Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Hat dein verborgner Trieb gemachet,
Und deine Kraft hat von der Höh herab
Die Brust zur Weisheit angefachet,
Noch wenn Er sich in Einsamkeit verschließt,
Um daß Er Andrer Heil bedenket,
So zeigt dein Wink wie würksam daß du bist,
Dein Wink, der Ihm erst die Gedanken und auch
alsdann die Seelen lenket.

O lenk Ihm doch nur auch ein Herze zu,
Was zart an Seine Brust sich bindet;
Du knüpfst ja Viel, wolan stöhr Seine Ruh,
Mach daß dein Ordnen überwindet.
Nur so ein Herz, dem du ein zwiefach Pfund
Von Tugend und Vernunft verliehen,
Nur solch ein Herz schickt sich, in einen Bund
Des Klettkens freie Brust zu ziehen.
O laß Ihn doch die Lieb ein Grabmahl baun,
Man lese auf dem leichten Steine:
Hier armen sich die Huld und das Vertraun,
Hier schlummern, die das Schicksal hieß: daß sie
ein Gleich-Gefühl vereine!



Z 5

Hat dein verborgner Trieb gemachet,
Und deine Kraft hat von der Hoͤh herab
Die Bruſt zur Weisheit angefachet,
Noch wenn Er ſich in Einſamkeit verſchließt,
Um daß Er Andrer Heil bedenket,
So zeigt dein Wink wie wuͤrkſam daß du biſt,
Dein Wink, der Ihm erſt die Gedanken und auch
alsdann die Seelen lenket.

O lenk Ihm doch nur auch ein Herze zu,
Was zart an Seine Bruſt ſich bindet;
Du knuͤpfſt ja Viel, wolan ſtoͤhr Seine Ruh,
Mach daß dein Ordnen uͤberwindet.
Nur ſo ein Herz, dem du ein zwiefach Pfund
Von Tugend und Vernunft verliehen,
Nur ſolch ein Herz ſchickt ſich, in einen Bund
Des Klettkens freie Bruſt zu ziehen.
O laß Ihn doch die Lieb ein Grabmahl baun,
Man leſe auf dem leichten Steine:
Hier armen ſich die Huld und das Vertraun,
Hier ſchlummern, die das Schickſal hieß: daß ſie
ein Gleich-Gefuͤhl vereine!



Z 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <lg n="5">
                <pb facs="#f0521" n="361"/>
                <l>Hat dein verborgner Trieb gemachet,</l><lb/>
                <l>Und deine Kraft hat von der Ho&#x0364;h herab</l><lb/>
                <l>Die Bru&#x017F;t zur Weisheit angefachet,</l><lb/>
                <l>Noch wenn Er &#x017F;ich in Ein&#x017F;amkeit ver&#x017F;chließt,</l><lb/>
                <l>Um daß Er Andrer Heil bedenket,</l><lb/>
                <l>So zeigt dein Wink wie wu&#x0364;rk&#x017F;am daß du bi&#x017F;t,</l><lb/>
                <l>Dein Wink, der Ihm er&#x017F;t die Gedanken und auch</l><lb/>
                <l>alsdann die Seelen lenket.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="6">
                <l>O lenk Ihm doch nur auch ein Herze zu,</l><lb/>
                <l>Was zart an Seine Bru&#x017F;t &#x017F;ich bindet;</l><lb/>
                <l>Du knu&#x0364;pf&#x017F;t ja Viel, wolan &#x017F;to&#x0364;hr Seine Ruh,</l><lb/>
                <l>Mach daß dein Ordnen u&#x0364;berwindet.</l><lb/>
                <l>Nur &#x017F;o ein Herz, dem du ein zwiefach Pfund</l><lb/>
                <l>Von Tugend und Vernunft verliehen,</l><lb/>
                <l>Nur &#x017F;olch ein Herz &#x017F;chickt &#x017F;ich, in einen Bund</l><lb/>
                <l>Des Klettkens freie Bru&#x017F;t zu ziehen.</l><lb/>
                <l>O laß Ihn doch die Lieb ein Grabmahl baun,</l><lb/>
                <l>Man le&#x017F;e auf dem leichten Steine:</l><lb/>
                <l>Hier armen &#x017F;ich die Huld und das Vertraun,</l><lb/>
                <l>Hier &#x017F;chlummern, die das Schick&#x017F;al hieß: daß &#x017F;ie</l><lb/>
                <l>ein Gleich-Gefu&#x0364;hl vereine!</l>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <fw place="bottom" type="sig">Z 5</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[361/0521] Hat dein verborgner Trieb gemachet, Und deine Kraft hat von der Hoͤh herab Die Bruſt zur Weisheit angefachet, Noch wenn Er ſich in Einſamkeit verſchließt, Um daß Er Andrer Heil bedenket, So zeigt dein Wink wie wuͤrkſam daß du biſt, Dein Wink, der Ihm erſt die Gedanken und auch alsdann die Seelen lenket. O lenk Ihm doch nur auch ein Herze zu, Was zart an Seine Bruſt ſich bindet; Du knuͤpfſt ja Viel, wolan ſtoͤhr Seine Ruh, Mach daß dein Ordnen uͤberwindet. Nur ſo ein Herz, dem du ein zwiefach Pfund Von Tugend und Vernunft verliehen, Nur ſolch ein Herz ſchickt ſich, in einen Bund Des Klettkens freie Bruſt zu ziehen. O laß Ihn doch die Lieb ein Grabmahl baun, Man leſe auf dem leichten Steine: Hier armen ſich die Huld und das Vertraun, Hier ſchlummern, die das Schickſal hieß: daß ſie ein Gleich-Gefuͤhl vereine! Z 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/521
Zitationshilfe: Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/521>, abgerufen am 22.11.2024.