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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854.

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beth und Todesbetrachtungen verbracht, desglei¬
chen in melankolischen Reden von der unglück¬
seligen Krankhaftigkeit des verstorbenen Mägd¬
leins, da wir nun annemen müssen zu unserem
vermehrten Trost, daß selbe in einer fatalen Dis¬
position
des Bluts und Gehirns ihren Ursprung
gehabt. Daneben haben wir auch von den son¬
stigen großen Gaben des Kinds geredet und von
seinen oftmaligen klugen und anmuthigen Ein¬
fällen und Impromptus und Alles nicht zusammen¬
reimen können in unserer irdischen Kurzsichtigkeit.
Morgens am Vormittag wird man dem Kind
ein Christlich Begräbniß geben und ist die Prä¬
senz
der fürnehmen Eltern dazu kommlich, an¬
sonsten die Pauren sich widersatzen mögten."

"Dieses ist der allerwunderbarste und schreck¬
hafteste Tag gewesen, nicht nur allein, seit wir
mit dieser unseligen Creatur zu schaffen, sondern
der mir überhaupt in meiner ruhsamen Existenz
aufgestoßen ist. Denn als die Stunde gekommen
und es zehn Uhr geschlagen, haben wir uns hin¬
ter dem Leichlein her in Bewegung gesetzet und
nach dem Gottesacker begeben, indessen der Sigrist

beth und Todesbetrachtungen verbracht, desglei¬
chen in melankolischen Reden von der ungluͤck¬
ſeligen Krankhaftigkeit des verſtorbenen Maͤgd¬
leins, da wir nun annemen muͤſſen zu unſerem
vermehrten Troſt, daß ſelbe in einer fatalen Dis¬
position
des Bluts und Gehirns ihren Urſprung
gehabt. Daneben haben wir auch von den ſon¬
ſtigen großen Gaben des Kinds geredet und von
ſeinen oftmaligen klugen und anmuthigen Ein¬
faͤllen und Impromptus und Alles nicht zuſammen¬
reimen koͤnnen in unſerer irdiſchen Kurzſichtigkeit.
Morgens am Vormittag wird man dem Kind
ein Chriſtlich Begraͤbniß geben und iſt die Praͤ¬
senz
der fuͤrnehmen Eltern dazu kommlich, an¬
ſonſten die Pauren ſich widerſatzen moͤgten.«

»Dieſes iſt der allerwunderbarſte und ſchreck¬
hafteſte Tag geweſen, nicht nur allein, ſeit wir
mit dieſer unſeligen Creatur zu ſchaffen, ſondern
der mir uͤberhaupt in meiner ruhſamen Existenz
aufgeſtoßen iſt. Denn als die Stunde gekommen
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[168/0182] beth und Todesbetrachtungen verbracht, desglei¬ chen in melankolischen Reden von der ungluͤck¬ ſeligen Krankhaftigkeit des verſtorbenen Maͤgd¬ leins, da wir nun annemen muͤſſen zu unſerem vermehrten Troſt, daß ſelbe in einer fatalen Dis¬ position des Bluts und Gehirns ihren Urſprung gehabt. Daneben haben wir auch von den ſon¬ ſtigen großen Gaben des Kinds geredet und von ſeinen oftmaligen klugen und anmuthigen Ein¬ faͤllen und Impromptus und Alles nicht zuſammen¬ reimen koͤnnen in unſerer irdiſchen Kurzſichtigkeit. Morgens am Vormittag wird man dem Kind ein Chriſtlich Begraͤbniß geben und iſt die Praͤ¬ senz der fuͤrnehmen Eltern dazu kommlich, an¬ ſonſten die Pauren ſich widerſatzen moͤgten.« »Dieſes iſt der allerwunderbarſte und ſchreck¬ hafteſte Tag geweſen, nicht nur allein, ſeit wir mit dieſer unſeligen Creatur zu ſchaffen, ſondern der mir uͤberhaupt in meiner ruhſamen Existenz aufgeſtoßen iſt. Denn als die Stunde gekommen und es zehn Uhr geſchlagen, haben wir uns hin¬ ter dem Leichlein her in Bewegung geſetzet und nach dem Gottesacker begeben, indeſſen der Sigriſt

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/182>, abgerufen am 21.11.2024.