Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.Vermischte Gedichte. "Ich wiederholte diese Bitte"Mit tiefgeschöpften Seufzern oft; "Klagt ihr den Mangel, den ich litte, "Und da geschahe, was kein böser Ketzer hofft, "Das grosse Wunderwerck. Die Mutter Gottes langte "Mir diese Perlen-Schnur, die an dem Halse prangte, "Mit ihrer starken Hand herab, "Und sprach, indem sie mir sie gab: "Geh hin, und kaufe Brodt für Weib und Kinder! "Nur werde kein verlohrner Sünder, "Lauf niemals aus der Kirche Schooß! "Sie sprachs: Die Heiligen sind alle meine Zeugen; Die Richter hörten dies, und alle mußten schweigen. Die Priester riefen aus: "Maria, du bist groß! Vermiſchte Gedichte. ”Ich wiederholte dieſe Bitte”Mit tiefgeſchoͤpften Seufzern oft; ”Klagt ihr den Mangel, den ich litte, ”Und da geſchahe, was kein boͤſer Ketzer hofft, ”Das groſſe Wunderwerck. Die Mutter Gottes langte ”Mir dieſe Perlen-Schnur, die an dem Halſe prangte, ”Mit ihrer ſtarken Hand herab, ”Und ſprach, indem ſie mir ſie gab: ”Geh hin, und kaufe Brodt fuͤr Weib und Kinder! ”Nur werde kein verlohrner Suͤnder, ”Lauf niemals aus der Kirche Schooß! ”Sie ſprachs: Die Heiligen ſind alle meine Zeugen; Die Richter hoͤrten dies, und alle mußten ſchweigen. Die Prieſter riefen aus: ”Maria, du biſt groß! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem" n="4"> <l><pb facs="#f0362" n="318"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vermiſchte Gedichte.</hi></fw><lb/> ”Ich wiederholte dieſe Bitte<lb/> ”Mit tiefgeſchoͤpften Seufzern oft;<lb/> ”Klagt ihr den Mangel, den ich litte,<lb/> ”Und da geſchahe, was kein boͤſer Ketzer hofft,<lb/> ”Das groſſe Wunderwerck. Die Mutter Gottes langte<lb/> ”Mir dieſe Perlen-Schnur, die an dem Halſe prangte,<lb/> ”Mit ihrer ſtarken Hand herab,<lb/> ”Und ſprach, indem ſie mir ſie gab:<lb/> ”Geh hin, und kaufe Brodt fuͤr Weib und Kinder!<lb/> ”Nur werde kein verlohrner Suͤnder,<lb/> ”Lauf niemals aus der Kirche Schooß!<lb/> ”Sie ſprachs: Die Heiligen ſind alle meine Zeugen;<lb/> Die Richter hoͤrten dies, und alle mußten ſchweigen.<lb/> Die Prieſter riefen aus: ”<hi rendition="#fr">Maria, du biſt groß!</hi></l> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [318/0362]
Vermiſchte Gedichte.
”Ich wiederholte dieſe Bitte
”Mit tiefgeſchoͤpften Seufzern oft;
”Klagt ihr den Mangel, den ich litte,
”Und da geſchahe, was kein boͤſer Ketzer hofft,
”Das groſſe Wunderwerck. Die Mutter Gottes langte
”Mir dieſe Perlen-Schnur, die an dem Halſe prangte,
”Mit ihrer ſtarken Hand herab,
”Und ſprach, indem ſie mir ſie gab:
”Geh hin, und kaufe Brodt fuͤr Weib und Kinder!
”Nur werde kein verlohrner Suͤnder,
”Lauf niemals aus der Kirche Schooß!
”Sie ſprachs: Die Heiligen ſind alle meine Zeugen;
Die Richter hoͤrten dies, und alle mußten ſchweigen.
Die Prieſter riefen aus: ”Maria, du biſt groß!
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