rer speculativen Erkentniß a priori; denn die analytischen sind zwar höchst wichtig und nöthig, aber nur um zu der- ienigen Deutlichkeit der Begriffe zu gelangen, die zu einer sicheren und ausgebreiteten Synthesis, als zu einem wirklich neuen Anbau, erforderlich ist.
Es liegt also hier ein gewisses Geheimniß verborgen *), dessen Aufschluß allein den Fortschritt in dem grenzenlosen Felde der reinen Verstandeserkentniß sicher und zuverläßig machen kan: nemlich mit gehöriger Allgemeinheit den Grund der Möglichkeit synthetischer Urtheile a priori auf- zudecken, die Bedingungen, die eine jede Art derselben möglich machen, einzusehen, und diese ganze Erkentniß (die ihre eigene Gattung ausmacht) in einem System nach ihren ursprünglichen Quellen, Abtheilungen, Umfang und Grenzen, nicht durch einen flüchtigen Umkreis zu bezeich- nen, sondern vollständig und zu iedem Gebrauch hinrei- chend zu bestimmen. So viel vorläufig von dem Eigen- thümlichen, was die synthetischen Urtheile an sich haben.
Aus diesem allen ergiebt sich nun die Idee einer be- sondern Wissenschaft, die zur Critik der reinen Vernunft
die-
*) Wäre es einem von den Alten eingefallen, auch nur diese Frage aufzuwerfen, so würde diese allein allen Sy- stemen der reinen Vernunft bis auf unsere Zeit mächtig widerstanden haben, und hätte so viele eitele Versuche erspahrt, die, ohne zu wissen, womit man eigentlich [zu] thun hat, blindlings unternommen worden.
Einleitung.
rer ſpeculativen Erkentniß a priori; denn die analytiſchen ſind zwar hoͤchſt wichtig und noͤthig, aber nur um zu der- ienigen Deutlichkeit der Begriffe zu gelangen, die zu einer ſicheren und ausgebreiteten Syntheſis, als zu einem wirklich neuen Anbau, erforderlich iſt.
Es liegt alſo hier ein gewiſſes Geheimniß verborgen *), deſſen Aufſchluß allein den Fortſchritt in dem grenzenloſen Felde der reinen Verſtandeserkentniß ſicher und zuverlaͤßig machen kan: nemlich mit gehoͤriger Allgemeinheit den Grund der Moͤglichkeit ſynthetiſcher Urtheile a priori auf- zudecken, die Bedingungen, die eine jede Art derſelben moͤglich machen, einzuſehen, und dieſe ganze Erkentniß (die ihre eigene Gattung ausmacht) in einem Syſtem nach ihren urſpruͤnglichen Quellen, Abtheilungen, Umfang und Grenzen, nicht durch einen fluͤchtigen Umkreis zu bezeich- nen, ſondern vollſtaͤndig und zu iedem Gebrauch hinrei- chend zu beſtimmen. So viel vorlaͤufig von dem Eigen- thuͤmlichen, was die ſynthetiſchen Urtheile an ſich haben.
Aus dieſem allen ergiebt ſich nun die Idee einer be- ſondern Wiſſenſchaft, die zur Critik der reinen Vernunft
die-
*) Waͤre es einem von den Alten eingefallen, auch nur dieſe Frage aufzuwerfen, ſo wuͤrde dieſe allein allen Sy- ſtemen der reinen Vernunft bis auf unſere Zeit maͤchtig widerſtanden haben, und haͤtte ſo viele eitele Verſuche erſpahrt, die, ohne zu wiſſen, womit man eigentlich [zu] thun hat, blindlings unternommen worden.
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Einleitung.
rer ſpeculativen Erkentniß a priori; denn die analytiſchen
ſind zwar hoͤchſt wichtig und noͤthig, aber nur um zu der-
ienigen Deutlichkeit der Begriffe zu gelangen, die zu
einer ſicheren und ausgebreiteten Syntheſis, als zu einem
wirklich neuen Anbau, erforderlich iſt.
Es liegt alſo hier ein gewiſſes Geheimniß verborgen *),
deſſen Aufſchluß allein den Fortſchritt in dem grenzenloſen
Felde der reinen Verſtandeserkentniß ſicher und zuverlaͤßig
machen kan: nemlich mit gehoͤriger Allgemeinheit den
Grund der Moͤglichkeit ſynthetiſcher Urtheile a priori auf-
zudecken, die Bedingungen, die eine jede Art derſelben
moͤglich machen, einzuſehen, und dieſe ganze Erkentniß
(die ihre eigene Gattung ausmacht) in einem Syſtem nach
ihren urſpruͤnglichen Quellen, Abtheilungen, Umfang und
Grenzen, nicht durch einen fluͤchtigen Umkreis zu bezeich-
nen, ſondern vollſtaͤndig und zu iedem Gebrauch hinrei-
chend zu beſtimmen. So viel vorlaͤufig von dem Eigen-
thuͤmlichen, was die ſynthetiſchen Urtheile an ſich haben.
Aus dieſem allen ergiebt ſich nun die Idee einer be-
ſondern Wiſſenſchaft, die zur Critik der reinen Vernunft
die-
*) Waͤre es einem von den Alten eingefallen, auch nur
dieſe Frage aufzuwerfen, ſo wuͤrde dieſe allein allen Sy-
ſtemen der reinen Vernunft bis auf unſere Zeit maͤchtig
widerſtanden haben, und haͤtte ſo viele eitele Verſuche
erſpahrt, die, ohne zu wiſſen, womit man eigentlich zu
thun hat, blindlings unternommen worden.
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/40>, abgerufen am 21.11.2024.
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