gutes Vetterlein, daher etwas Rechtes werdet, so brauchet Ihr alsdann die Herren in der Stadt gar nicht, wir wollen Euch schon zu Etwas ma¬ chen. Obgleich Euer Vater schon lange todt ist und es dann noch länger sein wird, so hat er doch in dieser Gegend ein solches Andenken hin¬ terlassen und Ihr selbst seid so mitten unter uns bürgerlich, daß Ihr weiter keine Gunst brauchet, als Euere Tüchtigkeit!"
Diese Rede, an sich etwas zu früh an mich gerich¬ tet, betrübte mich, daß ich ganz still schwieg; denn erstens war es nun mit der Schule vorbei, was der Mann noch nicht wußte, und zweitens fühlte ich mich nicht nach dem Geschäftsleben hingezo¬ gen, fühlte vielmehr eine Art von Grauen vor demselben.
Nachdem ich noch den Stall besehen und in der Scheune jeder Kuh eine Gabel voll Klee hinübergeschoben, verabschiedete ich mich; die Base ließ es sich aber nicht nehmen, mich ein Stück Weges zu begleiten, um mich schnell noch einer anderen Base vorzustellen, wo ich mich nicht lange aufzuhalten brauche für dieses Mal. Ich
gutes Vetterlein, daher etwas Rechtes werdet, ſo brauchet Ihr alsdann die Herren in der Stadt gar nicht, wir wollen Euch ſchon zu Etwas ma¬ chen. Obgleich Euer Vater ſchon lange todt iſt und es dann noch laͤnger ſein wird, ſo hat er doch in dieſer Gegend ein ſolches Andenken hin¬ terlaſſen und Ihr ſelbſt ſeid ſo mitten unter uns buͤrgerlich, daß Ihr weiter keine Gunſt brauchet, als Euere Tuͤchtigkeit!«
Dieſe Rede, an ſich etwas zu fruͤh an mich gerich¬ tet, betruͤbte mich, daß ich ganz ſtill ſchwieg; denn erſtens war es nun mit der Schule vorbei, was der Mann noch nicht wußte, und zweitens fuͤhlte ich mich nicht nach dem Geſchaͤftsleben hingezo¬ gen, fuͤhlte vielmehr eine Art von Grauen vor demſelben.
Nachdem ich noch den Stall beſehen und in der Scheune jeder Kuh eine Gabel voll Klee hinuͤbergeſchoben, verabſchiedete ich mich; die Baſe ließ es ſich aber nicht nehmen, mich ein Stuͤck Weges zu begleiten, um mich ſchnell noch einer anderen Baſe vorzuſtellen, wo ich mich nicht lange aufzuhalten brauche fuͤr dieſes Mal. Ich
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gutes Vetterlein, daher etwas Rechtes werdet, ſo
brauchet Ihr alsdann die Herren in der Stadt
gar nicht, wir wollen Euch ſchon zu Etwas ma¬
chen. Obgleich Euer Vater ſchon lange todt iſt
und es dann noch laͤnger ſein wird, ſo hat er
doch in dieſer Gegend ein ſolches Andenken hin¬
terlaſſen und Ihr ſelbſt ſeid ſo mitten unter uns
buͤrgerlich, daß Ihr weiter keine Gunſt brauchet,
als Euere Tuͤchtigkeit!«
Dieſe Rede, an ſich etwas zu fruͤh an mich gerich¬
tet, betruͤbte mich, daß ich ganz ſtill ſchwieg; denn
erſtens war es nun mit der Schule vorbei, was
der Mann noch nicht wußte, und zweitens fuͤhlte
ich mich nicht nach dem Geſchaͤftsleben hingezo¬
gen, fuͤhlte vielmehr eine Art von Grauen vor
demſelben.
Nachdem ich noch den Stall beſehen und in
der Scheune jeder Kuh eine Gabel voll Klee
hinuͤbergeſchoben, verabſchiedete ich mich; die Baſe
ließ es ſich aber nicht nehmen, mich ein Stuͤck
Weges zu begleiten, um mich ſchnell noch einer
anderen Baſe vorzuſtellen, wo ich mich nicht
lange aufzuhalten brauche fuͤr dieſes Mal. Ich
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/25>, abgerufen am 21.11.2024.
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