aufgeflochten und ein Kränzlein von Buchenlaub darauff gesetzet, so wie ein dito Scherpen um den Leib gehenkt, auch ein Quantum schöner Erd¬ beeren vor sich liegen gehabt, von denen sie ganz voll und rundlich gegessen war. Als sie unser ansichtig ward, wollte sie wiederum Reißaus ne¬ men, schämete sich aber ihrer Blöße und wollte ihr Habitlein überziehen, dahero wir sie glücklich attrapirten. Sie ist nun krank und scheinet con¬ fuse zu sein, da sie keine vernünftige Antwort gibt."
"Mit dem Meretlein gehet es wiederum besser, jedoch ist sie mehr und mehr verändert und wird des Gänzlichen dumm und stumm. Die Consul¬ tation des herbeygeruffenen Medicus verlautet dahin, daß sie irr- oder blödsinnig werde und nunmehr der medicinischen Behandlung anheim zu stellen sey; er offerirte sich auch zu derselbi¬ gen und hat verheißen, das Kind wieder auf die Beine zu bringen, wenn es in seinem Hause placiret würde. Ich merke aber schon, daß es dem Monsieur Chirurgo nur um die gute Pen¬ sion benebst denen Präsenten von Madame zu
aufgeflochten und ein Kraͤnzlein von Buchenlaub darauff geſetzet, ſo wie ein dito Scherpen um den Leib gehenkt, auch ein Quantum ſchoͤner Erd¬ beeren vor ſich liegen gehabt, von denen ſie ganz voll und rundlich gegeſſen war. Als ſie unſer anſichtig ward, wollte ſie wiederum Reißaus ne¬ men, ſchaͤmete ſich aber ihrer Bloͤße und wollte ihr Habitlein uͤberziehen, dahero wir ſie gluͤcklich attrapirten. Sie iſt nun krank und ſcheinet con¬ fuse zu ſein, da ſie keine vernuͤnftige Antwort gibt.«
»Mit dem Meretlein gehet es wiederum beſſer, jedoch iſt ſie mehr und mehr veraͤndert und wird des Gaͤnzlichen dumm und ſtumm. Die Consul¬ tation des herbeygeruffenen Medicus verlautet dahin, daß ſie irr- oder bloͤdſinnig werde und nunmehr der medicinischen Behandlung anheim zu ſtellen ſey; er offerirte ſich auch zu derſelbi¬ gen und hat verheißen, das Kind wieder auf die Beine zu bringen, wenn es in ſeinem Hauſe placiret wuͤrde. Ich merke aber ſchon, daß es dem Monsieur Chirurgo nur um die gute Pen¬ sion benebſt denen Praͤsenten von Madame zu
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aufgeflochten und ein Kraͤnzlein von Buchenlaub
darauff geſetzet, ſo wie ein dito Scherpen um
den Leib gehenkt, auch ein Quantum ſchoͤner Erd¬
beeren vor ſich liegen gehabt, von denen ſie ganz
voll und rundlich gegeſſen war. Als ſie unſer
anſichtig ward, wollte ſie wiederum Reißaus ne¬
men, ſchaͤmete ſich aber ihrer Bloͤße und wollte
ihr Habitlein uͤberziehen, dahero wir ſie gluͤcklich
attrapirten. Sie iſt nun krank und ſcheinet con¬
fuse zu ſein, da ſie keine vernuͤnftige Antwort
gibt.«
»Mit dem Meretlein gehet es wiederum beſſer,
jedoch iſt ſie mehr und mehr veraͤndert und wird
des Gaͤnzlichen dumm und ſtumm. Die Consul¬
tation des herbeygeruffenen Medicus verlautet
dahin, daß ſie irr- oder bloͤdſinnig werde und
nunmehr der medicinischen Behandlung anheim
zu ſtellen ſey; er offerirte ſich auch zu derſelbi¬
gen und hat verheißen, das Kind wieder auf die
Beine zu bringen, wenn es in ſeinem Hauſe
placiret wuͤrde. Ich merke aber ſchon, daß es
dem Monsieur Chirurgo nur um die gute Pen¬
sion benebſt denen Praͤsenten von Madame zu
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/178>, abgerufen am 24.11.2024.
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