Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.Da half mir Aesculap, des Fiebers Tück und Macht Entwich vor einem seiner Blicke; So wich vor Deinem Blick in mehr als einer Schlacht Aus Deinen Kriegern Furcht und Zagemuth zurücke. Ich fand mich stark genug, und flog dem Garten zu, Wo Deine Schwestern Dich genossen; Und sahe Dich, und sprach: O Muse, sage du, War diese lichte Stirn mit Heldenschweiß um- flossen? Hat dieses Augenpaar, worinnen Liebe sitzt, Und Freundlichkeit und holde Güte Dem Feinde Schrecken in sein stolzes Herz geblitzt, So, daß er waffenlos vor seinem Sieger kniete? Die Muse lächelte und sprach: "Ist nicht Apoll "Auch freundlich auf des Tages Wagen, "Und schrecklich wenn er zürnt, und seinen Köcher voll Mit Todespfeilen auf der Schulter pflegt zu tragen? Da half mir Aeſculap, des Fiebers Tuͤck und Macht Entwich vor einem ſeiner Blicke; So wich vor Deinem Blick in mehr als einer Schlacht Aus Deinen Kriegern Furcht und Zagemuth zuruͤcke. Ich fand mich ſtark genug, und flog dem Garten zu, Wo Deine Schweſtern Dich genoſſen; Und ſahe Dich, und ſprach: O Muſe, ſage du, War dieſe lichte Stirn mit Heldenſchweiß um- floſſen? Hat dieſes Augenpaar, worinnen Liebe ſitzt, Und Freundlichkeit und holde Guͤte Dem Feinde Schrecken in ſein ſtolzes Herz geblitzt, So, daß er waffenlos vor ſeinem Sieger kniete? Die Muſe laͤchelte und ſprach: „Iſt nicht Apoll „Auch freundlich auf des Tages Wagen, „Und ſchrecklich wenn er zuͤrnt, und ſeinen Koͤcher voll Mit Todespfeilen auf der Schulter pflegt zu tragen? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0218" n="58"/> <lg n="3"> <l>Da half mir Aeſculap, des Fiebers Tuͤck und Macht</l><lb/> <l>Entwich vor einem ſeiner Blicke;</l><lb/> <l>So wich vor Deinem Blick in mehr als einer Schlacht</l><lb/> <l>Aus Deinen Kriegern Furcht und Zagemuth</l><lb/> <l>zuruͤcke.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Ich fand mich ſtark genug, und flog dem Garten zu,</l><lb/> <l>Wo Deine Schweſtern Dich genoſſen;</l><lb/> <l>Und ſahe Dich, und ſprach: O Muſe, ſage du,</l><lb/> <l>War dieſe lichte Stirn mit Heldenſchweiß um-</l><lb/> <l>floſſen?</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Hat dieſes Augenpaar, worinnen Liebe ſitzt,</l><lb/> <l>Und Freundlichkeit und holde Guͤte</l><lb/> <l>Dem Feinde Schrecken in ſein ſtolzes Herz geblitzt,</l><lb/> <l>So, daß er waffenlos vor ſeinem Sieger kniete?</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Die Muſe laͤchelte und ſprach: „Iſt nicht Apoll</l><lb/> <l>„Auch freundlich auf des Tages Wagen,</l><lb/> <l>„Und ſchrecklich wenn er zuͤrnt, und ſeinen Koͤcher voll</l><lb/> <l>Mit Todespfeilen auf der Schulter pflegt zu</l><lb/> <l>tragen?</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [58/0218]
Da half mir Aeſculap, des Fiebers Tuͤck und Macht
Entwich vor einem ſeiner Blicke;
So wich vor Deinem Blick in mehr als einer Schlacht
Aus Deinen Kriegern Furcht und Zagemuth
zuruͤcke.
Ich fand mich ſtark genug, und flog dem Garten zu,
Wo Deine Schweſtern Dich genoſſen;
Und ſahe Dich, und ſprach: O Muſe, ſage du,
War dieſe lichte Stirn mit Heldenſchweiß um-
floſſen?
Hat dieſes Augenpaar, worinnen Liebe ſitzt,
Und Freundlichkeit und holde Guͤte
Dem Feinde Schrecken in ſein ſtolzes Herz geblitzt,
So, daß er waffenlos vor ſeinem Sieger kniete?
Die Muſe laͤchelte und ſprach: „Iſt nicht Apoll
„Auch freundlich auf des Tages Wagen,
„Und ſchrecklich wenn er zuͤrnt, und ſeinen Koͤcher voll
Mit Todespfeilen auf der Schulter pflegt zu
tragen?
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