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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854.

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sprung derselben nachgewiesen war. Drei der
ehemaligen Schulgenossen verziehen mir und lach¬
ten, als sie sahen, wie mich die Sache nachträg¬
lich beunruhigte, und sie freuten sich, daß ich zu
ihrer Genugthuung mich alles Einzelnen sowohl
erinnerte. Nur der Vierte, ein etwas beschränk¬
ter Mensch, der viele Mühe mit dem Leben hat,
konnte niemals einen Unterschied machen zwischen
der Kinderzeit und dem späteren Alter, und trug
mir die angethane Unbilde so nach, als ob ich sie
erst heute, mit dem Verstande eines Erwachsenen,
begangen hätte. Mit dem tiefsten Hasse geht er
an mir vorüber, und wenn er mir beleidigende
Blicke zuwirft, so vermag ich sie nicht zu er¬
widern, weil das Unrecht doch auf mir ruht und
Keiner von uns es vergessen kann.


ſprung derſelben nachgewieſen war. Drei der
ehemaligen Schulgenoſſen verziehen mir und lach¬
ten, als ſie ſahen, wie mich die Sache nachtraͤg¬
lich beunruhigte, und ſie freuten ſich, daß ich zu
ihrer Genugthuung mich alles Einzelnen ſowohl
erinnerte. Nur der Vierte, ein etwas beſchraͤnk¬
ter Menſch, der viele Muͤhe mit dem Leben hat,
konnte niemals einen Unterſchied machen zwiſchen
der Kinderzeit und dem ſpaͤteren Alter, und trug
mir die angethane Unbilde ſo nach, als ob ich ſie
erſt heute, mit dem Verſtande eines Erwachſenen,
begangen haͤtte. Mit dem tiefſten Haſſe geht er
an mir voruͤber, und wenn er mir beleidigende
Blicke zuwirft, ſo vermag ich ſie nicht zu er¬
widern, weil das Unrecht doch auf mir ruht und
Keiner von uns es vergeſſen kann.


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[226/0240] ſprung derſelben nachgewieſen war. Drei der ehemaligen Schulgenoſſen verziehen mir und lach¬ ten, als ſie ſahen, wie mich die Sache nachtraͤg¬ lich beunruhigte, und ſie freuten ſich, daß ich zu ihrer Genugthuung mich alles Einzelnen ſowohl erinnerte. Nur der Vierte, ein etwas beſchraͤnk¬ ter Menſch, der viele Muͤhe mit dem Leben hat, konnte niemals einen Unterſchied machen zwiſchen der Kinderzeit und dem ſpaͤteren Alter, und trug mir die angethane Unbilde ſo nach, als ob ich ſie erſt heute, mit dem Verſtande eines Erwachſenen, begangen haͤtte. Mit dem tiefſten Haſſe geht er an mir voruͤber, und wenn er mir beleidigende Blicke zuwirft, ſo vermag ich ſie nicht zu er¬ widern, weil das Unrecht doch auf mir ruht und Keiner von uns es vergeſſen kann.

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/240>, abgerufen am 24.11.2024.