rum überhaupt Menschen dort leben müssen. Also sagen: daß darum Dünste aus der Luft in der Form des Schnees herunterfallen, das Meer seine Ströhme habe, welche das in wärmern Ländern gewachsene Holz dahin schwemmen und große mit Oel angefüllte Seethiere da sind: weil der Ursache, die alle die Na- turproducte herbeyschaft, die Jdee eines Vortheils für gewisse armseelige Geschöpfe zum Grunde liege, wäre ein sehr gewagtes und willkührliches Ur- theil. Denn, wenn alle diese Naturnützlichkeit auch nicht wäre, so würden wir nichts an der Zulänglichkeit der Naturursachen zu dieser Beschaffen- heit vermissen, vielmehr eine solche Anlage auch nur zu verlangen und der Natur einen solchen Zweck zu- zumuthen (da ohnedem nur die größte Unverträglich- keit der Menschen unter einander sie bis in so un- wirthbare Gegenden hat versprengen können), würde uns selbst vermessen und unüberlegt zu seyn dünken.
§. 64. Von dem eigenthümlichen Character der Dinge als Naturzwecke.
Um einzusehen, daß ein Ding nur als Zweck möglich sey, d. i. die Caussalität seines Ursprungs nicht im Mechanism der Natur, sondern in einer Ur- sache, deren Vermögen zu wirken durch Begriffe be- stimmt wird, suchen zu müssen, dazu wird erfodert:
II. Th. Critik der teleologiſchen Urtheilskraft.
rum uͤberhaupt Menſchen dort leben muͤſſen. Alſo ſagen: daß darum Duͤnſte aus der Luft in der Form des Schnees herunterfallen, das Meer ſeine Stroͤhme habe, welche das in waͤrmern Laͤndern gewachſene Holz dahin ſchwemmen und große mit Oel angefuͤllte Seethiere da ſind: weil der Urſache, die alle die Na- turproducte herbeyſchaft, die Jdee eines Vortheils fuͤr gewiſſe armſeelige Geſchoͤpfe zum Grunde liege, waͤre ein ſehr gewagtes und willkuͤhrliches Ur- theil. Denn, wenn alle dieſe Naturnuͤtzlichkeit auch nicht waͤre, ſo wuͤrden wir nichts an der Zulaͤnglichkeit der Natururſachen zu dieſer Beſchaffen- heit vermiſſen, vielmehr eine ſolche Anlage auch nur zu verlangen und der Natur einen ſolchen Zweck zu- zumuthen (da ohnedem nur die groͤßte Unvertraͤglich- keit der Menſchen unter einander ſie bis in ſo un- wirthbare Gegenden hat verſprengen koͤnnen), wuͤrde uns ſelbſt vermeſſen und unuͤberlegt zu ſeyn duͤnken.
§. 64. Von dem eigenthuͤmlichen Character der Dinge als Naturzwecke.
Um einzuſehen, daß ein Ding nur als Zweck moͤglich ſey, d. i. die Cauſſalitaͤt ſeines Urſprungs nicht im Mechanism der Natur, ſondern in einer Ur- ſache, deren Vermoͤgen zu wirken durch Begriffe be- ſtimmt wird, ſuchen zu muͤſſen, dazu wird erfodert:
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II. Th. Critik der teleologiſchen Urtheilskraft.
rum uͤberhaupt Menſchen dort leben muͤſſen. Alſo
ſagen: daß darum Duͤnſte aus der Luft in der Form
des Schnees herunterfallen, das Meer ſeine Stroͤhme
habe, welche das in waͤrmern Laͤndern gewachſene
Holz dahin ſchwemmen und große mit Oel angefuͤllte
Seethiere da ſind: weil der Urſache, die alle die Na-
turproducte herbeyſchaft, die Jdee eines Vortheils
fuͤr gewiſſe armſeelige Geſchoͤpfe zum Grunde liege,
waͤre ein ſehr gewagtes und willkuͤhrliches Ur-
theil. Denn, wenn alle dieſe Naturnuͤtzlichkeit
auch nicht waͤre, ſo wuͤrden wir nichts an der
Zulaͤnglichkeit der Natururſachen zu dieſer Beſchaffen-
heit vermiſſen, vielmehr eine ſolche Anlage auch nur
zu verlangen und der Natur einen ſolchen Zweck zu-
zumuthen (da ohnedem nur die groͤßte Unvertraͤglich-
keit der Menſchen unter einander ſie bis in ſo un-
wirthbare Gegenden hat verſprengen koͤnnen), wuͤrde
uns ſelbſt vermeſſen und unuͤberlegt zu ſeyn duͤnken.
§. 64.
Von dem eigenthuͤmlichen Character der
Dinge als Naturzwecke.
Um einzuſehen, daß ein Ding nur als Zweck
moͤglich ſey, d. i. die Cauſſalitaͤt ſeines Urſprungs
nicht im Mechanism der Natur, ſondern in einer Ur-
ſache, deren Vermoͤgen zu wirken durch Begriffe be-
ſtimmt wird, ſuchen zu muͤſſen, dazu wird erfodert:
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Kant, Immanuel: Critik der Urtheilskraft. Berlin u. a., 1790, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_urtheilskraft_1790/344>, abgerufen am 16.06.2024.
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