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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854.

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machte der Wagen an einem Dorfe wieder Halt,
damit die Pferde gewechselt werden konnten.
Heinrich trat mit den andern Reisenden in das
Gasthaus, um eine Erfrischung zu sich zu neh¬
men. Der Eine wählte ein Glas Wein, der
Andere eine Schale Kaffee, der Dritte verlangte
schnell etwas Kräftiges zu essen, es ging geräusch¬
voll zu mit Genießen, Geldwechseln und Bezah¬
len; Alle thaten wichtig, zerstreut oder nur auf
sich achtsam und liefen stumm an einander vor¬
bei in der Stube umher. Auch Heinrich spreizte
sich, ließ es sich schmecken und zum Ueberfluß
noch eine schlechte Cigarre geben, welche er un¬
geschickt in Brand zu stecken suchte. Da ge¬
wahrte er in einem Winkel der Stube eine
ärmliche Frau mit ihrem jungen Sohne, welcher
ein großes Felleisen neben sich auf der Bank
stehen hatte. Beide waren ihm als Nachbars¬
leute bekannt. Er grüßte sie und vernahm, daß
auch dieser junge Bursche, welcher das Handwerk
eines Malers und Lackirers erlernt hatte, heute
die Reise in die Fremde antrat, daß seine Mutter,
die Feiertage benutzend, lange vor Tagesanbruch

machte der Wagen an einem Dorfe wieder Halt,
damit die Pferde gewechſelt werden konnten.
Heinrich trat mit den andern Reiſenden in das
Gaſthaus, um eine Erfriſchung zu ſich zu neh¬
men. Der Eine waͤhlte ein Glas Wein, der
Andere eine Schale Kaffee, der Dritte verlangte
ſchnell etwas Kraͤftiges zu eſſen, es ging geraͤuſch¬
voll zu mit Genießen, Geldwechſeln und Bezah¬
len; Alle thaten wichtig, zerſtreut oder nur auf
ſich achtſam und liefen ſtumm an einander vor¬
bei in der Stube umher. Auch Heinrich ſpreizte
ſich, ließ es ſich ſchmecken und zum Ueberfluß
noch eine ſchlechte Cigarre geben, welche er un¬
geſchickt in Brand zu ſtecken ſuchte. Da ge¬
wahrte er in einem Winkel der Stube eine
aͤrmliche Frau mit ihrem jungen Sohne, welcher
ein großes Felleiſen neben ſich auf der Bank
ſtehen hatte. Beide waren ihm als Nachbars¬
leute bekannt. Er gruͤßte ſie und vernahm, daß
auch dieſer junge Burſche, welcher das Handwerk
eines Malers und Lackirers erlernt hatte, heute
die Reiſe in die Fremde antrat, daß ſeine Mutter,
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[44/0058] machte der Wagen an einem Dorfe wieder Halt, damit die Pferde gewechſelt werden konnten. Heinrich trat mit den andern Reiſenden in das Gaſthaus, um eine Erfriſchung zu ſich zu neh¬ men. Der Eine waͤhlte ein Glas Wein, der Andere eine Schale Kaffee, der Dritte verlangte ſchnell etwas Kraͤftiges zu eſſen, es ging geraͤuſch¬ voll zu mit Genießen, Geldwechſeln und Bezah¬ len; Alle thaten wichtig, zerſtreut oder nur auf ſich achtſam und liefen ſtumm an einander vor¬ bei in der Stube umher. Auch Heinrich ſpreizte ſich, ließ es ſich ſchmecken und zum Ueberfluß noch eine ſchlechte Cigarre geben, welche er un¬ geſchickt in Brand zu ſtecken ſuchte. Da ge¬ wahrte er in einem Winkel der Stube eine aͤrmliche Frau mit ihrem jungen Sohne, welcher ein großes Felleiſen neben ſich auf der Bank ſtehen hatte. Beide waren ihm als Nachbars¬ leute bekannt. Er gruͤßte ſie und vernahm, daß auch dieſer junge Burſche, welcher das Handwerk eines Malers und Lackirers erlernt hatte, heute die Reiſe in die Fremde antrat, daß ſeine Mutter, die Feiertage benutzend, lange vor Tagesanbruch

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/58>, abgerufen am 21.11.2024.