Veyspiel der Beurtheilung durch Geschmack sey und selbst den Geschmack von jedermann beurtheilen muß. Jdee bedeutet eigentlich einen Vernunftbegrif, und Jdeal die Vorstellung eines einzelnen als einer Jdee adäquaten Wesens. Daher kann jenes Urbild des Geschmacks, wel- ches freylich auf der unbestimmten Jdee der Vernunft von einem Maximum beruht, aber doch nicht durch Be- griffe, sondern nur in einzelner Darstellung kann vorge- stellt werden, besser das Jdeal des Schönen genannt werden, dergleichen wir, wenn wir gleich nicht im Be- sitze desselben sind, doch in uns hervorzubringen streben. Es wird aber blos ein Jdeal der Einbildungskraft seyn, eben darum, weil es nicht auf Begriffen, sondern auf der Darstellung beruht; das Vermögen der Darstellung aber ist die Einbildungskraft. -- Wie gelangen wir nun zu einem solchen Jdeale der Schönheit? A priori oder empirisch? Jmgleichen welche Gattung des Schönen ist eines Jdeals fähig?
Zuerst ist wohl zu bemerken, daß die Schönheit, zu der ein Jdeal gesucht werden soll, keine vage, sondern durch einem Begrif von objectiver Zweckmäßigkeit fixirte Schönheit seyn, folglich keinem Objecte eines ganz rei- nen, sondern zum Theil intellectuirten Geschmacksur- theils angehören müsse, d. i. in welcher Art von Grün- den der Beurtheilung ein Jdeal statt finden soll, da muß irgend eine Jdee der Vernunft nach bestimmten Begriffen zum Grunde liegen, die a priori den Zweck bestimmet,
I. Th. Critik der aͤſthetiſchen Urtheilskraft.
Veyſpiel der Beurtheilung durch Geſchmack ſey und ſelbſt den Geſchmack von jedermann beurtheilen muß. Jdee bedeutet eigentlich einen Vernunftbegrif, und Jdeal die Vorſtellung eines einzelnen als einer Jdee adaͤquaten Weſens. Daher kann jenes Urbild des Geſchmacks, wel- ches freylich auf der unbeſtimmten Jdee der Vernunft von einem Maximum beruht, aber doch nicht durch Be- griffe, ſondern nur in einzelner Darſtellung kann vorge- ſtellt werden, beſſer das Jdeal des Schoͤnen genannt werden, dergleichen wir, wenn wir gleich nicht im Be- ſitze deſſelben ſind, doch in uns hervorzubringen ſtreben. Es wird aber blos ein Jdeal der Einbildungskraft ſeyn, eben darum, weil es nicht auf Begriffen, ſondern auf der Darſtellung beruht; das Vermoͤgen der Darſtellung aber iſt die Einbildungskraft. — Wie gelangen wir nun zu einem ſolchen Jdeale der Schoͤnheit? A priori oder empiriſch? Jmgleichen welche Gattung des Schoͤnen iſt eines Jdeals faͤhig?
Zuerſt iſt wohl zu bemerken, daß die Schoͤnheit, zu der ein Jdeal geſucht werden ſoll, keine vage, ſondern durch einem Begrif von objectiver Zweckmaͤßigkeit fixirte Schoͤnheit ſeyn, folglich keinem Objecte eines ganz rei- nen, ſondern zum Theil intellectuirten Geſchmacksur- theils angehoͤren muͤſſe, d. i. in welcher Art von Gruͤn- den der Beurtheilung ein Jdeal ſtatt finden ſoll, da muß irgend eine Jdee der Vernunft nach beſtimmten Begriffen zum Grunde liegen, die a priori den Zweck beſtimmet,
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I. Th. Critik der aͤſthetiſchen Urtheilskraft.
Veyſpiel der Beurtheilung durch Geſchmack ſey und ſelbſt
den Geſchmack von jedermann beurtheilen muß. Jdee
bedeutet eigentlich einen Vernunftbegrif, und Jdeal die
Vorſtellung eines einzelnen als einer Jdee adaͤquaten
Weſens. Daher kann jenes Urbild des Geſchmacks, wel-
ches freylich auf der unbeſtimmten Jdee der Vernunft
von einem Maximum beruht, aber doch nicht durch Be-
griffe, ſondern nur in einzelner Darſtellung kann vorge-
ſtellt werden, beſſer das Jdeal des Schoͤnen genannt
werden, dergleichen wir, wenn wir gleich nicht im Be-
ſitze deſſelben ſind, doch in uns hervorzubringen ſtreben.
Es wird aber blos ein Jdeal der Einbildungskraft ſeyn,
eben darum, weil es nicht auf Begriffen, ſondern auf
der Darſtellung beruht; das Vermoͤgen der Darſtellung
aber iſt die Einbildungskraft. — Wie gelangen wir nun
zu einem ſolchen Jdeale der Schoͤnheit? A priori oder
empiriſch? Jmgleichen welche Gattung des Schoͤnen iſt
eines Jdeals faͤhig?
Zuerſt iſt wohl zu bemerken, daß die Schoͤnheit, zu
der ein Jdeal geſucht werden ſoll, keine vage, ſondern
durch einem Begrif von objectiver Zweckmaͤßigkeit fixirte
Schoͤnheit ſeyn, folglich keinem Objecte eines ganz rei-
nen, ſondern zum Theil intellectuirten Geſchmacksur-
theils angehoͤren muͤſſe, d. i. in welcher Art von Gruͤn-
den der Beurtheilung ein Jdeal ſtatt finden ſoll, da muß
irgend eine Jdee der Vernunft nach beſtimmten Begriffen
zum Grunde liegen, die a priori den Zweck beſtimmet,
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Kant, Immanuel: Critik der Urtheilskraft. Berlin u. a., 1790, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_urtheilskraft_1790/118>, abgerufen am 16.07.2024.
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