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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854.

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Auch ist am Ende diese Erscheinung weniger
wichtig in Bezug auf das Schicksal solcher Aus¬
geschlossenen, als daß sie den wunden Fleck auch
der besten unserer Einrichtungen bezeichnet, die
moralische Faulheit nämlich, die Trägheit und
Bequemlichkeit der mit diesen Dingen Beauf¬
tragten, derer, welche sich als Erzieher par ex¬
cellence
geben. Das Ausstoßen auch des nichts¬
nutzigsten Schülers ist nichts als ein Armuths¬
zeugniß, welches eine Schule sich gibt.

Der Kummer und die Niedergeschlagenheit
meinerseits waren nicht allzugroß; ich hatte dem
Lehrer des Französischen einige Bücher zurückzu¬
stellen, da er mir mit Wohlwollen ehrwürdige
Franzbände französischer Klassiker zu leihen pflegte.
Auch führte er mich einige Male in einer großen
Bibliothek umher, mir respektvolle Vorbegriffe
vom Bücherwesen beibringend. Als ich zu ihm
kam, drückte er mir sein Bedauern über das Ge¬
schehene aus und gab mir zu verstehen, wie ich
es nicht allzu hoch aufzunehmen hätte, da seines
Wissens die Mehrzahl der Lehrer, gleich ihm,
nicht unzufrieden mit mir wären. Ferner lud er

Auch iſt am Ende dieſe Erſcheinung weniger
wichtig in Bezug auf das Schickſal ſolcher Aus¬
geſchloſſenen, als daß ſie den wunden Fleck auch
der beſten unſerer Einrichtungen bezeichnet, die
moraliſche Faulheit naͤmlich, die Traͤgheit und
Bequemlichkeit der mit dieſen Dingen Beauf¬
tragten, derer, welche ſich als Erzieher par ex¬
cellence
geben. Das Ausſtoßen auch des nichts¬
nutzigſten Schuͤlers iſt nichts als ein Armuths¬
zeugniß, welches eine Schule ſich gibt.

Der Kummer und die Niedergeſchlagenheit
meinerſeits waren nicht allzugroß; ich hatte dem
Lehrer des Franzoͤſiſchen einige Buͤcher zuruͤckzu¬
ſtellen, da er mir mit Wohlwollen ehrwuͤrdige
Franzbaͤnde franzoͤſiſcher Klaſſiker zu leihen pflegte.
Auch fuͤhrte er mich einige Male in einer großen
Bibliothek umher, mir reſpektvolle Vorbegriffe
vom Buͤcherweſen beibringend. Als ich zu ihm
kam, druͤckte er mir ſein Bedauern uͤber das Ge¬
ſchehene aus und gab mir zu verſtehen, wie ich
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[386/0400] Auch iſt am Ende dieſe Erſcheinung weniger wichtig in Bezug auf das Schickſal ſolcher Aus¬ geſchloſſenen, als daß ſie den wunden Fleck auch der beſten unſerer Einrichtungen bezeichnet, die moraliſche Faulheit naͤmlich, die Traͤgheit und Bequemlichkeit der mit dieſen Dingen Beauf¬ tragten, derer, welche ſich als Erzieher par ex¬ cellence geben. Das Ausſtoßen auch des nichts¬ nutzigſten Schuͤlers iſt nichts als ein Armuths¬ zeugniß, welches eine Schule ſich gibt. Der Kummer und die Niedergeſchlagenheit meinerſeits waren nicht allzugroß; ich hatte dem Lehrer des Franzoͤſiſchen einige Buͤcher zuruͤckzu¬ ſtellen, da er mir mit Wohlwollen ehrwuͤrdige Franzbaͤnde franzoͤſiſcher Klaſſiker zu leihen pflegte. Auch fuͤhrte er mich einige Male in einer großen Bibliothek umher, mir reſpektvolle Vorbegriffe vom Buͤcherweſen beibringend. Als ich zu ihm kam, druͤckte er mir ſein Bedauern uͤber das Ge¬ ſchehene aus und gab mir zu verſtehen, wie ich es nicht allzu hoch aufzunehmen haͤtte, da ſeines Wiſſens die Mehrzahl der Lehrer, gleich ihm, nicht unzufrieden mit mir waͤren. Ferner lud er

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/400>, abgerufen am 22.11.2024.