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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854.

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sehen, überkam mich ein wahrhaftes Schamgefühl
vor den Kameraden, welche sich ihrerseits ganz
ähnlich verhielten.

Als wir soweit waren, mit Ehren über die
Straße zu marschiren, zogen wir jeden Tag auf
den Exercierplatz, welcher im Freien lag und von
der Landstraße durchschnitten wurde. Eines Ta¬
ges, als ich mitten in einem Gliede von etwa
fünfzehn Mann nach dem Kommando des In¬
struktors, der unermüdlich rückwärts vor uns her
ging, schreiend und mit den Händen das Tempo
schlagend, so schon stundenlang den weiten Platz
nach allen Richtungen durchmessen und vielfach
in unseren Schwenkungen die vielen anderen Ab¬
theilungen gekreuzt hatte, kamen wir plötzlich dicht
an die Landstraße zu stehen und machten dort
Halt und Front gegen dieselbe. Der Exercier¬
meister, welcher hinter der Front stand, ließ uns
eine Weile regungslos verharren, um einige nicht
schmeichelhafte Bemerkungen und Ausstellungen
an unseren Gliedmaßen anzubringen. Während er
hinter unserm Rücken lärmte und fluchte, so weit
es ihm Gesetz und Sitte nur immer erlaubten,

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ſehen, uͤberkam mich ein wahrhaftes Schamgefuͤhl
vor den Kameraden, welche ſich ihrerſeits ganz
aͤhnlich verhielten.

Als wir ſoweit waren, mit Ehren uͤber die
Straße zu marſchiren, zogen wir jeden Tag auf
den Exercierplatz, welcher im Freien lag und von
der Landſtraße durchſchnitten wurde. Eines Ta¬
ges, als ich mitten in einem Gliede von etwa
fuͤnfzehn Mann nach dem Kommando des In¬
ſtruktors, der unermuͤdlich ruͤckwaͤrts vor uns her
ging, ſchreiend und mit den Haͤnden das Tempo
ſchlagend, ſo ſchon ſtundenlang den weiten Platz
nach allen Richtungen durchmeſſen und vielfach
in unſeren Schwenkungen die vielen anderen Ab¬
theilungen gekreuzt hatte, kamen wir ploͤtzlich dicht
an die Landſtraße zu ſtehen und machten dort
Halt und Front gegen dieſelbe. Der Exercier¬
meiſter, welcher hinter der Front ſtand, ließ uns
eine Weile regungslos verharren, um einige nicht
ſchmeichelhafte Bemerkungen und Ausſtellungen
an unſeren Gliedmaßen anzubringen. Waͤhrend er
hinter unſerm Ruͤcken laͤrmte und fluchte, ſo weit
es ihm Geſetz und Sitte nur immer erlaubten,

11 *
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[169/0179] ſehen, uͤberkam mich ein wahrhaftes Schamgefuͤhl vor den Kameraden, welche ſich ihrerſeits ganz aͤhnlich verhielten. Als wir ſoweit waren, mit Ehren uͤber die Straße zu marſchiren, zogen wir jeden Tag auf den Exercierplatz, welcher im Freien lag und von der Landſtraße durchſchnitten wurde. Eines Ta¬ ges, als ich mitten in einem Gliede von etwa fuͤnfzehn Mann nach dem Kommando des In¬ ſtruktors, der unermuͤdlich ruͤckwaͤrts vor uns her ging, ſchreiend und mit den Haͤnden das Tempo ſchlagend, ſo ſchon ſtundenlang den weiten Platz nach allen Richtungen durchmeſſen und vielfach in unſeren Schwenkungen die vielen anderen Ab¬ theilungen gekreuzt hatte, kamen wir ploͤtzlich dicht an die Landſtraße zu ſtehen und machten dort Halt und Front gegen dieſelbe. Der Exercier¬ meiſter, welcher hinter der Front ſtand, ließ uns eine Weile regungslos verharren, um einige nicht ſchmeichelhafte Bemerkungen und Ausſtellungen an unſeren Gliedmaßen anzubringen. Waͤhrend er hinter unſerm Ruͤcken laͤrmte und fluchte, ſo weit es ihm Geſetz und Sitte nur immer erlaubten, 11 *

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/179>, abgerufen am 21.11.2024.