Gedanken an Herrn Gleim über den Herrn von Kleist, nach einem abendlichen Spatziergange im Walde bey Berlin.
Dort, wo die Nacht, auf hundertjährgen Eichen, In einem heilgen Dunkel thront, Klagt melancholisch über ihre Leichen Die Taube, die den Wald bewohnt. Nach Futter war sie ausgeflogen, Indeß der Sturm herauf die Wolke trug, Und mit Eißkugeln, die ein halbes Pfund gewogen Den Baum beschoß, und ihre Jungen schlug!
Dort giengen wir, und Gram, wie ihn die Taube Dem dunkeln Hayn auf dürren Aesten girrt Gram einer Braut, die in noch grüner Laube, Mit ihrem Herzen bey den Todten irrt,
Oden.
Gedanken an Herrn Gleim uͤber den Herrn von Kleiſt, nach einem abendlichen Spatziergange im Walde bey Berlin.
Dort, wo die Nacht, auf hundertjaͤhrgen Eichen, In einem heilgen Dunkel thront, Klagt melancholiſch uͤber ihre Leichen Die Taube, die den Wald bewohnt. Nach Futter war ſie ausgeflogen, Indeß der Sturm herauf die Wolke trug, Und mit Eißkugeln, die ein halbes Pfund gewogen Den Baum beſchoß, und ihre Jungen ſchlug!
Dort giengen wir, und Gram, wie ihn die Taube Dem dunkeln Hayn auf duͤrren Aeſten girrt Gram einer Braut, die in noch gruͤner Laube, Mit ihrem Herzen bey den Todten irrt,
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Oden.
Gedanken an Herrn Gleim
uͤber den Herrn von Kleiſt, nach einem
abendlichen Spatziergange im Walde
bey Berlin.
Dort, wo die Nacht, auf hundertjaͤhrgen Eichen,
In einem heilgen Dunkel thront,
Klagt melancholiſch uͤber ihre Leichen
Die Taube, die den Wald bewohnt.
Nach Futter war ſie ausgeflogen,
Indeß der Sturm herauf die Wolke trug,
Und mit Eißkugeln, die ein halbes Pfund gewogen
Den Baum beſchoß, und ihre Jungen ſchlug!
Dort giengen wir, und Gram, wie ihn die Taube
Dem dunkeln Hayn auf duͤrren Aeſten girrt
Gram einer Braut, die in noch gruͤner Laube,
Mit ihrem Herzen bey den Todten irrt,
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Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1764/196>, abgerufen am 16.07.2024.
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