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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854.

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schloß und heftig küßte, dann quer durch die
Bäume die Halde hinan eilte und verschwand,
indessen ich das Wasser entlang nach Hause ging.
Ich fühlte sonderbarer Weise die Schuld dieses
Abenteuers allein auf mir ruhen, obgleich ich
mich leidend dabei verhalten, während ich schon
empfand, wie unauslöschlich der nächtliche Spuk,
die glänzende Gestalt für immer meinen Sin¬
nen eingeprägt sei und wie ein weißes Feuer
in meinem Gehirne und in meinem Blute um¬
ging.

Zu diesen so ganz entgegengesetzten Aufre¬
gungen der Tage und der Nächte kamen diesen
Sommer noch verschiedene Auftritte im ländlichen
Familienleben, welche bei aller Einfachheit doch
den gewaltigen Wechsel des Lebens und sein un¬
aufhaltsames Vorübergehen in's Licht stellten.
Der Haushalt des jungen Müllers ließ seine Hei¬
rath nicht länger aufschieben, und es wurde also
eine dreitägige Hochzeit gefeiert, bei welcher die
spärlichen Ueberreste städtischen Gebrauches, so die
Braut aus ihrem Hause mitbrachte, gar jämmer¬
lich dem ländlichen Pomp unterliegen mußten

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ſchloß und heftig kuͤßte, dann quer durch die
Baͤume die Halde hinan eilte und verſchwand,
indeſſen ich das Waſſer entlang nach Hauſe ging.
Ich fuͤhlte ſonderbarer Weiſe die Schuld dieſes
Abenteuers allein auf mir ruhen, obgleich ich
mich leidend dabei verhalten, waͤhrend ich ſchon
empfand, wie unausloͤſchlich der naͤchtliche Spuk,
die glaͤnzende Geſtalt fuͤr immer meinen Sin¬
nen eingepraͤgt ſei und wie ein weißes Feuer
in meinem Gehirne und in meinem Blute um¬
ging.

Zu dieſen ſo ganz entgegengeſetzten Aufre¬
gungen der Tage und der Naͤchte kamen dieſen
Sommer noch verſchiedene Auftritte im laͤndlichen
Familienleben, welche bei aller Einfachheit doch
den gewaltigen Wechſel des Lebens und ſein un¬
aufhaltſames Voruͤbergehen in's Licht ſtellten.
Der Haushalt des jungen Muͤllers ließ ſeine Hei¬
rath nicht laͤnger aufſchieben, und es wurde alſo
eine dreitaͤgige Hochzeit gefeiert, bei welcher die
ſpaͤrlichen Ueberreſte ſtaͤdtiſchen Gebrauches, ſo die
Braut aus ihrem Hauſe mitbrachte, gar jaͤmmer¬
lich dem laͤndlichen Pomp unterliegen mußten

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[131/0141] ſchloß und heftig kuͤßte, dann quer durch die Baͤume die Halde hinan eilte und verſchwand, indeſſen ich das Waſſer entlang nach Hauſe ging. Ich fuͤhlte ſonderbarer Weiſe die Schuld dieſes Abenteuers allein auf mir ruhen, obgleich ich mich leidend dabei verhalten, waͤhrend ich ſchon empfand, wie unausloͤſchlich der naͤchtliche Spuk, die glaͤnzende Geſtalt fuͤr immer meinen Sin¬ nen eingepraͤgt ſei und wie ein weißes Feuer in meinem Gehirne und in meinem Blute um¬ ging. Zu dieſen ſo ganz entgegengeſetzten Aufre¬ gungen der Tage und der Naͤchte kamen dieſen Sommer noch verſchiedene Auftritte im laͤndlichen Familienleben, welche bei aller Einfachheit doch den gewaltigen Wechſel des Lebens und ſein un¬ aufhaltſames Voruͤbergehen in's Licht ſtellten. Der Haushalt des jungen Muͤllers ließ ſeine Hei¬ rath nicht laͤnger aufſchieben, und es wurde alſo eine dreitaͤgige Hochzeit gefeiert, bei welcher die ſpaͤrlichen Ueberreſte ſtaͤdtiſchen Gebrauches, ſo die Braut aus ihrem Hauſe mitbrachte, gar jaͤmmer¬ lich dem laͤndlichen Pomp unterliegen mußten 9 *

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/141>, abgerufen am 24.11.2024.