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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854.

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hen von hohen Zinnen in die Luft, Königsbur¬
gen, Paläste, Theater, Kirchen bildeten große
Gruppen zusammen, Gebäude von allen mögli¬
chen Bauarten, alle gleich neu, sah man hier ver¬
einigt, während dort alte geschwärzte Kuppeln,
Rath- und Bürgerhäuser einen schroffen Gegen¬
satz machten. Es herrschte ein aufgeregtes Leben
auf den Straßen und Plätzen. Aus Kirchen und
mächtigen Schenkhäusern erscholl Musik, Geläute,
Orgel- und Harfenspiel; aus mit allerlei mysti¬
schen Symbolen überladenen Kapellenthüren dran¬
gen Weihrauchwolken auf die Gasse; schöne und
fratzenhafte Künstlergestalten gingen schaarenweis
vorüber, Studenten in Schnürröcken und silber¬
gestickten Mützen kamen daher, gepanzerte Reiter
mit glänzenden Stahlhelmen ritten gemächlich und
stolz über einen Platz, üppige Courtisanen mit
blanken Schultern zogen nach hellen Tanzsälen,
von denen Pauken und Trompeten herniedertön¬
ten; alte dicke Weiber verbeugten sich vor dünnen
schwarzen Mönchen, welche zahlreich umhergingen;
unter offenen Hausfluren saßen wohlgenährte
Spießbürger hinter gebratenen Gänsen und mäch¬

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hen von hohen Zinnen in die Luft, Koͤnigsbur¬
gen, Palaͤſte, Theater, Kirchen bildeten große
Gruppen zuſammen, Gebaͤude von allen moͤgli¬
chen Bauarten, alle gleich neu, ſah man hier ver¬
einigt, waͤhrend dort alte geſchwaͤrzte Kuppeln,
Rath- und Buͤrgerhaͤuſer einen ſchroffen Gegen¬
ſatz machten. Es herrſchte ein aufgeregtes Leben
auf den Straßen und Plaͤtzen. Aus Kirchen und
maͤchtigen Schenkhaͤuſern erſcholl Muſik, Gelaͤute,
Orgel- und Harfenſpiel; aus mit allerlei myſti¬
ſchen Symbolen uͤberladenen Kapellenthuͤren dran¬
gen Weihrauchwolken auf die Gaſſe; ſchoͤne und
fratzenhafte Kuͤnſtlergeſtalten gingen ſchaarenweis
voruͤber, Studenten in Schnuͤrroͤcken und ſilber¬
geſtickten Muͤtzen kamen daher, gepanzerte Reiter
mit glaͤnzenden Stahlhelmen ritten gemaͤchlich und
ſtolz uͤber einen Platz, uͤppige Courtiſanen mit
blanken Schultern zogen nach hellen Tanzſaͤlen,
von denen Pauken und Trompeten herniedertoͤn¬
ten; alte dicke Weiber verbeugten ſich vor duͤnnen
ſchwarzen Moͤnchen, welche zahlreich umhergingen;
unter offenen Hausfluren ſaßen wohlgenaͤhrte
Spießbuͤrger hinter gebratenen Gaͤnſen und maͤch¬

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[83/0097] hen von hohen Zinnen in die Luft, Koͤnigsbur¬ gen, Palaͤſte, Theater, Kirchen bildeten große Gruppen zuſammen, Gebaͤude von allen moͤgli¬ chen Bauarten, alle gleich neu, ſah man hier ver¬ einigt, waͤhrend dort alte geſchwaͤrzte Kuppeln, Rath- und Buͤrgerhaͤuſer einen ſchroffen Gegen¬ ſatz machten. Es herrſchte ein aufgeregtes Leben auf den Straßen und Plaͤtzen. Aus Kirchen und maͤchtigen Schenkhaͤuſern erſcholl Muſik, Gelaͤute, Orgel- und Harfenſpiel; aus mit allerlei myſti¬ ſchen Symbolen uͤberladenen Kapellenthuͤren dran¬ gen Weihrauchwolken auf die Gaſſe; ſchoͤne und fratzenhafte Kuͤnſtlergeſtalten gingen ſchaarenweis voruͤber, Studenten in Schnuͤrroͤcken und ſilber¬ geſtickten Muͤtzen kamen daher, gepanzerte Reiter mit glaͤnzenden Stahlhelmen ritten gemaͤchlich und ſtolz uͤber einen Platz, uͤppige Courtiſanen mit blanken Schultern zogen nach hellen Tanzſaͤlen, von denen Pauken und Trompeten herniedertoͤn¬ ten; alte dicke Weiber verbeugten ſich vor duͤnnen ſchwarzen Moͤnchen, welche zahlreich umhergingen; unter offenen Hausfluren ſaßen wohlgenaͤhrte Spießbuͤrger hinter gebratenen Gaͤnſen und maͤch¬ 6 *

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/97>, abgerufen am 21.11.2024.