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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854.

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meister alsogleich arretiren und zum Landvogt
führen. Dem Müllerhans muß ich auch noch bei¬
kommen, obgleich selbiger reich und gewaltthätig
ist. Möchte bald selber glauben, was die Bauers¬
leute sagen, daß das Kind eine Hexe sei, wenn
diese Opinion nicht der Vernunft widerspräche.
Jeden Falls steckt der Teufel in ihr und habe ich
ein schlimmes Stück Arbeit übernommen."

"Diese ganze Woche habe ich einen Maler im
Hause tractiret, so mir Madame übersendet, da¬
mit er das Portrait der kleinen Fräulein anfer¬
tige. Die bedrängte Familie will das Geschöpf
nicht mehr zu sich nemen und allein zum trauri¬
gen Angedenken und zur bußfertigen Anschauung,
auch von wegen der großen Schönheit des Kin¬
des, ein Conterfey behalten. Insbesundere will
der Herr nicht von dieser Idee lassen. Meine
Ehefrau verabreicht dem Maler alltäglich zwei
Schoppen Wein, woran er nicht genug zu haben
scheinet, da er allabendlich in den rothen Löwen
gehet und dorten mit dem Chirurgo spielet. Ist
ein hochfahrendes Subject und setze ihm daher
öfter ein Schnepfen oder ein Hechtlein vor, wel¬

meiſter alſogleich arretiren und zum Landvogt
fuͤhren. Dem Muͤllerhans muß ich auch noch bei¬
kommen, obgleich ſelbiger reich und gewaltthaͤtig
iſt. Moͤchte bald ſelber glauben, was die Bauers¬
leute ſagen, daß das Kind eine Hexe ſei, wenn
dieſe Opinion nicht der Vernunft widerſpraͤche.
Jeden Falls ſteckt der Teufel in ihr und habe ich
ein ſchlimmes Stuͤck Arbeit uͤbernommen.«

»Dieſe ganze Woche habe ich einen Maler im
Hauſe tractiret, ſo mir Madame uͤberſendet, da¬
mit er das Portrait der kleinen Fraͤulein anfer¬
tige. Die bedraͤngte Familie will das Geſchoͤpf
nicht mehr zu ſich nemen und allein zum trauri¬
gen Angedenken und zur bußfertigen Anſchauung,
auch von wegen der großen Schoͤnheit des Kin¬
des, ein Conterfey behalten. Insbeſundere will
der Herr nicht von dieſer Idee laſſen. Meine
Ehefrau verabreicht dem Maler alltaͤglich zwei
Schoppen Wein, woran er nicht genug zu haben
ſcheinet, da er allabendlich in den rothen Loͤwen
gehet und dorten mit dem Chirurgo ſpielet. Iſt
ein hochfahrendes Subject und ſetze ihm daher
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[160/0174] meiſter alſogleich arretiren und zum Landvogt fuͤhren. Dem Muͤllerhans muß ich auch noch bei¬ kommen, obgleich ſelbiger reich und gewaltthaͤtig iſt. Moͤchte bald ſelber glauben, was die Bauers¬ leute ſagen, daß das Kind eine Hexe ſei, wenn dieſe Opinion nicht der Vernunft widerſpraͤche. Jeden Falls ſteckt der Teufel in ihr und habe ich ein ſchlimmes Stuͤck Arbeit uͤbernommen.« »Dieſe ganze Woche habe ich einen Maler im Hauſe tractiret, ſo mir Madame uͤberſendet, da¬ mit er das Portrait der kleinen Fraͤulein anfer¬ tige. Die bedraͤngte Familie will das Geſchoͤpf nicht mehr zu ſich nemen und allein zum trauri¬ gen Angedenken und zur bußfertigen Anſchauung, auch von wegen der großen Schoͤnheit des Kin¬ des, ein Conterfey behalten. Insbeſundere will der Herr nicht von dieſer Idee laſſen. Meine Ehefrau verabreicht dem Maler alltaͤglich zwei Schoppen Wein, woran er nicht genug zu haben ſcheinet, da er allabendlich in den rothen Loͤwen gehet und dorten mit dem Chirurgo ſpielet. Iſt ein hochfahrendes Subject und ſetze ihm daher oͤfter ein Schnepfen oder ein Hechtlein vor, wel¬

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/174>, abgerufen am 21.11.2024.