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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.

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Der Säuling zitterte am Busen seiner Amme;
Ein Greiß nahm seinen Sohn, der wie ein Schat-
ten schlich,
Und beyde stöhnten laut, und jeder wollte sich
Dem schwarzen Dampf entziehn, der gräßlich sich
verdickte,
Der Sohn kroch in ein Haus, hier schlief er und
erstickte;
Der Vater, stark von Angst, entdrängte sich der Noth,
Und fühlte halb verbrannt noch mehr als einen Tod.
Sie flohn, sie bebten fort aus vollgeflammten Gassen,
Die Bürger, die der Gluth den Vorrath musten lassen.
Die Flamme wälzte sich und flog von Dach zu Dach,
Das nasse Element ward nützenloß und schwach;
Die Winde wirbelten und spielten mit dem Bogen,
Der aus Maschinen stieg, die du herbey gezogen.
Begierig fraß die Gluth ein Drittheil deiner Pracht,
Und ach! ihr Hunger ward nur hungriger gemacht,
Und unersättlich flog sie über Wall und Mauer,
Ihr Geitz fiel Häuser an, um deren ewge Dauer
Der Vorwelt bessrer Christ sich fromme Sorgen gab,
Die Hütte Gottes fiel auf deiner Väter Grab.
Altar und Lehrstuhl ward der Vorwurf der Ver-
wüstung,
Sieh hier die Würksamkeit der göttlichen Entrüstung.
So schwarz, so grauenvoll wie eine Mitternacht,

Der Saͤuling zitterte am Buſen ſeiner Amme;
Ein Greiß nahm ſeinen Sohn, der wie ein Schat-
ten ſchlich,
Und beyde ſtoͤhnten laut, und jeder wollte ſich
Dem ſchwarzen Dampf entziehn, der graͤßlich ſich
verdickte,
Der Sohn kroch in ein Haus, hier ſchlief er und
erſtickte;
Der Vater, ſtark von Angſt, entdraͤngte ſich der Noth,
Und fuͤhlte halb verbrannt noch mehr als einen Tod.
Sie flohn, ſie bebten fort aus vollgeflammten Gaſſen,
Die Buͤrger, die der Gluth den Vorrath muſten laſſen.
Die Flamme waͤlzte ſich und flog von Dach zu Dach,
Das naſſe Element ward nuͤtzenloß und ſchwach;
Die Winde wirbelten und ſpielten mit dem Bogen,
Der aus Maſchinen ſtieg, die du herbey gezogen.
Begierig fraß die Gluth ein Drittheil deiner Pracht,
Und ach! ihr Hunger ward nur hungriger gemacht,
Und unerſaͤttlich flog ſie uͤber Wall und Mauer,
Ihr Geitz fiel Haͤuſer an, um deren ewge Dauer
Der Vorwelt beſſrer Chriſt ſich fromme Sorgen gab,
Die Huͤtte Gottes fiel auf deiner Vaͤter Grab.
Altar und Lehrſtuhl ward der Vorwurf der Ver-
wuͤſtung,
Sieh hier die Wuͤrkſamkeit der goͤttlichen Entruͤſtung.
So ſchwarz, ſo grauenvoll wie eine Mitternacht,

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[365/0525] Der Saͤuling zitterte am Buſen ſeiner Amme; Ein Greiß nahm ſeinen Sohn, der wie ein Schat- ten ſchlich, Und beyde ſtoͤhnten laut, und jeder wollte ſich Dem ſchwarzen Dampf entziehn, der graͤßlich ſich verdickte, Der Sohn kroch in ein Haus, hier ſchlief er und erſtickte; Der Vater, ſtark von Angſt, entdraͤngte ſich der Noth, Und fuͤhlte halb verbrannt noch mehr als einen Tod. Sie flohn, ſie bebten fort aus vollgeflammten Gaſſen, Die Buͤrger, die der Gluth den Vorrath muſten laſſen. Die Flamme waͤlzte ſich und flog von Dach zu Dach, Das naſſe Element ward nuͤtzenloß und ſchwach; Die Winde wirbelten und ſpielten mit dem Bogen, Der aus Maſchinen ſtieg, die du herbey gezogen. Begierig fraß die Gluth ein Drittheil deiner Pracht, Und ach! ihr Hunger ward nur hungriger gemacht, Und unerſaͤttlich flog ſie uͤber Wall und Mauer, Ihr Geitz fiel Haͤuſer an, um deren ewge Dauer Der Vorwelt beſſrer Chriſt ſich fromme Sorgen gab, Die Huͤtte Gottes fiel auf deiner Vaͤter Grab. Altar und Lehrſtuhl ward der Vorwurf der Ver- wuͤſtung, Sieh hier die Wuͤrkſamkeit der goͤttlichen Entruͤſtung. So ſchwarz, ſo grauenvoll wie eine Mitternacht,

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Zitationshilfe: Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/525>, abgerufen am 22.11.2024.