Mit banger Forschbegier des Schreckens Grund entdeckt, Den Nachbarinnen winkt und um den Stab sich häufet, Dann seinem Vorrath nimmt und schnell die Flucht ergreifet, Und in dem öden Wald sich andre Wohnung sucht; So wimmelnd, so bestürzt ergrif dein Volk die Flucht. Nun wankten Wittwen fort, des Mitleids Gegenstände! Und Waysen wanden sich um ihrer Mütter Hände; Nun floh der beste Mann, ihm loderte das Haus Schon auf den Nacken nach, die Hitze trieb ihn aus. Nur sein geduldig Herz und seiner Gattin Schritte Begleiteten ihn hin in eine fremde Hütte; Dort brannte Dach und Wand, die Wuth der Flam- men schlug Dem feuchten Bette nach, das einen Kranken trug. Die Träger liefen fort, der Vorwurf vom Erbarmen Lag in der Ohnmacht da, wie in des Todes Armen; Und weinend ward sein Blick dem Himmel zugewandt, Da er ermuntert sich im fremden Hause fand. Er rief: Ein Wunderwerk hat mich hieher getragen, Und hörte rund um sich vom Tag des Schreckens sagen. Egyptens Finsterniß umwölkte diesen Tag, Der wie die schwere Hand des Himmels auf dir lag. Verbreitend ward die Furcht, das Schrecken und die Flamme,
Mit banger Forſchbegier des Schreckens Grund entdeckt, Den Nachbarinnen winkt und um den Stab ſich haͤufet, Dann ſeinem Vorrath nimmt und ſchnell die Flucht ergreifet, Und in dem oͤden Wald ſich andre Wohnung ſucht; So wimmelnd, ſo beſtuͤrzt ergrif dein Volk die Flucht. Nun wankten Wittwen fort, des Mitleids Gegenſtaͤnde! Und Wayſen wanden ſich um ihrer Muͤtter Haͤnde; Nun floh der beſte Mann, ihm loderte das Haus Schon auf den Nacken nach, die Hitze trieb ihn aus. Nur ſein geduldig Herz und ſeiner Gattin Schritte Begleiteten ihn hin in eine fremde Huͤtte; Dort brannte Dach und Wand, die Wuth der Flam- men ſchlug Dem feuchten Bette nach, das einen Kranken trug. Die Traͤger liefen fort, der Vorwurf vom Erbarmen Lag in der Ohnmacht da, wie in des Todes Armen; Und weinend ward ſein Blick dem Himmel zugewandt, Da er ermuntert ſich im fremden Hauſe fand. Er rief: Ein Wunderwerk hat mich hieher getragen, Und hoͤrte rund um ſich vom Tag des Schreckens ſagen. Egyptens Finſterniß umwoͤlkte dieſen Tag, Der wie die ſchwere Hand des Himmels auf dir lag. Verbreitend ward die Furcht, das Schrecken und die Flamme,
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Mit banger Forſchbegier des Schreckens Grund
entdeckt,
Den Nachbarinnen winkt und um den Stab ſich haͤufet,
Dann ſeinem Vorrath nimmt und ſchnell die Flucht
ergreifet,
Und in dem oͤden Wald ſich andre Wohnung ſucht;
So wimmelnd, ſo beſtuͤrzt ergrif dein Volk die Flucht.
Nun wankten Wittwen fort, des Mitleids Gegenſtaͤnde!
Und Wayſen wanden ſich um ihrer Muͤtter Haͤnde;
Nun floh der beſte Mann, ihm loderte das Haus
Schon auf den Nacken nach, die Hitze trieb ihn aus.
Nur ſein geduldig Herz und ſeiner Gattin Schritte
Begleiteten ihn hin in eine fremde Huͤtte;
Dort brannte Dach und Wand, die Wuth der Flam-
men ſchlug
Dem feuchten Bette nach, das einen Kranken trug.
Die Traͤger liefen fort, der Vorwurf vom Erbarmen
Lag in der Ohnmacht da, wie in des Todes Armen;
Und weinend ward ſein Blick dem Himmel zugewandt,
Da er ermuntert ſich im fremden Hauſe fand.
Er rief: Ein Wunderwerk hat mich hieher getragen,
Und hoͤrte rund um ſich vom Tag des Schreckens ſagen.
Egyptens Finſterniß umwoͤlkte dieſen Tag,
Der wie die ſchwere Hand des Himmels auf dir lag.
Verbreitend ward die Furcht, das Schrecken und
die Flamme,
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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/524>, abgerufen am 22.11.2024.
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