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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854.

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tendrein, rasend, toll! "Hast Du ihn gesehen?"
sagte der Oheim, so vergnügt, als ob er am
Vorabend seiner Hochzeit stände; dann fuhr er
fort: "Sie haben ihn verloren, doch in jenem
Schlag müssen sie nothwendig ein Häschen auf¬
thun! Wir wollen vollends hier hinaufgehen!"
Wir gelangten auf eine kleine Hochebene, welche
ein von der sinkenden Sonne geröthetes Hafer¬
feld enthielt, umsäumt von stillglühenden Föhren.
Hier hielten wir an und stellten uns am Rande
auf, in wohligem Schweigen, unfern eines ver¬
wachsenen Weges, der in's Dunkle führte. Wir
mochten so eine Viertelstunde gewartet haben, als
das Gebell in großer Nähe plötzlich wieder be¬
gann und mein Oheim mich anstieß. Zugleich
bewegte sich der Hafer vor uns, er flüsterte:
"Was Teufel ist denn da los?" und es erschien
eine riesenhafte Bauernkatze, welche uns ansah
und davonschlich. In großem Zorne rief der
geistliche Herr: "Du vermaledeite Bestie, was
hast denn du hier zu schaffen? da sieht man, wo
die jungen Hasen hinkommen! Wart, ich will
dir jagen helfen!" und er schleuderte ihr einen

tendrein, raſend, toll! »Haſt Du ihn geſehen?«
ſagte der Oheim, ſo vergnuͤgt, als ob er am
Vorabend ſeiner Hochzeit ſtaͤnde; dann fuhr er
fort: »Sie haben ihn verloren, doch in jenem
Schlag muͤſſen ſie nothwendig ein Haͤschen auf¬
thun! Wir wollen vollends hier hinaufgehen!«
Wir gelangten auf eine kleine Hochebene, welche
ein von der ſinkenden Sonne geroͤthetes Hafer¬
feld enthielt, umſaͤumt von ſtillgluͤhenden Foͤhren.
Hier hielten wir an und ſtellten uns am Rande
auf, in wohligem Schweigen, unfern eines ver¬
wachſenen Weges, der in's Dunkle fuͤhrte. Wir
mochten ſo eine Viertelſtunde gewartet haben, als
das Gebell in großer Naͤhe ploͤtzlich wieder be¬
gann und mein Oheim mich anſtieß. Zugleich
bewegte ſich der Hafer vor uns, er fluͤſterte:
»Was Teufel iſt denn da los?« und es erſchien
eine rieſenhafte Bauernkatze, welche uns anſah
und davonſchlich. In großem Zorne rief der
geiſtliche Herr: »Du vermaledeite Beſtie, was
haſt denn du hier zu ſchaffen? da ſieht man, wo
die jungen Haſen hinkommen! Wart, ich will
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[32/0042] tendrein, raſend, toll! »Haſt Du ihn geſehen?« ſagte der Oheim, ſo vergnuͤgt, als ob er am Vorabend ſeiner Hochzeit ſtaͤnde; dann fuhr er fort: »Sie haben ihn verloren, doch in jenem Schlag muͤſſen ſie nothwendig ein Haͤschen auf¬ thun! Wir wollen vollends hier hinaufgehen!« Wir gelangten auf eine kleine Hochebene, welche ein von der ſinkenden Sonne geroͤthetes Hafer¬ feld enthielt, umſaͤumt von ſtillgluͤhenden Foͤhren. Hier hielten wir an und ſtellten uns am Rande auf, in wohligem Schweigen, unfern eines ver¬ wachſenen Weges, der in's Dunkle fuͤhrte. Wir mochten ſo eine Viertelſtunde gewartet haben, als das Gebell in großer Naͤhe ploͤtzlich wieder be¬ gann und mein Oheim mich anſtieß. Zugleich bewegte ſich der Hafer vor uns, er fluͤſterte: »Was Teufel iſt denn da los?« und es erſchien eine rieſenhafte Bauernkatze, welche uns anſah und davonſchlich. In großem Zorne rief der geiſtliche Herr: »Du vermaledeite Beſtie, was haſt denn du hier zu ſchaffen? da ſieht man, wo die jungen Haſen hinkommen! Wart, ich will dir jagen helfen!« und er ſchleuderte ihr einen

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/42>, abgerufen am 21.11.2024.