die Bedingung a priori der Möglichkeit einer continuirli- chen Bestimmung aller Stellen vor die Erscheinungen in dieser Zeit, durch die Reihe von Ursachen und Wirkun- gen, deren die erstere der leztern ihr Daseyn unausbleiblich nach sich ziehen, und dadurch die empirische Erkentniß der Zeitverhältnisse vor iede Zeit (allgemein) mithin obiectiv gültig machen.
C. Dritte Analogie. Grundsatz der Gemeinschaft.
Alle Substanzen, sofern sie zugleich seyn, stehen in durchgängiger Gemeinschaft, (d. i. Wechselwirkung unter einander).
Beweis.
Dinge sind zugleich, so fern sie in einer und dersel- ben Zeit existiren. Woran erkent man aber: daß sie in einer und derselben Zeit sind? Wenn die Ordnung in der Synthesis der Apprehension dieses Mannigfaltigen, gleichgültig ist, d. i. von A, durch B, C, D auf E, oder auch umgekehrt von E zu A gehen kan. Denn, wäre sie in der Zeit nach einander (in der Ordnung, die von A anhebt, und in E endigt) so ist es unmöglich, die Appre- hension in der Wahrnehmung von E anzuheben, und rück- werts zu A fortzugehen, weil A zur vergangenen Zeit ge- hört, und also kein Gegenstand der Apprehension mehr seyn kan.
Neh-
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III. Abſch. Syſtemat. Vorſtellung aller ꝛc.
die Bedingung a priori der Moͤglichkeit einer continuirli- chen Beſtimmung aller Stellen vor die Erſcheinungen in dieſer Zeit, durch die Reihe von Urſachen und Wirkun- gen, deren die erſtere der leztern ihr Daſeyn unausbleiblich nach ſich ziehen, und dadurch die empiriſche Erkentniß der Zeitverhaͤltniſſe vor iede Zeit (allgemein) mithin obiectiv guͤltig machen.
C. Dritte Analogie. Grundſatz der Gemeinſchaft.
Alle Subſtanzen, ſofern ſie zugleich ſeyn, ſtehen in durchgaͤngiger Gemeinſchaft, (d. i. Wechſelwirkung unter einander).
Beweis.
Dinge ſind zugleich, ſo fern ſie in einer und derſel- ben Zeit exiſtiren. Woran erkent man aber: daß ſie in einer und derſelben Zeit ſind? Wenn die Ordnung in der Syntheſis der Apprehenſion dieſes Mannigfaltigen, gleichguͤltig iſt, d. i. von A, durch B, C, D auf E, oder auch umgekehrt von E zu A gehen kan. Denn, waͤre ſie in der Zeit nach einander (in der Ordnung, die von A anhebt, und in E endigt) ſo iſt es unmoͤglich, die Appre- henſion in der Wahrnehmung von E anzuheben, und ruͤck- werts zu A fortzugehen, weil A zur vergangenen Zeit ge- hoͤrt, und alſo kein Gegenſtand der Apprehenſion mehr ſeyn kan.
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III. Abſch. Syſtemat. Vorſtellung aller ꝛc.
die Bedingung a priori der Moͤglichkeit einer continuirli-
chen Beſtimmung aller Stellen vor die Erſcheinungen in
dieſer Zeit, durch die Reihe von Urſachen und Wirkun-
gen, deren die erſtere der leztern ihr Daſeyn unausbleiblich
nach ſich ziehen, und dadurch die empiriſche Erkentniß der
Zeitverhaͤltniſſe vor iede Zeit (allgemein) mithin obiectiv
guͤltig machen.
C.
Dritte Analogie.
Grundſatz der Gemeinſchaft.
Alle Subſtanzen, ſofern ſie zugleich ſeyn, ſtehen in
durchgaͤngiger Gemeinſchaft, (d. i. Wechſelwirkung unter
einander).
Beweis.
Dinge ſind zugleich, ſo fern ſie in einer und derſel-
ben Zeit exiſtiren. Woran erkent man aber: daß ſie in
einer und derſelben Zeit ſind? Wenn die Ordnung in
der Syntheſis der Apprehenſion dieſes Mannigfaltigen,
gleichguͤltig iſt, d. i. von A, durch B, C, D auf E, oder
auch umgekehrt von E zu A gehen kan. Denn, waͤre ſie
in der Zeit nach einander (in der Ordnung, die von A
anhebt, und in E endigt) ſo iſt es unmoͤglich, die Appre-
henſion in der Wahrnehmung von E anzuheben, und ruͤck-
werts zu A fortzugehen, weil A zur vergangenen Zeit ge-
hoͤrt, und alſo kein Gegenſtand der Apprehenſion mehr
ſeyn kan.
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/241>, abgerufen am 23.11.2024.
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