das Wort kund "Aller Anfang ist schwer" und mit demselben die Einsicht, daß ich ja erst jetzt anfange und diese Mühsal eben den Unterschied von dem früheren Spielwerke begründe. Aber diese Einsicht stimmte mich nur trauriger, da mir Mühseligkeit und saurer Fleiß bisher spanische Dörfer gewesen und keineswegs sehr verlockend, vielmehr der Arbeit die Seele und die freudige Lust zu nehmen schienen. Ich nahm meine Zu¬ flucht endlich wieder einmal zu Gott, der mir im Rauschen des Waldes und in meinem eingebilde¬ ten Elende wieder nahe getreten, und bat ihn flehendlich, mir zu helfen um meiner Mutter wil¬ len, deren sorgenvoller Einsamkeit ich nun auch gedachte.
Da traf ich auf eine junge Esche, welche mit¬ ten in einer Waldlücke auf einem niedrigen Erd¬ walle emporwuchs, von einer sickernden Quelle getränkt. Das Bäumchen hatte einen schwanken Stamm von nur zwei Zoll Dicke und trug oben eine zierliche Laubkrone, deren regelmäßig gereihte Blätter zu zählen waren und sich, sowie der Stamm, einfach, deutlich und anmuthig auf das
das Wort kund »Aller Anfang iſt ſchwer« und mit demſelben die Einſicht, daß ich ja erſt jetzt anfange und dieſe Muͤhſal eben den Unterſchied von dem fruͤheren Spielwerke begruͤnde. Aber dieſe Einſicht ſtimmte mich nur trauriger, da mir Muͤhſeligkeit und ſaurer Fleiß bisher ſpaniſche Doͤrfer geweſen und keineswegs ſehr verlockend, vielmehr der Arbeit die Seele und die freudige Luſt zu nehmen ſchienen. Ich nahm meine Zu¬ flucht endlich wieder einmal zu Gott, der mir im Rauſchen des Waldes und in meinem eingebilde¬ ten Elende wieder nahe getreten, und bat ihn flehendlich, mir zu helfen um meiner Mutter wil¬ len, deren ſorgenvoller Einſamkeit ich nun auch gedachte.
Da traf ich auf eine junge Eſche, welche mit¬ ten in einer Waldluͤcke auf einem niedrigen Erd¬ walle emporwuchs, von einer ſickernden Quelle getraͤnkt. Das Baͤumchen hatte einen ſchwanken Stamm von nur zwei Zoll Dicke und trug oben eine zierliche Laubkrone, deren regelmaͤßig gereihte Blaͤtter zu zaͤhlen waren und ſich, ſowie der Stamm, einfach, deutlich und anmuthig auf das
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das Wort kund »Aller Anfang iſt ſchwer« und
mit demſelben die Einſicht, daß ich ja erſt jetzt
anfange und dieſe Muͤhſal eben den Unterſchied
von dem fruͤheren Spielwerke begruͤnde. Aber
dieſe Einſicht ſtimmte mich nur trauriger, da mir
Muͤhſeligkeit und ſaurer Fleiß bisher ſpaniſche
Doͤrfer geweſen und keineswegs ſehr verlockend,
vielmehr der Arbeit die Seele und die freudige
Luſt zu nehmen ſchienen. Ich nahm meine Zu¬
flucht endlich wieder einmal zu Gott, der mir im
Rauſchen des Waldes und in meinem eingebilde¬
ten Elende wieder nahe getreten, und bat ihn
flehendlich, mir zu helfen um meiner Mutter wil¬
len, deren ſorgenvoller Einſamkeit ich nun auch
gedachte.
Da traf ich auf eine junge Eſche, welche mit¬
ten in einer Waldluͤcke auf einem niedrigen Erd¬
walle emporwuchs, von einer ſickernden Quelle
getraͤnkt. Das Baͤumchen hatte einen ſchwanken
Stamm von nur zwei Zoll Dicke und trug oben
eine zierliche Laubkrone, deren regelmaͤßig gereihte
Blaͤtter zu zaͤhlen waren und ſich, ſowie der
Stamm, einfach, deutlich und anmuthig auf das
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/57>, abgerufen am 04.12.2024.
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