Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.Vorrede. Glogau nach Berlin reisen wollte, in ihreBekanntschaft. Sein wohlthätiges Gemüth empfand Mitleiden über ihr Elend, er riß sie heraus, und führte sie mit sich nach Ber- lin. So bald sie in dieser Hauptstadt an- gekommen, und die Bekanntschaft mit ver- schiedenen Kennern und Liebhabern der Dichtkunst gemacht hatte, zeigte sich ihr Genie in seiner vollen Stärke. Sie wurd in der Stadt und am Hofe bewundert. Die meisten Lieder dieser Sammlung sind Arbeiten, die sie seit diesem, für sie so glück- lichen Zeitpuncte, gefungen hat. Sie legen ihren Charakter und ihre letztere Begeben- heiten so wohl an den Tag, daß wir für un- nöthig halten, uns länger bey dem auf- b 4
Vorrede. Glogau nach Berlin reiſen wollte, in ihreBekanntſchaft. Sein wohlthaͤtiges Gemuͤth empfand Mitleiden uͤber ihr Elend, er riß ſie heraus, und fuͤhrte ſie mit ſich nach Ber- lin. So bald ſie in dieſer Hauptſtadt an- gekommen, und die Bekanntſchaft mit ver- ſchiedenen Kennern und Liebhabern der Dichtkunſt gemacht hatte, zeigte ſich ihr Genie in ſeiner vollen Staͤrke. Sie wurd in der Stadt und am Hofe bewundert. Die meiſten Lieder dieſer Sammlung ſind Arbeiten, die ſie ſeit dieſem, fuͤr ſie ſo gluͤck- lichen Zeitpuncte, gefungen hat. Sie legen ihren Charakter und ihre letztere Begeben- heiten ſo wohl an den Tag, daß wir fuͤr un- noͤthig halten, uns laͤnger bey dem auf- b 4
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Vorrede.
Glogau nach Berlin reiſen wollte, in ihre
Bekanntſchaft. Sein wohlthaͤtiges Gemuͤth
empfand Mitleiden uͤber ihr Elend, er riß
ſie heraus, und fuͤhrte ſie mit ſich nach Ber-
lin. So bald ſie in dieſer Hauptſtadt an-
gekommen, und die Bekanntſchaft mit ver-
ſchiedenen Kennern und Liebhabern der
Dichtkunſt gemacht hatte, zeigte ſich ihr
Genie in ſeiner vollen Staͤrke. Sie wurd
in der Stadt und am Hofe bewundert.
Die meiſten Lieder dieſer Sammlung ſind
Arbeiten, die ſie ſeit dieſem, fuͤr ſie ſo gluͤck-
lichen Zeitpuncte, gefungen hat. Sie legen
ihren Charakter und ihre letztere Begeben-
heiten ſo wohl an den Tag, daß wir fuͤr un-
noͤthig halten, uns laͤnger bey dem auf-
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