Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854.Zweites Kapitel. Der nächste junge Tag ließ mich von allen Zweites Kapitel. Der naͤchſte junge Tag ließ mich von allen <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0047" n="[37]"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b #g">Zweites Kapitel.</hi><lb/> </head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Der naͤchſte junge Tag ließ mich von allen<lb/> Seiten mit dem Rufe: Maler! begruͤßen. Gu¬<lb/> ten Morgen, Maler! Haben der Herr Maler<lb/> wohl geruht? Maler, zum Fruͤhſtuͤck! hieß es,<lb/> und das Voͤlklein handhabte dieſen Titel mit der¬<lb/> jenigen gutmuͤthig ſpottenden Freude, welche es<lb/> immer empfindet, wenn es fuͤr einen neuen An¬<lb/> koͤmmling, den es nicht recht anzugreifen wußte,<lb/> endlich eine gelaͤufige Bezeichnung gefunden hat.<lb/> Ich ließ mir jedoch den angewieſenen Rang treff¬<lb/> lich munden und nahm mir im Stillen vor, den¬<lb/> ſelben nie mehr aufzugeben. Ich brachte aus<lb/> Pflichtgefuͤhl die erſte Morgenſtunde noch uͤber<lb/> meinen Schulbuͤchern zu, mich ſelbſt unterrich¬<lb/> tend; aber mit dem grauen Loͤſchpapier dieſer<lb/> melancholiſchen Werke kam die Oede und die Be¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [[37]/0047]
Zweites Kapitel.
Der naͤchſte junge Tag ließ mich von allen
Seiten mit dem Rufe: Maler! begruͤßen. Gu¬
ten Morgen, Maler! Haben der Herr Maler
wohl geruht? Maler, zum Fruͤhſtuͤck! hieß es,
und das Voͤlklein handhabte dieſen Titel mit der¬
jenigen gutmuͤthig ſpottenden Freude, welche es
immer empfindet, wenn es fuͤr einen neuen An¬
koͤmmling, den es nicht recht anzugreifen wußte,
endlich eine gelaͤufige Bezeichnung gefunden hat.
Ich ließ mir jedoch den angewieſenen Rang treff¬
lich munden und nahm mir im Stillen vor, den¬
ſelben nie mehr aufzugeben. Ich brachte aus
Pflichtgefuͤhl die erſte Morgenſtunde noch uͤber
meinen Schulbuͤchern zu, mich ſelbſt unterrich¬
tend; aber mit dem grauen Loͤſchpapier dieſer
melancholiſchen Werke kam die Oede und die Be¬
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