herbestimte Harmonie, und konte kein physischer Einfluß seyn. Denn weil alles nur innerlich, d. i. mit seinen Vorstel- lungen beschäftigt ist, so konte der Zustand der Vorstellungen der einen mit dem der andern Substanz in ganz und gar keiner wirksamen Verbindung stehen, sondern es mußte irgend eine dritte, und in alle insgesamt einfliessende Ursache, ihre Zustände einander correspondirend machen, zwar nicht eben durch gelegentlichen, und in iedem einzelnen Falle beson- ders angebrachten Beystand, (Systema assistentiae) son- dern durch die Einheit der Idee einer vor alle gültigen Ur- sache, in welcher sie insgesamt ihr Daseyn und Beharr- lichkeit, mithin auch wechselseitige Correspondenz unter ein- ander nach allgemeinen Gesetzen bekommen müssen.
Viertens: der berühmte Lehrbegriff desselben von Zeit und Raum, darin er diese Formen der Sinnlichkeit intellectuirte, war lediglich aus eben derselben Täuschung der transscendentalen Reflexion entsprungen. Wenn ich mir durch den blossen Verstand äussere Verhältnisse der Dinge vorstellen will, so kan dieses nur vermittelst eines Begriffs ihrer wechselseitigen Wirkung geschehen, und soll ich einen Zustand eben desselben Dinges mit einem andern Zustande verknüpfen, so kan dieses nur in der Ordnung der Gründe und Folgen geschehen. So dachte sich also Leibnitz den Raum als eine gewisse Ordnung in der Ge- meinschaft der Substanzen, und die Zeit als die dynamische Folge ihrer Zustände. Das Eigenthümliche aber, und von
Din-
S 2
Von der Amphibolie der Reflexionsbegriffe.
herbeſtimte Harmonie, und konte kein phyſiſcher Einfluß ſeyn. Denn weil alles nur innerlich, d. i. mit ſeinen Vorſtel- lungen beſchaͤftigt iſt, ſo konte der Zuſtand der Vorſtellungen der einen mit dem der andern Subſtanz in ganz und gar keiner wirkſamen Verbindung ſtehen, ſondern es mußte irgend eine dritte, und in alle insgeſamt einflieſſende Urſache, ihre Zuſtaͤnde einander correſpondirend machen, zwar nicht eben durch gelegentlichen, und in iedem einzelnen Falle beſon- ders angebrachten Beyſtand, (Syſtema aſſiſtentiæ) ſon- dern durch die Einheit der Idee einer vor alle guͤltigen Ur- ſache, in welcher ſie insgeſamt ihr Daſeyn und Beharr- lichkeit, mithin auch wechſelſeitige Correſpondenz unter ein- ander nach allgemeinen Geſetzen bekommen muͤſſen.
Viertens: der beruͤhmte Lehrbegriff deſſelben von Zeit und Raum, darin er dieſe Formen der Sinnlichkeit intellectuirte, war lediglich aus eben derſelben Taͤuſchung der transſcendentalen Reflexion entſprungen. Wenn ich mir durch den bloſſen Verſtand aͤuſſere Verhaͤltniſſe der Dinge vorſtellen will, ſo kan dieſes nur vermittelſt eines Begriffs ihrer wechſelſeitigen Wirkung geſchehen, und ſoll ich einen Zuſtand eben deſſelben Dinges mit einem andern Zuſtande verknuͤpfen, ſo kan dieſes nur in der Ordnung der Gruͤnde und Folgen geſchehen. So dachte ſich alſo Leibnitz den Raum als eine gewiſſe Ordnung in der Ge- meinſchaft der Subſtanzen, und die Zeit als die dynamiſche Folge ihrer Zuſtaͤnde. Das Eigenthuͤmliche aber, und von
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Von der Amphibolie der Reflexionsbegriffe.
herbeſtimte Harmonie, und konte kein phyſiſcher Einfluß
ſeyn. Denn weil alles nur innerlich, d. i. mit ſeinen Vorſtel-
lungen beſchaͤftigt iſt, ſo konte der Zuſtand der Vorſtellungen
der einen mit dem der andern Subſtanz in ganz und gar keiner
wirkſamen Verbindung ſtehen, ſondern es mußte irgend
eine dritte, und in alle insgeſamt einflieſſende Urſache, ihre
Zuſtaͤnde einander correſpondirend machen, zwar nicht eben
durch gelegentlichen, und in iedem einzelnen Falle beſon-
ders angebrachten Beyſtand, (Syſtema aſſiſtentiæ) ſon-
dern durch die Einheit der Idee einer vor alle guͤltigen Ur-
ſache, in welcher ſie insgeſamt ihr Daſeyn und Beharr-
lichkeit, mithin auch wechſelſeitige Correſpondenz unter ein-
ander nach allgemeinen Geſetzen bekommen muͤſſen.
Viertens: der beruͤhmte Lehrbegriff deſſelben von
Zeit und Raum, darin er dieſe Formen der Sinnlichkeit
intellectuirte, war lediglich aus eben derſelben Taͤuſchung
der transſcendentalen Reflexion entſprungen. Wenn ich
mir durch den bloſſen Verſtand aͤuſſere Verhaͤltniſſe der
Dinge vorſtellen will, ſo kan dieſes nur vermittelſt eines
Begriffs ihrer wechſelſeitigen Wirkung geſchehen, und ſoll
ich einen Zuſtand eben deſſelben Dinges mit einem andern
Zuſtande verknuͤpfen, ſo kan dieſes nur in der Ordnung
der Gruͤnde und Folgen geſchehen. So dachte ſich alſo
Leibnitz den Raum als eine gewiſſe Ordnung in der Ge-
meinſchaft der Subſtanzen, und die Zeit als die dynamiſche
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/305>, abgerufen am 22.11.2024.
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