den, wie das Alles bei uns üblich war. Noch mehr Ursache zur Eifersucht gaben uns die hüb¬ schen Percussionsgewehre, womit unsere Kameraden versehen waren, da wir selbst nur alte Stein¬ schlosse hatten, welche sich dann und wann er¬ laubten zu versagen. Die Regierung dieses Stan¬ des war ein wenig im Geruche, in ihrem auf¬ geweckten Sinne für alles Gute und Schöne manchmal mehr Aufwand zu machen, als sich mit haushälterischer Bedächtigkeit vertrüge, und hatte demgemäß für ihre Schuljugend solche neue Waffen beschafft zu einer Zeit, wo dergleichen erst bei größeren Militärstaaten in der Einfüh¬ rung begriffen waren. So hörten wir denn, während unsere Freunde uns wohlgefällig erklär¬ ten, wie bei ihnen während der Ladung die Be¬ wegung des Patronbeißens nun wegfiele, unsere erwachsenen Begleiter heimlich einen bedächtigen Tadel über solchen Aufwand aussprechen. Doch waren wir endlich ermüdet und gaben uns willig den Einladungen der Familien hin, welche sich so eifrig um unsere Beherbergung stritten, daß unsere ganze Schaar in ihren offenen Armen so
den, wie das Alles bei uns uͤblich war. Noch mehr Urſache zur Eiferſucht gaben uns die huͤb¬ ſchen Percuſſionsgewehre, womit unſere Kameraden verſehen waren, da wir ſelbſt nur alte Stein¬ ſchloſſe hatten, welche ſich dann und wann er¬ laubten zu verſagen. Die Regierung dieſes Stan¬ des war ein wenig im Geruche, in ihrem auf¬ geweckten Sinne fuͤr alles Gute und Schoͤne manchmal mehr Aufwand zu machen, als ſich mit haushaͤlteriſcher Bedaͤchtigkeit vertruͤge, und hatte demgemaͤß fuͤr ihre Schuljugend ſolche neue Waffen beſchafft zu einer Zeit, wo dergleichen erſt bei groͤßeren Militaͤrſtaaten in der Einfuͤh¬ rung begriffen waren. So hoͤrten wir denn, waͤhrend unſere Freunde uns wohlgefaͤllig erklaͤr¬ ten, wie bei ihnen waͤhrend der Ladung die Be¬ wegung des Patronbeißens nun wegfiele, unſere erwachſenen Begleiter heimlich einen bedaͤchtigen Tadel uͤber ſolchen Aufwand ausſprechen. Doch waren wir endlich ermuͤdet und gaben uns willig den Einladungen der Familien hin, welche ſich ſo eifrig um unſere Beherbergung ſtritten, daß unſere ganze Schaar in ihren offenen Armen ſo
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den, wie das Alles bei uns uͤblich war. Noch
mehr Urſache zur Eiferſucht gaben uns die huͤb¬
ſchen Percuſſionsgewehre, womit unſere Kameraden
verſehen waren, da wir ſelbſt nur alte Stein¬
ſchloſſe hatten, welche ſich dann und wann er¬
laubten zu verſagen. Die Regierung dieſes Stan¬
des war ein wenig im Geruche, in ihrem auf¬
geweckten Sinne fuͤr alles Gute und Schoͤne
manchmal mehr Aufwand zu machen, als ſich
mit haushaͤlteriſcher Bedaͤchtigkeit vertruͤge, und
hatte demgemaͤß fuͤr ihre Schuljugend ſolche neue
Waffen beſchafft zu einer Zeit, wo dergleichen
erſt bei groͤßeren Militaͤrſtaaten in der Einfuͤh¬
rung begriffen waren. So hoͤrten wir denn,
waͤhrend unſere Freunde uns wohlgefaͤllig erklaͤr¬
ten, wie bei ihnen waͤhrend der Ladung die Be¬
wegung des Patronbeißens nun wegfiele, unſere
erwachſenen Begleiter heimlich einen bedaͤchtigen
Tadel uͤber ſolchen Aufwand ausſprechen. Doch
waren wir endlich ermuͤdet und gaben uns willig
den Einladungen der Familien hin, welche ſich
ſo eifrig um unſere Beherbergung ſtritten, daß
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/328>, abgerufen am 22.11.2024.
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