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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854.

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Niemand konnte mir eine Auskunft geben, weil
die Sache, welche diesen Namen führt, einige
hundert Stunden weit zu Hause war. Nun sollte
ich plötzlich das große P benennen, welches mir
in seinem ganzen Wesen äußerst wunderlich und
humoristisch vorkam, und es ward in meiner
Seele klar und ich sprach mit Entschiedenheit:
Dieses ist der Pumpernickel! Ich hegte keinen
Zweifel, weder an der Welt, noch an mir, noch
am Pumpernickel, und war froh in meinem Her¬
zen; aber je ernsthafter und selbstzufriedener mein
Gesicht in diesem Augenblicke war, desto mehr
hielt mich der Schulmeister für einen durchtriebe¬
nen und frechen Schalk, dessen Bosheit sofort
gebrochen werden müßte, und er fiel über mich
her und schüttelte mich an den Haaren eine Mi¬
nute lang so wild hin und her, daß mir Hören
und Sehen verging. Dieser Ueberfall kam mir
seiner Fremdheit und Neuheit wegen wie ein bö¬
ser Traum vor und ich machte augenblicklich nichts
daraus, als daß ich, stumm und thränenlos, aber
voll innerer Beklemmung den Mann ansah. Die
Kinder haben mich von je her geärgert, welche,

Niemand konnte mir eine Auskunft geben, weil
die Sache, welche dieſen Namen fuͤhrt, einige
hundert Stunden weit zu Hauſe war. Nun ſollte
ich ploͤtzlich das große P benennen, welches mir
in ſeinem ganzen Weſen aͤußerſt wunderlich und
humoriſtiſch vorkam, und es ward in meiner
Seele klar und ich ſprach mit Entſchiedenheit:
Dieſes iſt der Pumpernickel! Ich hegte keinen
Zweifel, weder an der Welt, noch an mir, noch
am Pumpernickel, und war froh in meinem Her¬
zen; aber je ernſthafter und ſelbſtzufriedener mein
Geſicht in dieſem Augenblicke war, deſto mehr
hielt mich der Schulmeiſter fuͤr einen durchtriebe¬
nen und frechen Schalk, deſſen Bosheit ſofort
gebrochen werden muͤßte, und er fiel uͤber mich
her und ſchuͤttelte mich an den Haaren eine Mi¬
nute lang ſo wild hin und her, daß mir Hoͤren
und Sehen verging. Dieſer Ueberfall kam mir
ſeiner Fremdheit und Neuheit wegen wie ein boͤ¬
ſer Traum vor und ich machte augenblicklich nichts
daraus, als daß ich, ſtumm und thraͤnenlos, aber
voll innerer Beklemmung den Mann anſah. Die
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[135/0149] Niemand konnte mir eine Auskunft geben, weil die Sache, welche dieſen Namen fuͤhrt, einige hundert Stunden weit zu Hauſe war. Nun ſollte ich ploͤtzlich das große P benennen, welches mir in ſeinem ganzen Weſen aͤußerſt wunderlich und humoriſtiſch vorkam, und es ward in meiner Seele klar und ich ſprach mit Entſchiedenheit: Dieſes iſt der Pumpernickel! Ich hegte keinen Zweifel, weder an der Welt, noch an mir, noch am Pumpernickel, und war froh in meinem Her¬ zen; aber je ernſthafter und ſelbſtzufriedener mein Geſicht in dieſem Augenblicke war, deſto mehr hielt mich der Schulmeiſter fuͤr einen durchtriebe¬ nen und frechen Schalk, deſſen Bosheit ſofort gebrochen werden muͤßte, und er fiel uͤber mich her und ſchuͤttelte mich an den Haaren eine Mi¬ nute lang ſo wild hin und her, daß mir Hoͤren und Sehen verging. Dieſer Ueberfall kam mir ſeiner Fremdheit und Neuheit wegen wie ein boͤ¬ ſer Traum vor und ich machte augenblicklich nichts daraus, als daß ich, ſtumm und thraͤnenlos, aber voll innerer Beklemmung den Mann anſah. Die Kinder haben mich von je her geaͤrgert, welche,

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/149>, abgerufen am 21.11.2024.