- den können. In allen anderen Wissenschaften, wo die Begriffe, durch die der Gegenstand allgemein gedacht wird, von denen, die diesen in concreto vorstellen, wie er gegeben wird, nicht so unterschieden und heterogen sind, ist es unnöthig, wegen der Anwendung des ersteren auf den lezten besondere Erörterung zu geben.
Nun ist klar: daß es ein Drittes geben müsse, was einerseits mit der Categorie, andererseits mit der Erschei- nung in Gleichartigkeit stehen muß, und die Anwendung der ersteren auf die lezte möglich macht. Diese vermit- telnde Vorstellung muß rein (ohne alles Empirische) und doch einerseits intellectuel, andererseits sinnlich seyn. Eine solche ist das transscendentale Schema.
Der Verstandesbegriff enthält reine synthetische Ein- heit des Mannigfaltigen überhaupt. Die Zeit, als die for- male Bedingung des Mannigfaltigen des inneren Sinnes, mithin der Verknüpfung aller Vorstellungen, enthält ein Mannigfaltiges a priori in der reinen Anschauung. Nun ist eine transscendentale Zeitbestimmung mit der Categorie (die die Einheit derselben ausmacht) sofern gleichartig, als sie allgemein ist und auf einer Regel a priori beruht. Sie ist aber andererseits mit der Erscheinung so fern
gleich-
Elementarl. II. Th. I. Abth. II. Buch. I. Hauptſt.
Erſcheinung enthalten? Dieſe ſo natuͤrliche und erhebliche Frage iſt nun eigentlich die Urſache, welche eine transſcen- dentale Doctrin der Urtheilskraft nothwendig macht, um nemlich die Moͤglichkeit zu zeigen: wie reine Verſtan- desbegriffe auf Erſcheinungen uͤberhaupt angewandt wer- den koͤnnen. In allen anderen Wiſſenſchaften, wo die Begriffe, durch die der Gegenſtand allgemein gedacht wird, von denen, die dieſen in concreto vorſtellen, wie er gegeben wird, nicht ſo unterſchieden und heterogen ſind, iſt es unnoͤthig, wegen der Anwendung des erſteren auf den lezten beſondere Eroͤrterung zu geben.
Nun iſt klar: daß es ein Drittes geben muͤſſe, was einerſeits mit der Categorie, andererſeits mit der Erſchei- nung in Gleichartigkeit ſtehen muß, und die Anwendung der erſteren auf die lezte moͤglich macht. Dieſe vermit- telnde Vorſtellung muß rein (ohne alles Empiriſche) und doch einerſeits intellectuel, andererſeits ſinnlich ſeyn. Eine ſolche iſt das transſcendentale Schema.
Der Verſtandesbegriff enthaͤlt reine ſynthetiſche Ein- heit des Mannigfaltigen uͤberhaupt. Die Zeit, als die for- male Bedingung des Mannigfaltigen des inneren Sinnes, mithin der Verknuͤpfung aller Vorſtellungen, enthaͤlt ein Mannigfaltiges a priori in der reinen Anſchauung. Nun iſt eine transſcendentale Zeitbeſtimmung mit der Categorie (die die Einheit derſelben ausmacht) ſofern gleichartig, als ſie allgemein iſt und auf einer Regel a priori beruht. Sie iſt aber andererſeits mit der Erſcheinung ſo fern
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Elementarl. II. Th. I. Abth. II. Buch. I. Hauptſt.
Erſcheinung enthalten? Dieſe ſo natuͤrliche und erhebliche
Frage iſt nun eigentlich die Urſache, welche eine transſcen-
dentale Doctrin der Urtheilskraft nothwendig macht,
um nemlich die Moͤglichkeit zu zeigen: wie reine Verſtan-
desbegriffe auf Erſcheinungen uͤberhaupt angewandt wer-
den koͤnnen. In allen anderen Wiſſenſchaften, wo die
Begriffe, durch die der Gegenſtand allgemein gedacht wird,
von denen, die dieſen in concreto vorſtellen, wie er
gegeben wird, nicht ſo unterſchieden und heterogen ſind,
iſt es unnoͤthig, wegen der Anwendung des erſteren auf
den lezten beſondere Eroͤrterung zu geben.
Nun iſt klar: daß es ein Drittes geben muͤſſe, was
einerſeits mit der Categorie, andererſeits mit der Erſchei-
nung in Gleichartigkeit ſtehen muß, und die Anwendung
der erſteren auf die lezte moͤglich macht. Dieſe vermit-
telnde Vorſtellung muß rein (ohne alles Empiriſche) und
doch einerſeits intellectuel, andererſeits ſinnlich ſeyn.
Eine ſolche iſt das transſcendentale Schema.
Der Verſtandesbegriff enthaͤlt reine ſynthetiſche Ein-
heit des Mannigfaltigen uͤberhaupt. Die Zeit, als die for-
male Bedingung des Mannigfaltigen des inneren Sinnes,
mithin der Verknuͤpfung aller Vorſtellungen, enthaͤlt ein
Mannigfaltiges a priori in der reinen Anſchauung. Nun
iſt eine transſcendentale Zeitbeſtimmung mit der Categorie
(die die Einheit derſelben ausmacht) ſofern gleichartig,
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Sie iſt aber andererſeits mit der Erſcheinung ſo fern
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/168>, abgerufen am 23.11.2024.
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