Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854.die kleine Glocken geläutet, was er aber nicht 11 *
die kleine Glocken gelaͤutet, was er aber nicht 11 *
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0183" n="169"/> die kleine Glocken gelaͤutet, was er aber nicht<lb/> mit ſehrem Fleiße gethan, dieweil es faſt erbaͤrm¬<lb/> lich geklungen und das Gelaͤute zur Halbpart<lb/> vom ſtarken Winde verſchlungen worden, der un¬<lb/> wirſch gewehet hat. Und war auch der Himmel<lb/> ganz dunkel und ſchwuͤl, ſowie der Kirchhof von<lb/> Menſchen entbloͤßet außer unſerer kleinen <hi rendition="#aq">Com</hi>¬<lb/><hi rendition="#aq">pagnie</hi>‚ hergegen außerhalb denen Mauren die<lb/> ganze Baurſame verſammelt und hat neugierig<lb/> die Koͤpfe heruͤber gerecket. Wie man aber ſo<lb/> eben das Todtenbaͤumlein (Todtenbaum = Sarg)<lb/> in das Grab hinunter ſenken wollen, hat man<lb/> ein ſeltſamen Schrei gehoͤrt aus dem Todten¬<lb/> baͤumlein hervor, ſo daß Wir auf das Heftigſte<lb/> erſchrocken ſind und der Todtengraͤber auf und<lb/> davon geſprungen iſt. Der <hi rendition="#aq">Chirurgus</hi> aber, wel¬<lb/> cher ſich auch herzugemachet, hat ſchleunigſt den<lb/> Deckel losgemacht und abgehebt, und hat ſich das<lb/> Toͤdlein als lebendig aufgerichtet und iſt ganz be¬<lb/> hende aus dem Graͤblein gekrochen und hat uns<lb/> angeblicket. Und wie im ſelbigen Moment die<lb/> Sonne ſeltſam und ſtechend durch die Wolken<lb/> gedrungen, ſo hat es in ſeinem gelblichen Brokat<lb/> <fw place="bottom" type="sig">11 *<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [169/0183]
die kleine Glocken gelaͤutet, was er aber nicht
mit ſehrem Fleiße gethan, dieweil es faſt erbaͤrm¬
lich geklungen und das Gelaͤute zur Halbpart
vom ſtarken Winde verſchlungen worden, der un¬
wirſch gewehet hat. Und war auch der Himmel
ganz dunkel und ſchwuͤl, ſowie der Kirchhof von
Menſchen entbloͤßet außer unſerer kleinen Com¬
pagnie‚ hergegen außerhalb denen Mauren die
ganze Baurſame verſammelt und hat neugierig
die Koͤpfe heruͤber gerecket. Wie man aber ſo
eben das Todtenbaͤumlein (Todtenbaum = Sarg)
in das Grab hinunter ſenken wollen, hat man
ein ſeltſamen Schrei gehoͤrt aus dem Todten¬
baͤumlein hervor, ſo daß Wir auf das Heftigſte
erſchrocken ſind und der Todtengraͤber auf und
davon geſprungen iſt. Der Chirurgus aber, wel¬
cher ſich auch herzugemachet, hat ſchleunigſt den
Deckel losgemacht und abgehebt, und hat ſich das
Toͤdlein als lebendig aufgerichtet und iſt ganz be¬
hende aus dem Graͤblein gekrochen und hat uns
angeblicket. Und wie im ſelbigen Moment die
Sonne ſeltſam und ſtechend durch die Wolken
gedrungen, ſo hat es in ſeinem gelblichen Brokat
11 *
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |