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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.

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Doch lieber Vetter Hans ich hat dirs nich versprochen
Du weist doch daß ich erst vor fünf und zwanzig
Wochen
Den Mann begraben lies, und so verlassen blieb,
Das Leben selber iß mir vielmal nich mehr lieb.
Man ist sei bißel Brodt nu so allein mit Thränen,
Wie sulte man sich doch nach Kirmes-Gängen sehnen.
Hans. Was das für Poßen seyn du wunder
liches Ding,
Di Kirmes die vertreibt die Grillen noch a wing.
Du bist noch jung und glauch, du wirst doch so nich
bleiben?
Wer tausend würde dir die lange Zeit vertreiben.
Ich gläube gar du flennst, a scham dich doch ins
Herz,
Wer todt iß der iß todt.
Ohrte. Ach mir kann menen Schmerz
Und meine Traurigkeit nischt uf der Welt vertreiben,
Mir starb a lieber Man ich must alleine bleiben,
A Man so frisch und roth voll wie a voller Mond,
Wie Kinder haben wir beysammen ja gewohnt.
Ach die fünf viertel Jahr die gingen wie fünf Tage
Ja wie fünf Stunden hin, ich hatte keine Klage.
Wie gut war der Begang, was ich wolt wolt auch er,
Es war als wenns ei Herz und eine Seele wär.
Doch lieber Vetter Hans ich hat dirs nich verſprochen
Du weiſt doch daß ich erſt vor fuͤnf und zwanzig
Wochen
Den Mann begraben lies, und ſo verlaſſen blieb,
Das Leben ſelber iß mir vielmal nich mehr lieb.
Man iſt ſei bißel Brodt nu ſo allein mit Thraͤnen,
Wie ſulte man ſich doch nach Kirmes-Gaͤngen ſehnen.
Hans. Was das fuͤr Poßen ſeyn du wunder
liches Ding,
Di Kirmes die vertreibt die Grillen noch a wing.
Du biſt noch jung und glauch, du wirſt doch ſo nich
bleiben?
Wer tauſend wuͤrde dir die lange Zeit vertreiben.
Ich glaͤube gar du flennſt, a ſcham dich doch ins
Herz,
Wer todt iß der iß todt.
Ohrte. Ach mir kann menen Schmerz
Und meine Traurigkeit niſcht uf der Welt vertreiben,
Mir ſtarb a lieber Man ich muſt alleine bleiben,
A Man ſo friſch und roth voll wie a voller Mond,
Wie Kinder haben wir beyſammen ja gewohnt.
Ach die fuͤnf viertel Jahr die gingen wie fuͤnf Tage
Ja wie fuͤnf Stunden hin, ich hatte keine Klage.
Wie gut war der Begang, was ich wolt wolt auch er,
Es war als wenns ei Herz und eine Seele waͤr.
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[386/0546] Doch lieber Vetter Hans ich hat dirs nich verſprochen Du weiſt doch daß ich erſt vor fuͤnf und zwanzig Wochen Den Mann begraben lies, und ſo verlaſſen blieb, Das Leben ſelber iß mir vielmal nich mehr lieb. Man iſt ſei bißel Brodt nu ſo allein mit Thraͤnen, Wie ſulte man ſich doch nach Kirmes-Gaͤngen ſehnen. Hans. Was das fuͤr Poßen ſeyn du wunder liches Ding, Di Kirmes die vertreibt die Grillen noch a wing. Du biſt noch jung und glauch, du wirſt doch ſo nich bleiben? Wer tauſend wuͤrde dir die lange Zeit vertreiben. Ich glaͤube gar du flennſt, a ſcham dich doch ins Herz, Wer todt iß der iß todt. Ohrte. Ach mir kann menen Schmerz Und meine Traurigkeit niſcht uf der Welt vertreiben, Mir ſtarb a lieber Man ich muſt alleine bleiben, A Man ſo friſch und roth voll wie a voller Mond, Wie Kinder haben wir beyſammen ja gewohnt. Ach die fuͤnf viertel Jahr die gingen wie fuͤnf Tage Ja wie fuͤnf Stunden hin, ich hatte keine Klage. Wie gut war der Begang, was ich wolt wolt auch er, Es war als wenns ei Herz und eine Seele waͤr.

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Zitationshilfe: Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/546>, abgerufen am 22.11.2024.