dem Grellen und Auffallenden zu greifen. Ja ich kam sogar mit den Beamten der Republik in Berührung und fand Gelegenheit, mich als einen tapferen Vertreter meiner Landesgegend zu zei¬ gen, da mir die Auswahl und Uebernahme der alten Waffen übergeben wurde, welche die Re¬ gierung unter der Bedingung treuer Sorgfalt bewilligte. Weil aber gerade diesmal mehrere ähnliche Feste stattfanden, so mußten beinahe alle Vorräthe geräumt werden, und nur die werth¬ vollsten Trophäen, an welche sich bestimmte Er¬ innerungen knüpften, blieben zurück. Ueberdies stritten sich die Abgeordneten der Gemeinden um die Waffen, alle wollten dasselbe haben, obschon es nicht für alle sich schickte; eine Anzahl großer Schlachtschwerter und Morgensterne, welche ich für meine Eidgenossen ausgesucht, wollte mir von einem Gegner durchaus abgerungen werden, un¬ geachtet ich ihm vorstellte, daß er für den Schwa¬ benkrieg, aus welchem seine Leute eine Schlacht spielen wollten, ganz anderer Gegenstände be¬ dürfe. Ich berief mich endlich auf den Zeugwart, welcher mir Recht gab, und der ansehnliche starke
dem Grellen und Auffallenden zu greifen. Ja ich kam ſogar mit den Beamten der Republik in Beruͤhrung und fand Gelegenheit, mich als einen tapferen Vertreter meiner Landesgegend zu zei¬ gen, da mir die Auswahl und Uebernahme der alten Waffen uͤbergeben wurde, welche die Re¬ gierung unter der Bedingung treuer Sorgfalt bewilligte. Weil aber gerade diesmal mehrere aͤhnliche Feſte ſtattfanden, ſo mußten beinahe alle Vorraͤthe geraͤumt werden, und nur die werth¬ vollſten Trophaͤen, an welche ſich beſtimmte Er¬ innerungen knuͤpften, blieben zuruͤck. Ueberdies ſtritten ſich die Abgeordneten der Gemeinden um die Waffen, alle wollten daſſelbe haben, obſchon es nicht fuͤr alle ſich ſchickte; eine Anzahl großer Schlachtſchwerter und Morgenſterne, welche ich fuͤr meine Eidgenoſſen ausgeſucht, wollte mir von einem Gegner durchaus abgerungen werden, un¬ geachtet ich ihm vorſtellte, daß er fuͤr den Schwa¬ benkrieg, aus welchem ſeine Leute eine Schlacht ſpielen wollten, ganz anderer Gegenſtaͤnde be¬ duͤrfe. Ich berief mich endlich auf den Zeugwart, welcher mir Recht gab, und der anſehnliche ſtarke
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dem Grellen und Auffallenden zu greifen. Ja
ich kam ſogar mit den Beamten der Republik in
Beruͤhrung und fand Gelegenheit, mich als einen
tapferen Vertreter meiner Landesgegend zu zei¬
gen, da mir die Auswahl und Uebernahme der
alten Waffen uͤbergeben wurde, welche die Re¬
gierung unter der Bedingung treuer Sorgfalt
bewilligte. Weil aber gerade diesmal mehrere
aͤhnliche Feſte ſtattfanden, ſo mußten beinahe alle
Vorraͤthe geraͤumt werden, und nur die werth¬
vollſten Trophaͤen, an welche ſich beſtimmte Er¬
innerungen knuͤpften, blieben zuruͤck. Ueberdies
ſtritten ſich die Abgeordneten der Gemeinden um
die Waffen, alle wollten daſſelbe haben, obſchon
es nicht fuͤr alle ſich ſchickte; eine Anzahl großer
Schlachtſchwerter und Morgenſterne, welche ich
fuͤr meine Eidgenoſſen ausgeſucht, wollte mir von
einem Gegner durchaus abgerungen werden, un¬
geachtet ich ihm vorſtellte, daß er fuͤr den Schwa¬
benkrieg, aus welchem ſeine Leute eine Schlacht
ſpielen wollten, ganz anderer Gegenſtaͤnde be¬
duͤrfe. Ich berief mich endlich auf den Zeugwart,
welcher mir Recht gab, und der anſehnliche ſtarke
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/354>, abgerufen am 23.11.2024.
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