Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.Vermischte Gedichte. Sein Arzt kniet neben ihm, und fühlt mit seiner Rechten Das Herz des Kriegers, dem der Tod schon Stösse giebt, Die Linke fühlt den Puls, und Alexanders Knechten Verkündiget der Blick des Arztes zu betrübt Des Weltbezwingers letzte Stunde; Laut klagt ihr Herz in ihrem Munde, Und Gram auf ihre Stirn gewolket, breitet sich; Das ganze Haus, bis auf die Hunde, Steht angstvoll, heulet jämmerlich! Zu des Erobrers Haupt, auf einem Tische, liegen Sein Helm, sein Panzer, und sein Schild, Bemahlt mit Furien; sein Schwerdt, gewohnt zu siegen, Nutzt ihm nicht mehr, er muß dem Tod itzt unterliegen; Wie bin ich, seufzet er, der Nichtigkeit ihr Bild? Ein Gott, und einer von des Todes Unterthanen? Und stirbt, beströmt mit Thränen von Roxanen. Vermiſchte Gedichte. Sein Arzt kniet neben ihm, und fuͤhlt mit ſeiner Rechten Das Herz des Kriegers, dem der Tod ſchon Stoͤſſe giebt, Die Linke fuͤhlt den Puls, und Alexanders Knechten Verkuͤndiget der Blick des Arztes zu betruͤbt Des Weltbezwingers letzte Stunde; Laut klagt ihr Herz in ihrem Munde, Und Gram auf ihre Stirn gewolket, breitet ſich; Das ganze Haus, bis auf die Hunde, Steht angſtvoll, heulet jaͤmmerlich! Zu des Erobrers Haupt, auf einem Tiſche, liegen Sein Helm, ſein Panzer, und ſein Schild, Bemahlt mit Furien; ſein Schwerdt, gewohnt zu ſiegen, Nutzt ihm nicht mehr, er muß dem Tod itzt unterliegen; Wie bin ich, ſeufzet er, der Nichtigkeit ihr Bild? Ein Gott, und einer von des Todes Unterthanen? Und ſtirbt, beſtroͤmt mit Thraͤnen von Roxanen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0318" n="274"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermiſchte Gedichte.</hi> </fw><lb/> <lg type="poem" n="5"> <l>Sein Arzt kniet neben ihm, und fuͤhlt mit ſeiner<lb/><hi rendition="#et">Rechten</hi><lb/> Das Herz des Kriegers, dem der Tod ſchon Stoͤſſe<lb/><hi rendition="#et">giebt,</hi><lb/> Die Linke fuͤhlt den Puls, und Alexanders Knechten<lb/> Verkuͤndiget der Blick des Arztes zu betruͤbt<lb/> Des Weltbezwingers letzte Stunde;<lb/> Laut klagt ihr Herz in ihrem Munde,<lb/> Und Gram auf ihre Stirn gewolket, breitet ſich;<lb/> Das ganze Haus, bis auf die Hunde,<lb/> Steht angſtvoll, heulet jaͤmmerlich!</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="6"> <l>Zu des Erobrers Haupt, auf einem Tiſche, liegen<lb/> Sein Helm, ſein Panzer, und ſein Schild,<lb/> Bemahlt mit Furien; ſein Schwerdt, gewohnt zu ſiegen,<lb/> Nutzt ihm nicht mehr, er muß dem Tod itzt unterliegen;<lb/> Wie bin ich, ſeufzet er, der Nichtigkeit ihr Bild?<lb/> Ein Gott, und einer von des Todes Unterthanen?<lb/> Und ſtirbt, beſtroͤmt mit Thraͤnen von Roxanen.<lb/></l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [274/0318]
Vermiſchte Gedichte.
Sein Arzt kniet neben ihm, und fuͤhlt mit ſeiner
Rechten
Das Herz des Kriegers, dem der Tod ſchon Stoͤſſe
giebt,
Die Linke fuͤhlt den Puls, und Alexanders Knechten
Verkuͤndiget der Blick des Arztes zu betruͤbt
Des Weltbezwingers letzte Stunde;
Laut klagt ihr Herz in ihrem Munde,
Und Gram auf ihre Stirn gewolket, breitet ſich;
Das ganze Haus, bis auf die Hunde,
Steht angſtvoll, heulet jaͤmmerlich!
Zu des Erobrers Haupt, auf einem Tiſche, liegen
Sein Helm, ſein Panzer, und ſein Schild,
Bemahlt mit Furien; ſein Schwerdt, gewohnt zu ſiegen,
Nutzt ihm nicht mehr, er muß dem Tod itzt unterliegen;
Wie bin ich, ſeufzet er, der Nichtigkeit ihr Bild?
Ein Gott, und einer von des Todes Unterthanen?
Und ſtirbt, beſtroͤmt mit Thraͤnen von Roxanen.
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