Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.Sieh der hartschäligen Nüsse Herunterfallen vom Baum: Ihn zwingt der schlagende Jüngling, Sonst würf er keine herab. So schließt der Geizige treulich Ans Herz gesammeltes Gold, Verschließt die kargende Rechte Dem Armen, welcher ihn fleht. Darbt im Besitze des Reichthums, Schmeckt nie den köstlichen Wein, Und nie den süßeren Nektar Der Freundschaft, die er nicht fühlt. Laß ihm die magere Wollust. Er ruh auf todtem Metall: Wir, in der deckenden Laube, Beneiden Könige nicht. Genieß mit Augen des Geizes Das bald hinsterbende Grün Im Garten unter den Bäumen. Schon macht der nächtliche Reif Sieh der hartſchaͤligen Nuͤſſe Herunterfallen vom Baum: Ihn zwingt der ſchlagende Juͤngling, Sonſt wuͤrf er keine herab. So ſchließt der Geizige treulich Ans Herz geſammeltes Gold, Verſchließt die kargende Rechte Dem Armen, welcher ihn fleht. Darbt im Beſitze des Reichthums, Schmeckt nie den koͤſtlichen Wein, Und nie den ſuͤßeren Nektar Der Freundſchaft, die er nicht fuͤhlt. Laß ihm die magere Wolluſt. Er ruh auf todtem Metall: Wir, in der deckenden Laube, Beneiden Koͤnige nicht. Genieß mit Augen des Geizes Das bald hinſterbende Gruͤn Im Garten unter den Baͤumen. Schon macht der naͤchtliche Reif <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0234" n="74"/> <lg n="8"> <l>Sieh der hartſchaͤligen Nuͤſſe</l><lb/> <l>Herunterfallen vom Baum:</l><lb/> <l>Ihn zwingt der ſchlagende Juͤngling,</l><lb/> <l>Sonſt wuͤrf er keine herab.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>So ſchließt der Geizige treulich</l><lb/> <l>Ans Herz geſammeltes Gold,</l><lb/> <l>Verſchließt die kargende Rechte</l><lb/> <l>Dem Armen, welcher ihn fleht.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Darbt im Beſitze des Reichthums,</l><lb/> <l>Schmeckt nie den koͤſtlichen Wein,</l><lb/> <l>Und nie den ſuͤßeren Nektar</l><lb/> <l>Der Freundſchaft, die er nicht fuͤhlt.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>Laß ihm die magere Wolluſt.</l><lb/> <l>Er ruh auf todtem Metall:</l><lb/> <l>Wir, in der deckenden Laube,</l><lb/> <l>Beneiden Koͤnige nicht.</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>Genieß mit Augen des Geizes</l><lb/> <l>Das bald hinſterbende Gruͤn</l><lb/> <l>Im Garten unter den Baͤumen.</l><lb/> <l>Schon macht der naͤchtliche Reif</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [74/0234]
Sieh der hartſchaͤligen Nuͤſſe
Herunterfallen vom Baum:
Ihn zwingt der ſchlagende Juͤngling,
Sonſt wuͤrf er keine herab.
So ſchließt der Geizige treulich
Ans Herz geſammeltes Gold,
Verſchließt die kargende Rechte
Dem Armen, welcher ihn fleht.
Darbt im Beſitze des Reichthums,
Schmeckt nie den koͤſtlichen Wein,
Und nie den ſuͤßeren Nektar
Der Freundſchaft, die er nicht fuͤhlt.
Laß ihm die magere Wolluſt.
Er ruh auf todtem Metall:
Wir, in der deckenden Laube,
Beneiden Koͤnige nicht.
Genieß mit Augen des Geizes
Das bald hinſterbende Gruͤn
Im Garten unter den Baͤumen.
Schon macht der naͤchtliche Reif
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