hafte Lachlust zu reizen. Er besaß weder großen Verstand, noch Pietät für irgend etwas, selbst für die Natur nicht, und schien einzig ein per¬ sönliches Bedürfniß zu haben, das Dasein Got¬ tes zu läugnen oder wegzuwünschen, indessen der Schreiner sich bloß nicht viel daraus machte, hingegen auf seinen Wanderjahren die Welt auf¬ merksam betrachtet hatte, sich fortwährend noch unterrichtete und von allerlei merkwürdigen Din¬ gen mit Liebe zu sprechen wußte, wenn er auf¬ thaute. Der Schneider fand nur Gefallen an Ränken und Schwänken und lärmenden Zänke¬ reien mit den begeisterten Weibern; auch sein Verhalten zu den Juden, gegenüber demjenigen des Sargmachers, war bezeichnend. Während Jener wohlwollend und freundlich mit ihnen ver¬ fuhr, als mit Seinesgleichen, neckte und quälte sie der Schneider, wo er nur konnte, und ver¬ folgte sie mit ächt christlichem Uebermuthe mit allen trivialen Judenspäßen, die ihm zu Gebote standen, so daß die armen Teufel manchmal wirklich böse wurden und die Gesellschaft ver¬ ließen. Frau Margreth pflegte alsdann auch
hafte Lachluſt zu reizen. Er beſaß weder großen Verſtand, noch Pietaͤt fuͤr irgend etwas, ſelbſt fuͤr die Natur nicht, und ſchien einzig ein per¬ ſoͤnliches Beduͤrfniß zu haben, das Daſein Got¬ tes zu laͤugnen oder wegzuwuͤnſchen, indeſſen der Schreiner ſich bloß nicht viel daraus machte, hingegen auf ſeinen Wanderjahren die Welt auf¬ merkſam betrachtet hatte, ſich fortwaͤhrend noch unterrichtete und von allerlei merkwuͤrdigen Din¬ gen mit Liebe zu ſprechen wußte, wenn er auf¬ thaute. Der Schneider fand nur Gefallen an Raͤnken und Schwaͤnken und laͤrmenden Zaͤnke¬ reien mit den begeiſterten Weibern; auch ſein Verhalten zu den Juden, gegenuͤber demjenigen des Sargmachers, war bezeichnend. Waͤhrend Jener wohlwollend und freundlich mit ihnen ver¬ fuhr, als mit Seinesgleichen, neckte und quaͤlte ſie der Schneider, wo er nur konnte, und ver¬ folgte ſie mit aͤcht chriſtlichem Uebermuthe mit allen trivialen Judenſpaͤßen, die ihm zu Gebote ſtanden, ſo daß die armen Teufel manchmal wirklich boͤſe wurden und die Geſellſchaft ver¬ ließen. Frau Margreth pflegte alsdann auch
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hafte Lachluſt zu reizen. Er beſaß weder großen
Verſtand, noch Pietaͤt fuͤr irgend etwas, ſelbſt
fuͤr die Natur nicht, und ſchien einzig ein per¬
ſoͤnliches Beduͤrfniß zu haben, das Daſein Got¬
tes zu laͤugnen oder wegzuwuͤnſchen, indeſſen der
Schreiner ſich bloß nicht viel daraus machte,
hingegen auf ſeinen Wanderjahren die Welt auf¬
merkſam betrachtet hatte, ſich fortwaͤhrend noch
unterrichtete und von allerlei merkwuͤrdigen Din¬
gen mit Liebe zu ſprechen wußte, wenn er auf¬
thaute. Der Schneider fand nur Gefallen an
Raͤnken und Schwaͤnken und laͤrmenden Zaͤnke¬
reien mit den begeiſterten Weibern; auch ſein
Verhalten zu den Juden, gegenuͤber demjenigen
des Sargmachers, war bezeichnend. Waͤhrend
Jener wohlwollend und freundlich mit ihnen ver¬
fuhr, als mit Seinesgleichen, neckte und quaͤlte
ſie der Schneider, wo er nur konnte, und ver¬
folgte ſie mit aͤcht chriſtlichem Uebermuthe mit
allen trivialen Judenſpaͤßen, die ihm zu Gebote
ſtanden, ſo daß die armen Teufel manchmal
wirklich boͤſe wurden und die Geſellſchaft ver¬
ließen. Frau Margreth pflegte alsdann auch
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/204>, abgerufen am 24.11.2024.
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