schüttelte sich die Hände und sagte, der Wirth wäre ein ganzer Mann und so lange wir solche hätten, thue es nicht Noth! Doch ward der wackere Mann einstweilen gefänglich abgeführt und die Menge strömte aus dem Thore nach ver¬ schiedenen Seiten, theils um anderen Scenen bei¬ zuwohnen, theils um sich sonst vergnüglich um¬ her zu treiben. Viele blieben auch im Orte, um dem Klange der Geigen nachzugehen, welche da und dort sich hören ließen. Auf die Mittags¬ stunde machte sich aber Alles bereit, auf dem Grütli einzutreffen, wo der Bund beschworen wurde, mit Weglassung der Schiller'schen Stel¬ len, die sich auf die Nacht bezogen. Eine schöne Wiese an dem breiten Strom, von ansteigendem Gehölz umschlossen, war dazu bestimmt, wie auch der Strom überhaupt den See ersetzen mußte und den Fischern und Schiffsleuten zum Schau¬ platz diente. Anna setzte sich zu ihrem Vater in das Gefährt, ich ritt neben her und so begaben wir uns gemächlich auf den Weg dahin, um als Zuschauer auszuruhen und ausruhend zu genie¬ ßen. Auf dem Grütli ging es sehr ernst und
ſchuͤttelte ſich die Haͤnde und ſagte, der Wirth waͤre ein ganzer Mann und ſo lange wir ſolche haͤtten, thue es nicht Noth! Doch ward der wackere Mann einſtweilen gefaͤnglich abgefuͤhrt und die Menge ſtroͤmte aus dem Thore nach ver¬ ſchiedenen Seiten, theils um anderen Scenen bei¬ zuwohnen, theils um ſich ſonſt vergnuͤglich um¬ her zu treiben. Viele blieben auch im Orte, um dem Klange der Geigen nachzugehen, welche da und dort ſich hoͤren ließen. Auf die Mittags¬ ſtunde machte ſich aber Alles bereit, auf dem Gruͤtli einzutreffen, wo der Bund beſchworen wurde, mit Weglaſſung der Schiller'ſchen Stel¬ len, die ſich auf die Nacht bezogen. Eine ſchoͤne Wieſe an dem breiten Strom, von anſteigendem Gehoͤlz umſchloſſen, war dazu beſtimmt, wie auch der Strom uͤberhaupt den See erſetzen mußte und den Fiſchern und Schiffsleuten zum Schau¬ platz diente. Anna ſetzte ſich zu ihrem Vater in das Gefaͤhrt, ich ritt neben her und ſo begaben wir uns gemaͤchlich auf den Weg dahin, um als Zuſchauer auszuruhen und ausruhend zu genie¬ ßen. Auf dem Gruͤtli ging es ſehr ernſt und
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ſchuͤttelte ſich die Haͤnde und ſagte, der Wirth
waͤre ein ganzer Mann und ſo lange wir ſolche
haͤtten, thue es nicht Noth! Doch ward der
wackere Mann einſtweilen gefaͤnglich abgefuͤhrt
und die Menge ſtroͤmte aus dem Thore nach ver¬
ſchiedenen Seiten, theils um anderen Scenen bei¬
zuwohnen, theils um ſich ſonſt vergnuͤglich um¬
her zu treiben. Viele blieben auch im Orte, um
dem Klange der Geigen nachzugehen, welche da
und dort ſich hoͤren ließen. Auf die Mittags¬
ſtunde machte ſich aber Alles bereit, auf dem
Gruͤtli einzutreffen, wo der Bund beſchworen
wurde, mit Weglaſſung der Schiller'ſchen Stel¬
len, die ſich auf die Nacht bezogen. Eine ſchoͤne
Wieſe an dem breiten Strom, von anſteigendem
Gehoͤlz umſchloſſen, war dazu beſtimmt, wie auch
der Strom uͤberhaupt den See erſetzen mußte
und den Fiſchern und Schiffsleuten zum Schau¬
platz diente. Anna ſetzte ſich zu ihrem Vater in
das Gefaͤhrt, ich ritt neben her und ſo begaben
wir uns gemaͤchlich auf den Weg dahin, um als
Zuſchauer auszuruhen und ausruhend zu genie¬
ßen. Auf dem Gruͤtli ging es ſehr ernſt und
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/376>, abgerufen am 23.11.2024.
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