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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854.

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man noch heute darin einen nicht ganz zu ver¬
kennenden Gesammteindruck finden. Kurz, ich
wurde zufrieden über meinem Thun, vergaß mich
und fing manchmal an zu singen, wie früher,
erschrack jedoch darüber und verstummte wieder.
Doch vergaß ich mich immer mehr und summte
anhaltender vor mich hin, wie Schneeglöckchen
im Frühjahr tauchte ein und das andere freund¬
liche Wort meiner Mutter hervor, und als die
Landschaft fertig war, fand ich mich wieder zu
Ehren gezogen und das Vertrauen der Mutter
hergestellt. Als ich eben den Bogen vom Brette
löste, klopfte es an die Thür und Meierlein
trat feierlich herein, legte seine Mütze auf einen
Stuhl, zog sein Büchlein hervor, räusperte sich
und hielt einen förmlichen Vortrag an meine
Mutter, indem er in höflichen Worten Klage gegen
mich einlegte und die Frau Lee wollte gebeten
haben, meine Verbindlichkeiten zu erfüllen; denn
es würde ihm leid thun, wenn es zu Unannehm¬
lichkeiten kommen sollte! Damit überreichte der
kleine Knirps sein unvermeidliches Buch und bat
gefällige Einsicht zu nehmen. Meine Mutter sah

man noch heute darin einen nicht ganz zu ver¬
kennenden Geſammteindruck finden. Kurz, ich
wurde zufrieden uͤber meinem Thun, vergaß mich
und fing manchmal an zu ſingen, wie fruͤher,
erſchrack jedoch daruͤber und verſtummte wieder.
Doch vergaß ich mich immer mehr und ſummte
anhaltender vor mich hin, wie Schneegloͤckchen
im Fruͤhjahr tauchte ein und das andere freund¬
liche Wort meiner Mutter hervor, und als die
Landſchaft fertig war, fand ich mich wieder zu
Ehren gezogen und das Vertrauen der Mutter
hergeſtellt. Als ich eben den Bogen vom Brette
loͤſte, klopfte es an die Thuͤr und Meierlein
trat feierlich herein, legte ſeine Muͤtze auf einen
Stuhl, zog ſein Buͤchlein hervor, raͤuſperte ſich
und hielt einen foͤrmlichen Vortrag an meine
Mutter, indem er in hoͤflichen Worten Klage gegen
mich einlegte und die Frau Lee wollte gebeten
haben, meine Verbindlichkeiten zu erfuͤllen; denn
es wuͤrde ihm leid thun, wenn es zu Unannehm¬
lichkeiten kommen ſollte! Damit uͤberreichte der
kleine Knirps ſein unvermeidliches Buch und bat
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[338/0352] man noch heute darin einen nicht ganz zu ver¬ kennenden Geſammteindruck finden. Kurz, ich wurde zufrieden uͤber meinem Thun, vergaß mich und fing manchmal an zu ſingen, wie fruͤher, erſchrack jedoch daruͤber und verſtummte wieder. Doch vergaß ich mich immer mehr und ſummte anhaltender vor mich hin, wie Schneegloͤckchen im Fruͤhjahr tauchte ein und das andere freund¬ liche Wort meiner Mutter hervor, und als die Landſchaft fertig war, fand ich mich wieder zu Ehren gezogen und das Vertrauen der Mutter hergeſtellt. Als ich eben den Bogen vom Brette loͤſte, klopfte es an die Thuͤr und Meierlein trat feierlich herein, legte ſeine Muͤtze auf einen Stuhl, zog ſein Buͤchlein hervor, raͤuſperte ſich und hielt einen foͤrmlichen Vortrag an meine Mutter, indem er in hoͤflichen Worten Klage gegen mich einlegte und die Frau Lee wollte gebeten haben, meine Verbindlichkeiten zu erfuͤllen; denn es wuͤrde ihm leid thun, wenn es zu Unannehm¬ lichkeiten kommen ſollte! Damit uͤberreichte der kleine Knirps ſein unvermeidliches Buch und bat gefaͤllige Einſicht zu nehmen. Meine Mutter ſah

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/352>, abgerufen am 22.11.2024.