Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.Zweytes Buch. Bey dem Grabe Heinrichs laut erschollen Sind die Jubel von den freudenvollen Bürgern, auf dem frey gewordnen Wall. Tausend Stimmen riefen: Friedrich lebe! Und ein zweytes; Friedrich, Friedrich lebe! Sprach des Harzgebürges Wiederhall! Auf dem Brocken hörten es die Rehe; Hirsche warfen plözlich in die Höhe Ihrer Häupter zackigtes Geweyh; Aus den Betten wälzten sich die Thiere, Und im Thale liessen zweene Stiere Ihren Kampf, und horchten dem Geschrey. Also wird der ganze Wald erfüllet, Wenn der Löwe Siegeslieder brüllet, Der den Tyger tapfer überwand. Dieses Thier, voll Blutdurst in der Seele, Trat verwegen vor des Löwen Höle; Der zerriß ihn, den er schlafen fand. Zweytes Buch. Bey dem Grabe Heinrichs laut erſchollen Sind die Jubel von den freudenvollen Buͤrgern, auf dem frey gewordnen Wall. Tauſend Stimmen riefen: Friedrich lebe! Und ein zweytes; Friedrich, Friedrich lebe! Sprach des Harzgebuͤrges Wiederhall! Auf dem Brocken hoͤrten es die Rehe; Hirſche warfen ploͤzlich in die Hoͤhe Ihrer Haͤupter zackigtes Geweyh; Aus den Betten waͤlzten ſich die Thiere, Und im Thale lieſſen zweene Stiere Ihren Kampf, und horchten dem Geſchrey. Alſo wird der ganze Wald erfuͤllet, Wenn der Loͤwe Siegeslieder bruͤllet, Der den Tyger tapfer uͤberwand. Dieſes Thier, voll Blutdurſt in der Seele, Trat verwegen vor des Loͤwen Hoͤle; Der zerriß ihn, den er ſchlafen fand. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0123" n="79"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Zweytes Buch.</hi> </fw><lb/> <lg type="poem" n="4"> <l>Bey dem Grabe Heinrichs laut erſchollen<lb/> Sind die Jubel von den freudenvollen<lb/> Buͤrgern, auf dem frey gewordnen Wall.<lb/> Tauſend Stimmen riefen: Friedrich lebe!<lb/> Und ein zweytes; Friedrich, Friedrich lebe!<lb/> Sprach des Harzgebuͤrges Wiederhall!</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="5"> <l>Auf dem Brocken hoͤrten es die Rehe;<lb/> Hirſche warfen ploͤzlich in die Hoͤhe<lb/> Ihrer Haͤupter zackigtes Geweyh;<lb/> Aus den Betten waͤlzten ſich die Thiere,<lb/> Und im Thale lieſſen zweene Stiere<lb/> Ihren Kampf, und horchten dem Geſchrey.</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="6"> <l>Alſo wird der ganze Wald erfuͤllet,<lb/> Wenn der Loͤwe Siegeslieder bruͤllet,<lb/> Der den Tyger tapfer uͤberwand.<lb/> Dieſes Thier, voll Blutdurſt in der Seele,<lb/> Trat verwegen vor des Loͤwen Hoͤle;<lb/> Der zerriß ihn, den er ſchlafen fand.</l> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [79/0123]
Zweytes Buch.
Bey dem Grabe Heinrichs laut erſchollen
Sind die Jubel von den freudenvollen
Buͤrgern, auf dem frey gewordnen Wall.
Tauſend Stimmen riefen: Friedrich lebe!
Und ein zweytes; Friedrich, Friedrich lebe!
Sprach des Harzgebuͤrges Wiederhall!
Auf dem Brocken hoͤrten es die Rehe;
Hirſche warfen ploͤzlich in die Hoͤhe
Ihrer Haͤupter zackigtes Geweyh;
Aus den Betten waͤlzten ſich die Thiere,
Und im Thale lieſſen zweene Stiere
Ihren Kampf, und horchten dem Geſchrey.
Alſo wird der ganze Wald erfuͤllet,
Wenn der Loͤwe Siegeslieder bruͤllet,
Der den Tyger tapfer uͤberwand.
Dieſes Thier, voll Blutdurſt in der Seele,
Trat verwegen vor des Loͤwen Hoͤle;
Der zerriß ihn, den er ſchlafen fand.
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