Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.Erstes Buch. O du, mein Vater, (*) sprich, ob dich dies Bild nichtrührt, Mehr, als ein Stück mit Pracht des Frühlings ausgeziert? Und, o! sieh jenes noch! da lieget auf dem Schoosse Der Schönen, die er liebt, ein Held! Sein lockigt Haar, das weich auf seine Schultern fällt, Ist schön; doch grössern Reiz enthält Sein blaues Auge, das die grosse Und feuervolle Seele zeigt, Die zärtlich und betrübt itzt in das Auge steigt! Aus Seufzern soll er Worte sammeln, Um seinen Abschied herzustammeln; Wehmüthig reichet er sein Bildniß schön gemahlt, Der Angebetheten, die, wie Aurora strahlt; (*) Die Dichterin nennt den Freyherrn von Kottwitz wegen der ihr erzeigten Wohlthaten, ihren Vater. S 2
Erſtes Buch. O du, mein Vater, (*) ſprich, ob dich dies Bild nichtruͤhrt, Mehr, als ein Stuͤck mit Pracht des Fruͤhlings ausgeziert? Und, o! ſieh jenes noch! da lieget auf dem Schooſſe Der Schoͤnen, die er liebt, ein Held! Sein lockigt Haar, das weich auf ſeine Schultern faͤllt, Iſt ſchoͤn; doch groͤſſern Reiz enthaͤlt Sein blaues Auge, das die groſſe Und feuervolle Seele zeigt, Die zaͤrtlich und betruͤbt itzt in das Auge ſteigt! Aus Seufzern ſoll er Worte ſammeln, Um ſeinen Abſchied herzuſtammeln; Wehmuͤthig reichet er ſein Bildniß ſchoͤn gemahlt, Der Angebetheten, die, wie Aurora ſtrahlt; (*) Die Dichterin nennt den Freyherrn von Kottwitz wegen der ihr erzeigten Wohlthaten, ihren Vater. S 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem" n="6"> <l><pb facs="#f0319" n="275"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erſtes Buch.</hi></fw><lb/> O du, mein Vater, <note place="foot" n="(*)">Die Dichterin nennt den Freyherrn von Kottwitz wegen<lb/> der ihr erzeigten Wohlthaten, ihren Vater.</note> ſprich, ob dich dies Bild nicht<lb/><hi rendition="#et">ruͤhrt,</hi><lb/> Mehr, als ein Stuͤck mit Pracht des Fruͤhlings<lb/><hi rendition="#et">ausgeziert?</hi></l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="7"> <l>Und, o! ſieh jenes noch! da lieget auf dem Schooſſe<lb/> Der Schoͤnen, die er liebt, ein Held!<lb/> Sein lockigt Haar, das weich auf ſeine Schultern faͤllt,<lb/> Iſt ſchoͤn; doch groͤſſern Reiz enthaͤlt<lb/> Sein blaues Auge, das die groſſe<lb/> Und feuervolle Seele zeigt,<lb/> Die zaͤrtlich und betruͤbt itzt in das Auge ſteigt!</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="1"> <l>Aus Seufzern ſoll er Worte ſammeln,<lb/> Um ſeinen Abſchied herzuſtammeln;<lb/> Wehmuͤthig reichet er ſein Bildniß ſchoͤn gemahlt,<lb/> Der Angebetheten, die, wie Aurora ſtrahlt;<lb/> <fw place="bottom" type="sig">S 2</fw><lb/></l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [275/0319]
Erſtes Buch.
O du, mein Vater, (*) ſprich, ob dich dies Bild nicht
ruͤhrt,
Mehr, als ein Stuͤck mit Pracht des Fruͤhlings
ausgeziert?
Und, o! ſieh jenes noch! da lieget auf dem Schooſſe
Der Schoͤnen, die er liebt, ein Held!
Sein lockigt Haar, das weich auf ſeine Schultern faͤllt,
Iſt ſchoͤn; doch groͤſſern Reiz enthaͤlt
Sein blaues Auge, das die groſſe
Und feuervolle Seele zeigt,
Die zaͤrtlich und betruͤbt itzt in das Auge ſteigt!
Aus Seufzern ſoll er Worte ſammeln,
Um ſeinen Abſchied herzuſtammeln;
Wehmuͤthig reichet er ſein Bildniß ſchoͤn gemahlt,
Der Angebetheten, die, wie Aurora ſtrahlt;
(*) Die Dichterin nennt den Freyherrn von Kottwitz wegen
der ihr erzeigten Wohlthaten, ihren Vater.
S 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |