Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.Vorrede. In ihrem Hirtenleben fiel noch ein Allein diese Glückseligkeit war von sehr Vorrede. In ihrem Hirtenleben fiel noch ein Allein dieſe Gluͤckſeligkeit war von ſehr <TEI> <text> <front> <div n="1"> <pb facs="#f0019" n="XV"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vorrede.</hi> </fw><lb/> <p>In ihrem Hirtenleben fiel noch ein<lb/> anderer Umſtand vor, der ihrem natuͤrlichen<lb/> Genie ſehr zu Huͤlfe kam. Sie wurde mit<lb/> einem Hirtenknaben bekannt, der ihr, ob ſie<lb/> gleich durch einen kleinen Fluß mit ihren<lb/> Heerden getrennet waren, einige Buͤcher<lb/> zutrug. Der <hi rendition="#fr">Robinſon,</hi> die aſiatiſche<lb/><hi rendition="#fr">Baniſe,</hi> und <hi rendition="#fr">die tauſend und eine Nacht</hi><lb/> waren ihre Bibliothek, welche unſre junge<lb/> Hirtin mit groſſer Begierde geleſen. Dieſes<lb/> machte ihr ihren Hirtenſtand angenehm.</p><lb/> <p>Allein dieſe Gluͤckſeligkeit war von ſehr<lb/> kurzer Dauer; ſie mußte bald darauf ihre<lb/> kleine Heerde verlaſſen und zum zweyten-<lb/> mal Kinderwaͤrterin werden. Unter dieſen<lb/> und andern muͤhſamen haͤuslichen Geſchaͤften<lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [XV/0019]
Vorrede.
In ihrem Hirtenleben fiel noch ein
anderer Umſtand vor, der ihrem natuͤrlichen
Genie ſehr zu Huͤlfe kam. Sie wurde mit
einem Hirtenknaben bekannt, der ihr, ob ſie
gleich durch einen kleinen Fluß mit ihren
Heerden getrennet waren, einige Buͤcher
zutrug. Der Robinſon, die aſiatiſche
Baniſe, und die tauſend und eine Nacht
waren ihre Bibliothek, welche unſre junge
Hirtin mit groſſer Begierde geleſen. Dieſes
machte ihr ihren Hirtenſtand angenehm.
Allein dieſe Gluͤckſeligkeit war von ſehr
kurzer Dauer; ſie mußte bald darauf ihre
kleine Heerde verlaſſen und zum zweyten-
mal Kinderwaͤrterin werden. Unter dieſen
und andern muͤhſamen haͤuslichen Geſchaͤften
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