Wie einen Winkel der Bastille zu Paris, In welche Ludewig viel Menschen bringen ließ, Die Du als Krieger brauchen möchtest, Weil sie oft tapfer sind und treu. Der König lachte laut, und ich, beherzt und frey Wie eine Römerin, ich zog der Stirne Falten Sanft aus einander, lachte so Wie einer, den ein Brett hat in dem Meer erhalten, Und izt die Sonne sieht, und ihren Strahlen froh Entgegen blickt und vor Entzücken Das Lächeln auf der Lippe trägt, Wenn ihm das Herz so laut, als mir das meine, schlägt. Und er mit Worten sich nicht halb weiß auszudrücken. Des Vaterlandes Vater sprach Zulezt: Er würde mir das Leben sorglos machen, Und alle Musen sprachens nach; Und Grazien sah ich in seinem Munde lachen, Der tausendmal Befehle rief Zum Angriff oder zum Verschonen eines Heeres, Das ganz zerstreut in Wälder lief, Und fiel, wie stolzgeschwollne Wellen eines Meeres, Dem Zevs mit seinem Finger droht.
Ich ging zurück; o Freund! nun glühte Purpurroth Auf meiner sonst so blassen Wange;
Wie einen Winkel der Baſtille zu Paris, In welche Ludewig viel Menſchen bringen ließ, Die Du als Krieger brauchen moͤchteſt, Weil ſie oft tapfer ſind und treu. Der Koͤnig lachte laut, und ich, beherzt und frey Wie eine Roͤmerin, ich zog der Stirne Falten Sanft aus einander, lachte ſo Wie einer, den ein Brett hat in dem Meer erhalten, Und izt die Sonne ſieht, und ihren Strahlen froh Entgegen blickt und vor Entzuͤcken Das Laͤcheln auf der Lippe traͤgt, Wenn ihm das Herz ſo laut, als mir das meine, ſchlaͤgt. Und er mit Worten ſich nicht halb weiß auszudruͤcken. Des Vaterlandes Vater ſprach Zulezt: Er wuͤrde mir das Leben ſorglos machen, Und alle Muſen ſprachens nach; Und Grazien ſah ich in ſeinem Munde lachen, Der tauſendmal Befehle rief Zum Angriff oder zum Verſchonen eines Heeres, Das ganz zerſtreut in Waͤlder lief, Und fiel, wie ſtolzgeſchwollne Wellen eines Meeres, Dem Zevs mit ſeinem Finger droht.
Ich ging zuruͤck; o Freund! nun gluͤhte Purpurroth Auf meiner ſonſt ſo blaſſen Wange;
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Wie einen Winkel der Baſtille zu Paris,
In welche Ludewig viel Menſchen bringen ließ,
Die Du als Krieger brauchen moͤchteſt,
Weil ſie oft tapfer ſind und treu.
Der Koͤnig lachte laut, und ich, beherzt und frey
Wie eine Roͤmerin, ich zog der Stirne Falten
Sanft aus einander, lachte ſo
Wie einer, den ein Brett hat in dem Meer erhalten,
Und izt die Sonne ſieht, und ihren Strahlen froh
Entgegen blickt und vor Entzuͤcken
Das Laͤcheln auf der Lippe traͤgt,
Wenn ihm das Herz ſo laut, als mir das meine,
ſchlaͤgt.
Und er mit Worten ſich nicht halb weiß auszudruͤcken.
Des Vaterlandes Vater ſprach
Zulezt: Er wuͤrde mir das Leben ſorglos machen,
Und alle Muſen ſprachens nach;
Und Grazien ſah ich in ſeinem Munde lachen,
Der tauſendmal Befehle rief
Zum Angriff oder zum Verſchonen eines Heeres,
Das ganz zerſtreut in Waͤlder lief,
Und fiel, wie ſtolzgeſchwollne Wellen eines Meeres,
Dem Zevs mit ſeinem Finger droht.
Ich ging zuruͤck; o Freund! nun gluͤhte Purpurroth
Auf meiner ſonſt ſo blaſſen Wange;
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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/346>, abgerufen am 22.11.2024.
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